Gerresheim Im "Neußer Thor" wird jetzt gerockt

Gerresheim · Melanie Pampus krempelt Konzept der gut bürgerlichen Traditionsgaststätte in Gerresheim um.

 Melanie Pampus hat in der Gaststätte Neußer Thor für frischen Wind gesorgt.

Melanie Pampus hat in der Gaststätte Neußer Thor für frischen Wind gesorgt.

Foto: Bernd Schaller

Am Nachmittag, so hat es den Eindruck, ist alles beim Alten geblieben. Mehrere nicht mehr ganz so junge Herren trinken ihr Bier, blättern in der Zeitung, fühlen sich in der Traditionsgaststätte "Neußer Thor" am Anfang der Benderstraße offensichtlich wohl. An den Abenden und Wochenenden sieht das neuerdings auch schon mal anders aus. Dann mischt sich junges Publikum unter die Stammgäste, feiert, schaut Fußball. Und einmal im Monat wird gerockt, wenn lokale und regionale Bands für fünf Euro Eintritt die Bühne erobern - Blues, Cover-Rock, Rockabilly, die musikalische Bandbreite ist groß.

Die Frau, die für dieses neue Konzept in dem rustikal eingerichteten Gerresheimer Bierhaus verantwortlich ist, heißt Melanie Pampus. Sie betreibt den Familienbetrieb seit Anfang des Jahres in Eigenregie, hat ein wenig renoviert und den Spagat gewagt, neue, jüngere Gäste gezielt anzulocken, ohne die älteren Semester, die schon ewig im "Neußer Thor" verkehren, zu vergraulen. "Jetzt trinkt hier der 18-Jährige mit dem 80-Jährigen zusammen ein Alt, manchmal haben wir drei Generationen gleichzeitig im Laden. Es gibt Gerresheimer, die waren früher als Teenager mit dem Opa hier, haben ihr erstes Bier im Leben getrunken, die kommen jetzt wieder zurück", sagt Melanie Pampus, die aus einer waschechten Gastronomenfamilie kommt. "Mein Vater hatte in den 80-er Jahren noch das Goldene Fass", blickt die Tochter zurück.

Dass die passionierte Motorradfahrerin viele neue Freunde hinzugewinnen konnte, seitdem sie an der Benderstraße hinter dem Tresen steht, hat unlängst nach dem Korso "Biker4Kids" ihre Spendenaktion für das Kinderhospiz Regenbogenland während des Live-Auftritts von G-Pack gezeigt. "650 Euro sind zusammengekommen - auch, weil die Band auf ihre Gage verzichtet hat", berichtet die 36-Jährige erfreut.

Dass die Neuausrichtung in dem Traditionshaus aus geschäftlicher Sicht eine Gratwanderung bedeutete, war ihr bewusst, das Risiko ist Melanie Pampus aber bewusst eingegangen. "Etwas frischer Wind war schon vonnöten. Und so viel habe ich auch gar nicht verändert", sagt sie. Es gibt immer noch Flönz und eine heiße Suppe für den Hunger zwischendurch, das Alt kostet lediglich 1,40 Euro und über den Köpfen der Gäste weist das Bild, das Gerresheim im Jahre 1725 zeigt, nach wie vor die Patina der vergangenen Jahrzehnte auf. "Es ist meines Wissens die älteste Kneipe im Stadtteil, da verbietet es sich ohnehin, allzu viel Neues auszuprobieren", erklärt Melanie Pampus. Einer der Stammgäste mit schlohweißem Haar bestätigt ihre Vermutung: "Die Kneipe gibt es mindestens seit den 50er Jahren, das Haus ist Ende des 19. Jahrhunderts gebaut worden. Früher war hier mal eine Eisdiele integriert. Da gab es für den Außenverkauf auch eine Klappe, da konnte der Wirt Bier oder eben Eis nach draußen reichen."

(RP)
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