Gerresheim Gegen den Schall

Gerresheim · Für die Basilika St. Margareta in Gerresheim wurden für 12.500 Euro neue Sitzpolster angeschafft. Diese sind nicht nur bequemer, sie schlucken zudem den Schall. Damit ist das Akustikproblem in der Kirche aber noch lange nicht gelöst.

 Michael Brockerhoff (Bürgerstiftung), Katharina Posten (Projektverantwortliche) und Pfarrer Karl-Heinz Sülzenfüß (r.) präsentieren die Polster.

Michael Brockerhoff (Bürgerstiftung), Katharina Posten (Projektverantwortliche) und Pfarrer Karl-Heinz Sülzenfüß (r.) präsentieren die Polster.

Foto: H.-J. Bauer

Die Basilika St. Margareta in Gerresheim muss sich hinter keinem Gotteshaus in Düsseldorf verstecken. Die im 13. Jahrhundert errichtete Kirche, im, wie man hier so schön sagt, "rheinischen Übergangsstil" gebaut, weist architektonisch ebenso Elemente der Spätromanik wie der Gotik auf. Sie ist aus heutiger Sicht aber vor allem eines: ziemlich alt. Das hat natürlich etwas sehr Schönes, bringt aber mit sich, dass immer wieder Hand angelegt werden muss.

Jetzt wurden zum Beispiel neue Sitzpolster für die Kirchenbänke angeschafft. Klingt nicht spektakulär, ist dafür aber ziemlich teuer: 12.500 Euro hat die Maßanfertigung gekostet. Die war jedoch bitter nötig, bestätigt Pfarrer Karl-Heinz Sülzenfuß: "Die alten Sitzkissen waren bestimmt 30 Jahre alt. Das sah nicht mehr schön aus." Um die katholische Kirchengemeinde St. Margareta zu entlasten, übernimmt die Bürgerstiftung Gerricus die Kosten für die Polster. "Das ist für uns zu finanzieren, auch wenn wir dafür weiterhin gezielt um Spenden bitten", sagt der Vorstandsvorsitzende Michael Brockerhoff. Katharina Posten war als Projektverantwortliche federführend für die Auswahl verantwortlich: "Wir haben uns bestimmt 15 Stoffkategorien und fünf weitere Qualitätsstufen genau angesehen. Filz hat sich zum Beispiel als zu teuer erwiesen, daher fiel die Wahl am Ende auf den Velourstoff für Sitz- und Kniebänke." Die Farbe, Ochsenblutrot, gewann wegen ihres festlichen Anscheins gegen Grau (zu langweilig) und braun (zu soßig). An der Wahl hätte letztlich auch der Denkmalschutz (weder der kirchliche noch der staatliche) etwas auszusetzen gehabt.

Fast noch wichtiger als der optische Eindruck: Der melierte Velourstoff über der 2,5 Zentimeter dicken Polsterung trägt zu einer besseren Akustik in dem Gotteshaus bei. "Es absorbiert den Schall", erklärt Brockerhoff. Dabei handelt es sich um ein grundsätzliches Problem von romanischen Gotteshäusern, das vor allem wegen der Vierung entsteht, dem Raum, der beim Zusammentreffen des Haupt- und des Querschiffes einer Kirche entsteht: "Der lange Nachhall dauert bis zu sieben Sekunden, bis er abgeebbt ist. Das macht sich besonders negativ bei Bässen bemerkbar. Und: Wenn der Chor vorne singt, hören die Sänger selbst kaum ihre Stimmen", erläutert der Stiftungsvorsitzende. Dass dieser akustische Missstand schon mal liturgische Feiern vermiesen kann, liegt da auf der Hand.

Die neue Polsterung soll daher nur ein Baustein sein, das Problem langfristig anzugehen. "Es gibt verschiedene Konzepte", sagt Brockerhoff. Von dem wohl wirksamsten hat sich die Gemeinde aber auch schon wieder verabschiedet: "Die große Lösung wäre gewesen, bauliche Elemente in den Raum zu hängen, die den Schall brechen. Aber das hätte erstens gestalterisch nicht zu der Basilika gepasst und wäre zweitens auch kaum beim Denkmalschutz durchgegangen."

Stattdessen soll nun mit Hilfe einer gezielten Frequenz so genannter Aktivlautsprecher der Schall auf eine Quelle reduziert werden, was eine enorme Verbesserung bedeuten würde, sagt Brockerhoff. "Dann wären auch Predigten besser bis in die letzte Bank verständlich, bisher muss der Pfarrer wegen des störenden Nachhalls quasi nach jedem Satz eine Pause machen, wenn er ein Mikro benutzt."

Bis Ende des Jahres soll eine Kostenschätzung vorliegen und eine Entscheidung innerhalb der Bürgerstiftung darüber gefällt werden, wie der Schall gebrochen und eine Verbesserung herbeigeführt werden kann. Zumindest die Polsterung ist schon mal da. Und dass diese den Schall schluckt, hat noch einen weiteren Vorteil. "Die Kirche klingt immer voll besetzt", so Brockerhoff.

(RP)
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