Gerresheim Freundeskreis fördert freie Künstler

Gerresheim · Seit 15 Jahren gibt es den Art Room in Gerresheim. Bei dem ungewöhnlichen Projekt können Interessierte für eine Kostenbeteiligung ihre Werke in der Galerie ausstellen. Die Idee funktioniert, bis Mitte 2016 ist alles ausgebucht.

 Thomas Schrage, Einhard Zang und Ralf Buchholz (v.l.) bei den Vorbereitungen für die Jubiläumsausstellung, die heute im Art Room eröffnet wird.

Thomas Schrage, Einhard Zang und Ralf Buchholz (v.l.) bei den Vorbereitungen für die Jubiläumsausstellung, die heute im Art Room eröffnet wird.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Zum 15-jährigen Bestehen eines ungewöhnlichen Projekts zeigen die aktuell sechs Mitglieder des Freundeskreises Art Room heute, was ihre Verbindung so einzigartig macht: In der kleinen Galerie am Poth sind nicht nur einzelne Arbeiten der Künstler ausgestellt, sondern auch Bilder, auf denen sich alle gemeinsam verewigt haben. "Jeder hat andere Auffassungen, Ideen, Techniken. Das alles unter einen Hut zu bekommen, war nicht immer einfach, hat trotz hitzigen Diskussionen am Ende aber funktioniert", sagt Thomas Schrage. "Und schlussendlich war das Ergebnis tatsächlich rund", fügt Einhard Zang hinzu. So findet sich auf einem Werk abstrakte und naturalistische Malerei ebenso wieder wie Sieb- und Holzdruck. "Alles in allem ein großartiger künstlerischer Prozess", schwärmt Schrage.

Er war es auch, der vor 15 Jahren die Initialzündung dafür gab, das unscheinbare Versicherungsbüro nahe der Benderstraße in die etwas andere Galerie zu verwandeln. "Es hat seine Zeit gebraucht, die Findungsphase war langwierig, aber es hat sich gelohnt", erzählt der Künstler. Die angemieteten Räume nutzte er zunächst für eigene Ausstellungen, "doch das lief sich schnell tot". So entstand die Idee, den Art Room im Vier-Wochen-Rhythmus immer anderen Künstlern zum "Selbstkostenpreis" (Anteil an Miete und den Produktionskosten für Postkarten und Flyer) zur Verfügung zu stellen. Als Schrage die Arbeit jedoch zu viel wurde und er die Sache an den Nagel hängen wollte, habe es einen Aufschrei in Künstlerkreisen gegeben. "Viele wollten helfen. Die am meisten krakelt haben, waren aber schnell wieder weg", berichtet der Akademie-Absolvent. Andere blieben jedoch, darunter nicht zuletzt Einhard Zang. Daraus entwickelte sich vor zehn Jahren der Freundeskreis, der in wechselnder Besetzung bis heute das Projekt Art Room "ehrenamtlich", wie Schrage betont, weiterführt.

Es habe zu Beginn eine Durststrecke gegeben, und auch nicht jeder Künstler konnte im Verlauf der vier Wochen wirklich Arbeiten verkaufen, insgesamt bewerten die Initiatoren ihre "Produzentengalerie" jedoch als absolute Erfolgsgeschichte. Dafür spreche vor allem, "dass wir weit bis ins nächste Jahr ausgebucht sind, und auch die Warteliste lang ist", sagt Zang, der die Ausstellungen koordiniert.

Ralf Bucholz, der erst Anfang des Jahres zum Freundeskreis hinzugestoßen ist, hat durch seine Kontakte zu Museen und Läden für Künstlerbedarf dazu beigetragen, dass der Bekanntheitsgrad der Nebenstraßen-Galerie in Gerresheim weiter zugenommen hat. "Ich habe mich in diesem Kreis sofort wohlgefühlt", sagt er.

Mehr als 150 Ausstellungen auch vieler internationaler Künstler hat es inzwischen im Art Room gegeben, eine, die nie stattgefunden hat, wird Thomas Schrage aber besonders in Erinnerung bleiben: "Ein Aktionskünstler aus Berlin wollte bei uns ausstellen. Er hat sich bei der Planung sehr ins Zeug gelegt, kam mit einer Sekretärin. Er wollte den Eingang der Galerie als Gebärmutter umdekorieren und auch sonst einiges umbauen. Am Tag vor der Eröffnung ist er aber nicht wie vereinbart erschienen, zur Vernissage selbst auch nicht, dafür aber rund irritierte 100 Besucher. Gehört haben wir von ihm nichts mehr."

(RP)
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