Gerresheim Falken laden die Welt zu sich ein

Gerresheim · Im Freizeittreff des Kinder - und Jugendverbandes in Gerresheim wird ein Café eröffnet, in dem auch junge Flüchtlinge willkommen sind. Die Jugendlichen sollen sich selbst organisieren, Erwachsene das Projekt nur begleiten.

 Torsten Nagel, Marcel Schillings und Besucher Richard Berger (v.l.) im Herzstück des neuen Cafés, der Sofaecke.

Torsten Nagel, Marcel Schillings und Besucher Richard Berger (v.l.) im Herzstück des neuen Cafés, der Sofaecke.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Das Falkenheim der Sozialistischen Jugend Deutschland (SJD) ist in Gerresheim ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche, auch wenn es am Ende einer Sackgasse an der Straße Unter den Eichen etwas versteckt liegt. Beim Offenen Jugendtreff freitags kommen die "Kellerkinder" zusammen, es werden Freizeiten und Zeltlager angeboten, in einem Veranstaltungssaal finden regelmäßig Konzerte statt, Proberäume stehen Bands aus der Umgebung zur Verfügung. Und natürlich gibt es neben sportlichen und kulturellen Seminaren auch politische, die vor allem eines sind: in jeder Hinsicht antifaschistisch und antirassistisch.

In diesen Rahmen passt auch eine Idee, die der Geschäftsführer Torsten Nagel und Projektmitarbeiter Marcel Schillings hatten: Bei aktuell vier Flüchtlingsunterkünften in der unmittelbaren Umgebung müsse man gerade auch für die Jugendlichen, die völlig fremd und neu in Deutschland sind, etwas anbieten - wie zum Beispiel ein Café. Alle zwischen 14 und 21 Jahren wären willkommen, insbesondere Flüchtlinge. Aus diesem spontanen Einfall wurde ein konkretes Konzept geschmiedet, das Schillings bei der Aktion Mensch einsandte, die inklusive Projekte unterstützt. Und siehe da: Die Düssel-Falken hatten Erfolg, das "Café Freiraum", so der Arbeitstitel, wird in den kommenden drei Jahren mit 144.000 Euro für Sachkosten und Stellenfinanzierung gefördert.

Die Räumlichkeiten sind im Keller des Falkenheims bereits vorhanden, was nun daraus entsteht, liege an den Jugendlichen, die sich an dem Projekt beteiligen wollen, erklärt Schillings: "Die Teilnehmer sollen sich selbst organisieren, eigene Ideen einbringen, was Öffnungszeiten, das Programm oder auch den Namen des Cafés betrifft - bis hin zur Schlüsselgewalt. Wir Erwachsene wollen diesen multikulturellen Freizeittreff allenfalls flankierend begleiten."

Aktuell wird im Haus noch viel gearbeitet, hat das Gebäude ein wenig den Charme der 70er Jahre. Am Samstag, 27. Februar, startet dann ab 14 Uhr das erste "World Café". Das sei noch keineswegs der Name des neuen Treffs, sondern beschreibe vielmehr die Methode, bei der sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen und - wie man neudeutsch so schön sagt - ein konstruktives Brainstorming betreiben, erläutert Nagel. Fest stehe schon, dass das Café dreimal die Woche geöffnet haben soll, "an welchen Tagen genau, das können die Jugendlichen selbst entscheiden", so Schillings.

Natürlich könnten die Neuankömmlinge von dem profitieren, was ohnehin schon da sei und sich von den Arrivierten anleiten lassen, sagt Nagel. Ob HipHop- oder Graffiti-Workshop, Konzerte oder Kino (warum nicht Filme in anderen Sprachen), vieles sei denkbar. "Vielleicht hilft auch ein konkreter Fragebogen, um die Wünsche zu erfahren", überlegt Nagel laut.

Die Falken wollten auf keinen Fall indoktrinierend auf die deutschen und ausländischen Jugendlichen einwirken, versichert Nagel, sollte aber das Interesse an politischer und vor allem antirassistischer Aufklärung vorhanden sein, gebe es im Falkenheim immer wieder Angebote wie Themenabende, Fahrten nach Auschwitz oder Projekte wie "No Border", (in Kooperation mit Stay! und Zakk), bei der Flüchtlinge gezielt aus der Isolation geholt werden.

Seit "No Border" könnten die Falken dank der vielen neuen Verbindungen auch reagieren, wenn mit Eröffnung des neuen Cafés etwa ein Dolmetscher benötigt werde. Nagel: "Wir sind inzwischen sehr gut vernetzt und können viele Probleme alleine aus der Welt schaffen."

(RP)
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