Gerresheim Die Nachtigall hat sich gemausert

Gerresheim · Francesco Vecchio hat das in die Jahre gekommene Restaurant unweit der Heyestraße in Gerresheim von Grund auf modernisiert.

 Francesco Vecchio hat die alte Nachtigall zu einer modernen Trattoria umgebaut. Die freigelegte Innenmauer erinnert an vergangene Zeiten.

Francesco Vecchio hat die alte Nachtigall zu einer modernen Trattoria umgebaut. Die freigelegte Innenmauer erinnert an vergangene Zeiten.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Francesco Vecchio hat eine schöne Pizzeria. Das ist nicht wirklich etwas Besonderes in Düsseldorf. Erst recht nicht in unmittelbarer Nähe der Heyestraße in Gerresheim, nennt man das Quartier doch gerne Klein-Italien. Hier gibt es viele Pizzerien, Trattorien, Eiscafés, in denen die Farben Grün, Weiß und Rot dominieren. Annähernd 1000 gebürtige Italiener leben im "Unteren Gerresheim". Mitte Oktober vergangenen Jahres hat Vecchio an der Büdingerstraße 1 sein Restaurant eröffnet. Und wer die Lokalität aus der Zeit davor kennt, der wird zustimmen, dass es eben doch etwas Besonderes ist, was der 45-Jährige hier geschaffen hat.

Früher hieß der Laden "Zur Nachtigall", schon damals gab es italienische Küche, an der es prinzipiell nichts auszusetzen gab. Nur Interieur und Ambiente erinnerten eher an das, was man im Volksmund womöglich mit Spelunke oder Kaschemme bewerten würde. "Hier ist seit Bestehen des Betriebs nicht mehr richtig renoviert worden. Nur noch eine weitere Tapete drüber und noch eine Schicht Farbe drauf", erzählt Vecchio. Er hat renoviert, und zwar radikal. Alles raus, alles neu, nach zwei Monaten war das Lokal nicht mehr wiederzuerkennen. Bis zu acht Zentimeter Putz musste er auftragen lassen, um die Sünden der Vergangenheit zu übertünchen. Einziger optischer Tribut an die Vergangenheit ist die freigelegte Innenmauer.

"Ich wollte etwas Schöneres haben, als ich vorher hatte. Immerhin verbringe ich hier mehr Zeit als zu Hause mit meiner Familie", sagt der Sizilianer, der zuvor acht Jahre lang die Gastronomie beim Postsportverein an der Dreherstraße betrieben hat, "bis wir uns vertraglich nicht mehr einig wurden". Vecchios Geschichte in Deutschland nahm 1982 ihren Anfang, als er in Saarbrücken eine Lehre als Automechaniker absolvierte. 1991 begann er in der Gerresheimer Glashütte als Schlosser, und damit schließt sich quasi ein Kreis für ihn. Denn die früher als Haus Haumann bekannte Nachtigall war ein beliebter Treffpunkt der Mitarbeiter der Glashütte auf der anderen Straßenseite, sogar ein Kino gab es hier. Als die Glashütte 2005 schließen musste, hatte Vecchio sich bereits der Gastronomie zugewandt. "Mein Vater hatte früher in Saarbrücken schon ein Lokal, das liegt der Familie irgendwie im Blut", erzählt er. Vecchio eröffnete 2001 an der Benzstraße auf 25 Quadratmetern seine erste Pizzeria, vier Jahre später zog er auf die andere Straßenseite, da hatte er schon 25 Plätze, an der Dreherstraße waren es dann rund 160. "Und verkleinern wollte ich mich nicht", erklärt der Gastronom, warum seine Wahl auf die Nachtigall fiel, obwohl die Immobilie an der Büdingerstraße etwas versteckt liegt. Francesco Vecchio hat sein Restaurant "La Ruota" getauft. Das heißt übersetzt "Das Rad". Das will er kulinarisch nicht neu erfinden, nur ein wenig mehr zu den Wurzeln der traditionellen italienischen Küche zurückkehren. "Hier hat sich doch vieles eingedeutscht", sagt Vecchio und kann ein simples Beispiel nennen: "Spaghetti Carbonara wird ursprünglich mit Ei und Speck und eben nicht mit Sahne und Schinken gemacht." Auch gutes Gemüse werde total vernachlässigt. Und wer bringe heutzutage schon noch so etwas wie Ossobuco alle Milanese (Geschmorte Kalbshaxe) oder vernünftiges Ratatouille auf den Teller? Sein neuer Koch Tommaso Rumé ist wie er Sizilianer, die regionale Herkunft sei für ihn aber nicht ausschlaggebend für die Einstellung des Personals, sagt er schmunzelnd. Seine Frau arbeite ebenso mit in dem Familienbetrieb wie die älteste Tochter, "sonst sieht man sich ja kaum".

Und dann gibt es da doch noch ein Relikt aus der Vergangenheit: Ein großes Wandbild zeigt Beschäftigte in der Glashütte bei der Arbeit, angefertigt von einem gewissen Künstler namens Arnstedt im Jahre 1936. "Ein bisschen die Historie zu würdigen, kann ja nie schaden", sagt Francesco Vecchio.

(RP)
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