Garath Lebensmittel-Tafel an Kapazitätsgrenze

Garath · 650 Menschen aus dem Stadtbezirk 10 holen sich alle 14 Tage Gespendetes in der Bonhoeffer-Kirche ab. Tafel-Chef Burkhard Schellenberg weist aber trotzdem niemanden ab, der bedürftig ist.

Die Garather Lebensmitteltafel hat ihre Kapazitätsgrenze erreicht. 650 Bedürftige haben einen Berechtigungsschein, um sich freitags im Wechsel alle 14 Tage mit gespendeten Lebensmitteln in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche zu versorgen. Wobei Burkhard Schellenberg, Leiter der ehrenamtlichen Einrichtung, nicht von einem Aufnahmestopp sprechen will. Seit dem Start der Garather Tafel im Jahr 2007 hat sich die Zahl der Bedürftigen verdoppelt; das Spendenaufkommen hingegen nicht.

Schellenberg führt akribisch Listen über die Bedürftigen, streicht aus, wer keine Hilfe mehr benötigt, und notiert, wer dreimal hintereinander ohne abzusagen den Termin verpasst hat. In solchen Fällen verordnet er schon mal eine erzieherische Pause. So kann er punktgenau sehen, ob es nicht die Möglichkeit gibt, dass jemand anderes in diese Lücke stoßen kann. Allerdings gibt es dann erstmal einen Tages- statt eines Dauerberechtigungsscheins.

Wieso so viele Menschen aus dem Stadtbezirk 10 auf Lebensmittelspenden angewiesen sind ? "Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander", sagt Pfarrer Carsten Hilbrans, dessen evangelischen Gemeinde die Tafel unterstützt.

Es sind nur eine Hand voll Flüchtlinge unter den Menschen, die sich freitags zwischen 15 und 18 Uhr vor die Kirche stellen, um Obst, Gemüse, Wurst oder Brot abzuholen. Schellenberg: "Die Bewohner aus dem Hotel Achteck hat die Stadt abgezogen, von denen kamen schon mal welche." Derzeit sind es noch ein paar Familien, die in einem Mehrfamilienhaus an der Emil-Barth-Straße untergebracht sind.

Die neun jungen Männer, die in einer Wohngemeinschaft in dem Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde leben, hat der Ehrenamtler noch nie bei den Ausgabeterminen gesehen. Von denen sind einige als Flüchtling anerkannt, andere noch im Verfahren. "Sie helfen sich sehr stark gegenseitig", beschreibt es Hilbrans. Einer der Männer sitzt im Rollstuhl; weil das Pfarrhaus nicht behindertengerecht ist, packen die Mitbewohner an.

Auch unter den Ehrenamtlern, die die Lebensmittel ausgeben, ist ein aus Ägypten Geflohener, erzählt Schellenberg. Sowieso habe er ein ganz tolles Team, gerät der Team-Chef ins Schwärmen. Denn es gehe nicht nur darum, Spenden zu verteilen, sondern um viel mehr - Hilbrans nennt es "Leib- und Seelsorge" für die Menschen. Schellenberg geht mit gutem Beispiel voran und versucht, jeden Klienten mit Namen zu begrüßen. Für ihn geht es darum, dem Gegenüber Wertschätzung entgegenzubringen: "Es sind Menschen und keine Nummern." Und dabei ist es ihm völlig egal, woher diese kommen. Ob deutsche Rentnerin mit einer Mini-Rente, ein Hartz-IV-Empfänger oder eine aus dem Kongo geflüchtete Mutter.

(RP)
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