Garath Bürgerwiese schon vor Eröffnung zugemüllt

Garath · Für 100.000 Euro ist die Wiese in Schuss gebracht worden. Ein Ort für alle soll sie sein. Doch jetzt wird sie für private Feiern genutzt.

 Ein Problem: überquellende Mülleimer.

Ein Problem: überquellende Mülleimer.

Foto: Wanninger

Benutzte Pappteller, Plastiktüten und Servietten liegen um den kleinen Papierkorb. Wenige Schritte weiter türmt sich ein Aschehäufchen auf - vom letzten Grillen. Unter Bänken sammeln sich die Kronkorken von Bierflaschen, und es liegen jede Menge Zigaretten-Kippen auf dem Boden. Kein schöner Anblick.

 Angelika Kraft-Dlangamandla sitzt für die Linken im Stadtrat sowie in der Bezirksvertretung 10. Da sie in Garath wohnt, geht sie oft mit Hündin Marley entlang der Bürgerwiese spazieren.

Angelika Kraft-Dlangamandla sitzt für die Linken im Stadtrat sowie in der Bezirksvertretung 10. Da sie in Garath wohnt, geht sie oft mit Hündin Marley entlang der Bürgerwiese spazieren.

Foto: Anne Orthen

Dabei soll sie ein Aufenthaltsort für alle sein: die Bürgerwiese an der Carl-Friedrich-Goerdeler-Straße. Lange haben die Mitglieder der Bezirksvertretung (BV) 10 darüber diskutiert, dass sie verschönert werden soll. Rund 100.000 Euro hat die Neugestaltung gekostet - 20.000 für die Planung, 80.000 für die Umbauten. Noch im Laufe des Monats soll sie eigentlich eröffnet werden. "Wir warten aber noch auf die Installation eines Spielgeräts", erklärt Bezirksverwaltungschef Uwe Sandt.

Doch die Bürgerwiese wird bereits genutzt, wie nicht nur am Abfall zu sehen ist. Angelika Kraft-Dlangamandla, Bezirksvertreterin der Linken in der BV, wunderte sich, als sie jetzt - wie so oft - mit ihrem Hund Marley über die Bürgerwiese spazieren ging. "Das war ein Teil der Bürgerwiese mit einem roten Flatterband abgesperrt", sagt sie. Das war am Sonntag, 7. Mai. Auf der Tischtennisplatte waren Speisen und Getränke für eine Party platziert. Mehr noch: Auf Facebook hat sie später gelesen, dass an dem besagten Sonntag auch ein großes Feuerwerk gezündet wurde.

Nun fragt sich Kraft-Dlangamandla, ob es eine gesonderte Regelung über Anmieten und Benutzen der Bürgerwiese gibt und ob ein Absperren von Teilen der Wiese für private Feiern rechtlich gewollt sei. "Es kann doch nicht sein, dass die Wiese für gewisse Leute einfach abgesperrt wird. So sei das das nicht in der Bezirksvertretung beschlossen worden. "Die Wiese ist für alle da", erklärt sie. Schließlich gab dafür eigens Versammlungen, bei denen die Bürger an der Gestaltung beteiligt wurden.

Auf den rund 4500 Quadratmetern befinden sich mehrere Sitzgelegenheiten - Bänke ohne sowie mit eingefassten Tischen. Es gibt einen Bouleplatz, zwei gepflasterte Grillplätze und eine Tischtennisplatte mit Sitzbank. Die Bürgerwiese liegt im Verantwortungsbereich des städtischen Jugendamtes. "Wir schauen alle vier bis sechs Wochen vorbei, ob alles in Ordnung ist", sagt dessen Chef Johannes Horn. Zudem gebe es schon mal Hinweise aus der Nachbarschaft oder von SOS Kinderdorf. "Dann schicken wir jemanden vom Gartenamt vorbei, der aufräumt." Allerdings stellt Horn auch klar, dass das ein öffentlicher Platz sei, der nicht einfach für eine private Feier abgesperrt werden könne.

Momentan grünt es dort. Aber gemäht wurde schon lange nicht mehr. In einem Bereich, dort wo die Knoblauchrauke schon mehr als einen halben Meter in die Höhe reicht, Kornblume und Löwenzahn wachsen, ist das auch so gewollt. Diese Wildkräuterwiese war in der Planung vorgehen. Doch der Rest des Rasens sieht schon fast genauso aus.

Jürgen Bohrmann (SPD), Garather Ratsmitglied, und Stadtteilpolitiker Peter Ries (Freie Wähler) haben sich immer wieder für die Neugestaltung der Bürgerwiese stark gemacht. 2013 beschloss die BV, die Wiese wieder nutzbar zu machen. Die Kehrseite der Medaille: Es gab immer wieder Beschwerden von Anwohnern, weil Gruppen zu laut waren, zu viel tranken, Feuer machten, sogar ihre Notdurft dort verrichten. Mit der Umgestaltung sollte all dem ein Ende gesetzt werden. Jürgen Bohrmann ist entsetzt über den Zustand der Wiese. "Das geht gar nicht", sagt er, hier müsse unbedingt etwas geschehen. Das Gras sei nachgewachsen und keiner kümmere sich. Und der Müll werde immer mehr. "Es fehlen Mülleimer", sagt Peter Ries, zwei seien einfach nicht genug. Laute Feiern mit viel Alkohol seien auch nicht das, was eigentlich geplant gewesen sei. Er habe den Antrag auf eine Platzordnung in der Bezirksvertretung gestellt. Die sei aber abgelehnt worden.

Auch die SPD-Fraktion wollte eine Nutzungsordnung. Das war Ende vergangenes Jahres. Dafür bekam sie allerdings eine Absage von der Verwaltung, weil die Bürgerwiese sich an die Nutzungsvorgaben für städtische Grünflächen orientieren müsse. Eine gesonderte Nutzungsordnung für städtische Grünflächen existiere nicht. Diese Regeln sind aus Sicht des Gartenamtes auch für die Garather Bürgerwiese vollkommen ausreichend, lautete Anfang Januar die Argumentation.

"Offenbar nicht", sagt Bohrmann. Und Peter Ries fordert erneut eine neue Satzung für die Bürgerwiese - "Egal, was das Gartenamt dazu meint."

(RP)
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