Garath Anwohner wünschen Zaun um Bürgerwiese

Garath · Bei der Mobilen Redaktion machten sich Anwohner Luft über die Zustände des Geländes an der Carl-Friedrich-Goerdeler-Straße.

 Die Tischtennisplatte mit leerer Wodkaflasche und Nussschalen.

Die Tischtennisplatte mit leerer Wodkaflasche und Nussschalen.

Foto: wa.

Eigentlich könnte sie ein Kleinod sein, die Bürgerwiese an der Carl-Friedrich-Goerdeler-Straße. Sie wurde für 100.000 Euro hergerichtet. Doch sie wird nicht von denen genutzt, die ihre Ideen bei Bürgeranhörungen einbracht haben.

 Peter Ries hat sich ein Müll-Fahrrad gebastelt.

Peter Ries hat sich ein Müll-Fahrrad gebastelt.

Foto: rö

Und einige machten sich gestern bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post Luft. Wie Heike Norbisrath, die seit mehr als 20 Jahren in den Häusern bei der Bürgerwiese wohnt. "Es ist schlimm hier", klagte sie, nein, es sei ein Katastrophe. Überwiegend Männer russischer Abstammung nähmen die Wiese in Beschlag und tränken Wodka.

 Anwohner der Bürgerwiese diskutierten mit Polizei, OSD-Chef Holger Körber (Mitte am Tisch) und RP-Redakteurin Andrea Röhrig (3.v.r.) über die Zukunft der Bürgerwiese.

Anwohner der Bürgerwiese diskutierten mit Polizei, OSD-Chef Holger Körber (Mitte am Tisch) und RP-Redakteurin Andrea Röhrig (3.v.r.) über die Zukunft der Bürgerwiese.

Foto: Anne Orthen

Einige leere Wodka-Flaschen lagen gestern noch herum, dazu jede Menge Kronkorken, Zigarettenkippen und Nussschalen. "Die essen ständig Nüsse oder Sonnenblumenkerne und schmeißen den Abfall einfach auf den Boden", sagte Nachbarin Heike Körfgen und echauffierte sich: "Der Lärm ist einfach unerträglich. Die feiern bis halb drei nachts oder bis morgens um sechs", sagte sie und fügte hinzu, dass sie sich nicht mehr auf die Wiese traue. Ihre Nachbarin nickte zustimmend und berichtete, dass sie sich auch schon bedroht gefühlt habe.

Und es sei ja nicht nur der Lärm. Die Wiesenbesucher seien oft total besoffen, führen dann sogar noch Auto. Mehr noch: "Vergangene Woche hat ein Paar Geschlechtsverkehr auf der Tischtennisplatte gehabt - am helllichten Tag. Hier sind doch auch Kinder", sagte sie. Und schon tauchte bei der Diskussion das nächste Problem auf: Die Leute verrichten überall ihre Notdurft. "Es macht keinen Spaß, plötzlich auf einen nackten Hintern zu sehen", sagte Heike Körfgen. Sie habe die Notdienstnummer des Ordnungsamtes immer griffbereit und dort auch schon angerufen, ergänzte Heike Norbisrath. "Ich habe schon zwei, drei Stunden gewartet, bis einer vom OSD kam", rief Anwohner Rolf Körfgen dazwischen.

Holger Körber, Chef des Düsseldorfer Ordnungsdiensts (OSD), hörte sich die Klagen an. Er betonte, dass der OSD für das gesamte Stadtgebiet zuständig sei und gerade bei schönem Wetter überall viel los sei. Aber Garath werde gut kontrolliert, meinte er. Er lobte die Garather dafür, dass sie sich meldeten - im südlichen Stadtteil herrsche ein ausgeprägtes Wir-Gefühl.

Von Beschilderungen, wie in der zuständigen Bezirksvertretung (BV) 10 angeregt, hält Körber nichts. Hans-Joachim Krause, Mitglied der BV 10 für die SPD, fordert mehr Kontrollgänge, denn es helfe nichts, die Leute mit Samthandschuhen anzufassen. "Wer hier lebt, muss wissen, wie man sich hier zu benehmen hat", sagte er.

Es sei verstärkt zu Störungen gekommen, meinte auch der OSD-Chef, zwei Mal hätten seine Mitarbeiter abkassiert - einmal wegen des Lärms und einmal wegen Wildpinkelns. "Das Problem ist, dass wir so etwas nur ahnenden können, wenn wir jemanden inflagranti erwischen." Beim Wildpinkeln handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit, bei der der Erwischte 35 Euro zahlen muss. Das größere Geschäft könnte auch schon Erregung öffentlichen Ärgernisses sein, werde dann mit 100 Euro bemessen.

Körfgen: "Die Verursacher lachen sich darüber doch nur kaputt. Sie machen, was sie wollen. Die kümmern sich auch nicht um ausgewiesene Grillplätze, sondern grillen mitten auf der Wiese und auf der Tischtennisplatte". - "Der Qualm ist so unerträglich, dass man nicht mehr die Fenster öffnen kann", ergänzte Heike Norbisrath. Sie überlegt ernsthaft, wegzuziehen.

"Sie müssen sich Ihre Wiese zurückerobern. Gehen Sie gemeinsam dahin", appellierte Körber und gab als Beispiel den Florapark an - den hätten sich Bürger zurückerobert. "Wir sind auch auf Hinweise angewiesen", sagten Bezirkspolizist Eduard Wolff und seine Kollegin Christine Palapanidis unisono und machten auf die Sprechstunde der Polizei in der Freizeitstätte aufmerksam.

Doch sich beschweren, reicht nicht. Es muss etwas passieren, da waren sich alle einig. Warum das Gelände nicht umzäunen, merkte Krause an. Das habe an der Montessori-Schule in Garath auch geklappt. Er will in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung einen Antrag stellen. Dann soll die Verwaltung prüfen, ob es möglich ist, die Bürgerwiese einzuzäunen. Selbstverständlich sollen die Anlieger in die Planung einbezogen werden, beispielsweise, wie man auf das Gelände kommt, wenn es abgeschlossen ist. Mit diesem Gedanken können sich die Anwohner an freunden.

(RP)
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