Garath Abenteuerspielplatz hat wieder auf

Garath · Zwei Wochen nach einem Brand sind die Aufräumarbeiten am Wittenberger Weg noch nicht abgeschlossen. Betreuer Paul Sudendorf hat Ideen für die Nutzung der Flächen, auf denen ein Klettergerüst und eine Bude abbrannten.

 Charly Pohl (v.l.), Paul Sudendorf und Stefan Pauly räumen einen Teil des Klettergerüstes von der Brandstelle.

Charly Pohl (v.l.), Paul Sudendorf und Stefan Pauly räumen einen Teil des Klettergerüstes von der Brandstelle.

Foto: Günter von Ameln

Stockbrot rösten im Lagerfeuer, Buden bauen, Klettern, sich die Hosen schmutzig machen und auch schon mal blutige Knie holen - so lässt sich ein Paradies für Kinder beschreiben. Was die Generation der Baby-Boomer in den 1960er Jahren in den Grünflächen und Wäldern hinter den Wohnhäusern fand, gibt es heute so kaum noch.

Diese Lücke füllt in der Siedlung am Wittenberger Weg der Abenteuerspielplatz. Der wird ebenso wie die Offene Tür vom Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) betreut. In der Woche ist der Spielplatz von 16 bis 19 Uhr geöffnet. "Wir versuchen, wenn es personell irgendwie geht, schon um 15 Uhr zu öffnen", sagt Anke Hermes, die die Jugendfreizeiteinrichtung betreut.

Zuständig für die Betreuung des Platzes ist Paul Sudendorf, den alle nur Paul nennen. Seit sechs Jahren kümmert sich der Sozialpädagoge um den Abenteuerspielplatz und um die jungen Nutzer - um die 30 sind es pro Tag. Der Brandstiftung vor zwei Wochen, bei der ein Klettergerüst und eine der Buden, die sich die Kinder auf dem Spielplatz einrichten, komplett zerstört wurden, versucht er, etwas Positives abzugewinnen: "Ich habe schon Ideen, wie wir diesen durch das Feuer gewonnenen Platz neu füllen können."

Wie beliebt in der Siedlung, in der rund 700 Menschen in den 300 Haushalten leben, der große Spielplatz ist, hat sich in der Brandnacht gezeigt. Anwohner hatten Polizei und Feuerwehr gerufen. Und zudem die so genannten Abi-Pappis informiert. Das ist eine Handvoll ehrenamtlich tätiger Väter, die Paul Sudendorf helfen, wann immer sie Zeit haben. Zu ihnen gehört Stefan Pauly. Er hat als Kind selbst auf dem Abenteuerspielplatz gespielt; heute sorgt er dafür, dass seine und die anderen Kinder aus der Siedlung sich dort austoben können.

Stolz berichtet er von einem Projekt, das allerdings nicht er, sondern Charly Pohl betreut hat. Der hat das kleine Schwimmbecken wieder reaktiviert. Für die Kinder war das an den heißen Tagen ein beliebter Ort zum Abkühlen. Im Sommer 2014 haben die Abi-Pappis geholfen, das große Klettergerüst zu montieren. Aktuell kommen neue Fallmatten drunter. Wenn die handwerklichen Arbeiten der Väter beendet sind, kommt der Rest der Familie hinzu und dann wird gemeinsam gegrillt, berichtet Pauly. Wenn er sich von der Stadt oder Politik etwas wünschen dürfte, dann die Finanzierung einer Teilzeitstelle, mit der Sudendorf bei der Pflege des Areals unterstützt werden kann. Einen passenden Mann für diese Aufgabe hat Pauly auch schon parat: Charly Pohl.

Obwohl der Abenteuerspielplatz an den ersten Tagen nach dem Brand offiziell nicht geöffnet hatte, war der Platz voll mit Kindern und Erwachsenen. "Es gab unglaublich viele Helfer", berichtet Sudendorf. Das hatte zur Folge, dass die Einrichtung Anfang dieser Woche wieder regulär öffnen konnte. Ideen, wie man den Abenteuerspielplatz vor Vandalismus-Schäden schützen kann, hatte man beim SKFM schon einige, berichtet Vorstandsvorsitzender Heinz-Werner Schnittker. Unter anderem wurde überlegt, eine Überwachungskamera zu installieren. Doch das Gelände ist weitläufig. Wer will, kann überall den mehr als mannshohen Maschendrahtzaun überwinden. Um mögliche Täter nicht nur zu Filmen, sondern diese sogar zu erkennen, müsste der Spielplatz zudem beleuchtet sein. Hinweise zu den Verursachern gibt es nicht. Um so wichtiger ist die soziale Kontrolle. Und diese Funktion übernehmen die Menschen in der Siedlung.

Das Miteinander hier sei so gewachsen, dass manche, die damals nicht schnell genug wegziehen konnten, heute wieder zurückkehrten, erzählt Stefan Pauly. Er kennt das Quartier noch aus den Zeiten, als man es nur den Schwarzen Weg nannte, und die Polizei dort regelmäßig anrückte. Die Zeiten sind schon lange vorbei - anders als der Ruf. Der haftet den Menschen, die dort leben immer noch an. Zu Unrecht, wie Anke Hermes findet, die seit zehn Jahren das Angebot der Offenen Tür leitet: "Die Stimmung hat sich auch bei den Jugendlichen geändert. Heute ist es cool, für eine Ausbildung Geld zu bekommen und nicht einfach nur rumzuhängen."

(RP)
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