Friedrichstadt Die Kräutermischer von Friedrichstadt

Friedrichstadt · Wenn man die Geschichte vom "Löwenblut"-Likör erzählen will, muss man über Winterweizen-Wodka aus Dosen sprechen, über den Bergischen Löwen und einen Mann, der seiner Frau einen Wunsch erfüllen wollte.

 43 Kräuter wie Thymian und Basilikum stecken im "Löwenblut" von Ute und Michael Stemprock. Besonders auffällig ist die Brombeernote.

43 Kräuter wie Thymian und Basilikum stecken im "Löwenblut" von Ute und Michael Stemprock. Besonders auffällig ist die Brombeernote.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Geschichte des "Löwenblut"-Likörs beginnt eigentlich mit ganz viel Wodka. Denn das ist der erste Versuch von Michael Stemprock aus Friedrichstadt, eine Spirituose zu entwickeln und sie selbst auf den Markt zu bringen. Mit einem Freund entwickelt er die Idee, das Getränk nicht wie gewöhnlich aus Kartoffeln, sondern aus Winterweizen und mit Wasser aus einem Naturschutzgebiet herstellen zu lassen. Damit ihr "Wodqa" sich auch optisch von weltweit mehr als 1600 Marken unterscheidet, lassen sie ihn in Büchsen abfüllen, die Terpentin-Dosen ähneln. Hotel-Erbin Paris Hilton war doch schon mit Sekt aus der Dose ein Coup gelungen. Das Konzept geht auf: Der Edel-Wodka wird zum Beispiel im Duty-Free-Shop am Flughafen verkauft.

Doch als der Food-Fotograf nach seinem Rückzug aus dem Wodka-Geschäft in das für Gin einsteigen will, schreitet seine Frau Ute dann doch lieber ein. "Mach' mal was, was mir auch schmeckt. Ich bin ja nun einmal eine richtige Düsseldorferin, und in Düsseldorf trinkt man Kräuterlikör", sagt sie ihrem Mann, der gebürtig aus Duisburg kommt. Es sollte ein Frauen-Getränk werden, nicht zu stark, gerne fruchtig, sagt sie. Damit es klappt, probiert sie abends viele unterschiedliche Mazerationen. 43 Kräuter sind jetzt drin in ihrem "Löwenblut", darunter Aloe, Thymian, Basilikum und Rosmarin. Besonders auffällig ist die Brombeernote.

Gegen eine Marke wie Killepitsch könne man natürlich nicht ankommen, sagt Michael Stemprock. Das müsse aber nicht heißen, dass niemand anders sich im Kräuterlikör-Geschäft versuchen, eine andere Geschmacksrichtung auf den Markt bringen dürfe, findet er. "Bei all den großen Altbier-Marken dürfte es sonst ja auch kein Kürzer geben", sagt der Fotograf.

Das Alkohol-Business sei aber ohnehin hauptsächlich ein Hobby. Und eines, das den Beiden viel Spaß macht. Zu überlegen, wie das Getränk schmecken, die Flasche aussehen, welche Farbe und welchen Verschluss sie haben und wie das Logo aussehen sollte: Daran habe das Ehepaar viel Freude gehabt, gerade weil das Kräuterlikör-Geschäft ein Hobby sei. "Wir mussten uns nie Stress oder Druck machen", sagt Michael Stemprock. Deutlich anstrengender als der kreative Entwicklungsprozess sei dagegen die Vermarktung gewesen. "Wir sind nicht so extrovertiert, deswegen sind wir auf Unterstützung angewiesen", sagt der Fotograf. Als er seine erste Kiste mit dem Kräuterlikör verkauft habe, sei er sehr stolz gewesen, sagt er und lacht. Inzwischen wird das "Löwenblut" in verschiedenen Edeka-Märkten verkauft, Zurheide sei interessiert, sagt Ute Stemprock. An diesem Wochenende sind die beiden mit einem Stand auch auf dem Gourmet-Festival. "Das ist eine gute Plattform, unser Löwenblut vorzustellen", sagt der Geschäftsführer.

Dass der Kräuterlikör ein regionales Produkt ist, sieht man am Logo: Das erinnert an den Bergischen Löwen. Allerdings ist er kein reines Düsseldorfer Erzeugnis: Denn produziert wird in der Eifel. Das wollen die Eheleute gerne ändern und auch die Produktion in die Landeshauptstadt holen.

(semi)
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