Friedrichstadt Auf zu neuen Ufern!

Friedrichstadt · Von Friedrichstadt nach Flingern, von Pempelfort ins Zooviertel: Ein Umzug bedeutet meist nicht nur eine neue Umgebung, sondern auch eine Beschäftigung mit sich selbst und den eigenen Erinnerungen.

 Torsten Fischer (r.) und Dennis Heidelberg von "Bertram Transporte" tragen ein sperriges Bettgestell in eine Wohnung.

Torsten Fischer (r.) und Dennis Heidelberg von "Bertram Transporte" tragen ein sperriges Bettgestell in eine Wohnung.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Ein Umzug: Zurücklassen der gewohnten Umgebung - hinein in eine (noch) ungewohnte Umwelt, die man komplett nach den eigenen Vorstellungen einrichten kann. Und muss. Sich quasi neu verlieben. Die Veränderung der Wohnumgebung geht oft mit einer Veränderung von sich selbst einher. Auf zu neuen Ufern! Doch bevor man sich der Euphorie hingibt, kommt eine Zeit des Stresses. Und der Bestandsaufnahme: Was brauche ich, was kann weg? Und oft auch Überraschungen: Wie bitte? Den Ring habe ich doch schon lange abgeschrieben? So kann sich auch der verloren geglaubte Ehering finden - nachdem schon ein neues Eherings-Set gekauft wurde.

Sachen packen, Kartons beschriften, vorhandene Möbel ausmessen, Nachsendeauftrag bei der Post aufgeben. Und das Wie klären: Umzugsunternehmen beauftragen oder Freunde um Hilfe bitten? Ein Umzugsunternehmen kostet nicht wenig Geld. Anfragen bei drei Düsseldorfer Firmen ergeben: Für den Umzug von einer Zwei-Zimmer-Wohnung (3. Etage) in eine Drei-Zimmer Wohnung (2. Etage) müsste mit 1200 bis 1600 Euro plus Mehrwertsteuer gerechnet werden - jeweils im Komplettpaket (Halteverbotsschilder, Kartons, Möbelpacker, Montage). Alle drei Unternehmen wiesen darauf hin, dass ein definitives Angebot erst nach Begehung der Wohnung erstellt werden könne. Immerhin ist das Transportgut während des Umzugs versichert, ganz zu schweigen vom erheblich geringeren Aufwand.

Auch die Variante "Freunde" hat viele Vorteile: "Ich habe schon oft gedacht, es wäre schön, die ganze Umzugsarbeit zu delegieren, es ist aber immer am Geld gescheitert", sagt Monika Blacha, 26. "Doch gerade der Moment, wenn man fertig ist und auf die getane Arbeit mit den helfenden Freunden anstößt, ist einfach schön." Blacha möchte von Friedrichstadt nach Flingern ziehen, "ich mag das Viertel einfach, die Anbindung mit dem ÖPNV ist sehr gut, es gibt viele Cafés und Einkaufsmöglichkeiten".

Würde die Lehramts-Studentin nur einen Lkw mieten, nebst Kartons und Halteverboten, würde dies nach Aussage des Unternehmens "Sägewerk" ohne Montage 350 bis 500 Euro kosten. Die Lehramtsstudentin ist schon oft umgezogen, erst nach Hamburg, dann zurück nach Düsseldorf, hier aus der Wohngemeinschaft mit einer Freundin in eine Wohnung mit ihrem Freund. Doch der nächste Umzug steht an: "Wir wollen eine größere Wohnung, diesmal drei Zimmer." Auch der mögliche Kinderwunsch spielt dabei eine Rolle - ein häufiger Grund.

"Wir wollen etwas Größeres", erklärt auch Marco Mulas, 44. Und offenbart auf Nachfrage: "Ja, Kinder sind auch ein Thema." Gerne würde er in Pempelfort bleiben: "Es ist zentral und ruhig, und cool ist es dort." Im Gegensatz zu Blacha denkt Mulas gar nicht erst über ein Transportunternehmen nach. "Ich ziehe so selten um, da will ich das auch selbst machen." Einen Transporter leiht er sich von seinem Bruder.

Umzugsstress als Erfahrung - da ist etwas dran. Man macht Inventur, findet Erinnerungsstücke aus vergangenen Zeiten und lässt die Momente in der alten Wohnung Revue passieren. Und fragt sich: "Warum habe ich so viele Sachen?" Da zeigt sich, ob man ein "Messie" ist - jemand, der Dinge einfach nicht wegschmeißen oder weggeben kann und dessen Wohnung so zu einem Lager von Erinnerungsstücken wird.

Für Umzugshelfer wie Lars Kleffner kann das eine unangenehme Erfahrung sein. Der geschäftsführende Gesellschafter eines größeren Transportunternehmens hat in seinem Job insgesamt schon vieles erlebt. Schon als Schüler hat er sein Taschengeld als Umzugshelfer aufgebessert. "Man kriegt wirklich eine Menge mit", erinnert er sich. "Es gibt tatsächlich Leute, die haben keinerlei Probleme damit, dass fremde Menschen ihre intimsten Sachen sehen." Für kurze Zeit gingen die Umzugshelfer mitten ins Leben der Kunden hinein - mit allen positiven, aber auch den negativen Aspekten.

Die schlimmsten Umzüge, die Kleffner in seinem Repertoire hat, das sind die Trennungsumzüge: "Was wir da nicht schon alles hatten: Schlagen, Schimpfen und so weiter. Das ist wirklich ein totales Desaster", sagt er sich mit nachdenklichem Gesichtsausdruck. Trennungen als Umzugsgrund hätten in letzter Zeit zugenommen, hat er bei seiner Arbeit beobachtet. Doch - und das macht sehr viel Hoffnung: "Familienzuwachs ist immer noch einer der häufigsten Gründe für einen Umzug".

(RP)
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