Flingern Kinder an die Macht!

Flingern · Marie und Younes sind die neuen Bürgermeister der Kinderzeltstadt "Flingerntal". Hier sorgen sie jetzt für Recht und Ordnung - und für genug Fußball und Ausflüge ins Freibad.

 Marie und Younes (beide zwölf Jahre ) helfen als Bürgermeister auch beim Aufbau der Kinderzeltstadt kräftig mit.

Marie und Younes (beide zwölf Jahre ) helfen als Bürgermeister auch beim Aufbau der Kinderzeltstadt kräftig mit.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Ein anstrengender Wahlkampf liegt hinter Marie und Younes. Mit Wahlplakaten und Auftritten auf der Stadtbühne versuchten sie in den vergangenen Tagen, ihre 252 Mitbürger in der Kinderzeltstadt von sich zu überzeugen - und können sich nun stolz Bürgermeister nennen, offiziell gewählt in freier und geheimer Wahl mit Wahlkabine und Wahlurne. Jetzt heißt es erst einmal ausruhen.

Am besten geht das beim gemeinsamen Frühstück mit ihren Wählern, das wie immer morgens um neun zum Start in den Tag auf dem Programm steht. Die beiden Zwölfjährigen haben die Lage am Frühstückstisch gut im Blick - doch das fällt dank langjähriger Routine auch nicht schwer. Bereits zum sechsten und siebten Mal verbringen Marie und Younes die erste Hälfte ihrer Sommerferien in der Kinderzeltstadt. "Wenn andere Kinder Probleme haben, können sie jetzt zu uns kommen und wir versuchen, zu helfen", erklärt Younes seine Aufgaben als Bürgermeister. "Wir als Kinder haben da oft mehr Verständnis als die Erwachsenen", ergänzt Marie.

Die Demokratie wird hier durchaus ernst genommen: Es gibt einen Stadtrat und ein Parlament, Steuern müssen gezahlt, auf dem Arbeitsamt muss ein Job gesucht und das Gehalt verdient werden. Nach getaner Arbeit öffnet die Bank, und die hart verdienten "Düsseltaler" können in Süßigkeiten und Ausflüge investiert werden.

Doch so strukturiert und ernst sich das alles anhört: Selbstverständlich steht der Spaß im Vordergrund. Bei den Workshops am Vormittag können die Kinder jede Woche neu entscheiden, ob sie lieber gärtnern, als "Juwelier" Armbänder herstellen oder einfach Fußball spielen wollen - so wie Younes, der sich nach dem Frühstück sofort auf den Weg zum Sportplatz macht. Marie hat sich für die Schreinerei entschieden und arbeitet heute weiter an ihrer eigenen Schmuckkiste.

Nach dem Essen, das ehrenamtliche Helferinnen aus der katholischen Kirchengemeinde wie jeden Tag vorbereitet haben, verlassen die Bewohner plötzlich fluchtartig ihre Stadt. Doch kein Anlass zur Sorge, der Grund liegt auf der Hand: Bei Temperaturen an der 30-Grad-Marke zog es am Montag wie so oft alle ins nahegelegene Freibad, um die letzten Sonnenstrahlen vor dem Kälteeinbruch noch einmal auszunutzen. Ganz klar ihr Lieblings-Ausflugsziel, bestätigen auch die Bürgermeister Marie und Younes.

"Neben dem Spaß an der Sache stehen bei uns auch ernste Themen wie Kinderrechte im Fokus", erklärt Sozialpädagogin Melanie Groß-Lüdinghaus von Flingern mobil, die die Zeltstadt gemeinsam mit ihrem Kollegen Marcus Königs leitet. Im Workshop "Stadtrat" lernen die Kinder daher zum Beispiel auch einiges über Demokratie und bereiteten ganz offiziell die Wahlen für das Bürgermeisteramt vor.

Und Marie und Younes? Die sind im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei - und können sich eine zweite und dritte Amtszeit als Bürgermeister durchaus vorstellen. Ob das klappt? Das hängt wohl vor allem davon ab, ob sie ihre Wahlversprechen in den kommenden Tagen einlösen. Die Wahl haben dann die Bewohner der Kinderzeltstadt 2016.

(RP)
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