Flingern-Süd Jugendliche rappen über ihre Viertel

Flingern-Süd · Die Teilnehmer des "Raplab" im Zakk erkunden Eller, Oberbilk und andere Stadtteile - und schreiben Songs darüber.

 Rap im Zakk mit Teodora, Evin und Vincent (v.l.). Noch eine Woche haben die Jugendlichen Zeit dafür zu sorgen, dass ihr Text sicher sitzt.

Rap im Zakk mit Teodora, Evin und Vincent (v.l.). Noch eine Woche haben die Jugendlichen Zeit dafür zu sorgen, dass ihr Text sicher sitzt.

Foto: Bernd Schaller

Teodora wohnt erst seit drei Jahren in Eller, aber den alten Spruch, dass man dort schneller stirbt, den kennt sie natürlich. Auch dass Eller nicht gerade als spannendste Gegend der Stadt gilt, hat sie mitbekommen. Alles Quatsch, findet die 23-Jährige - genau wie Evin, der auch in Eller wohnt, und Vincent, der aus Gerresheim kommt, aber bei der Eller-Gruppe mitmachen wollte. Also erzählen die Drei jetzt in einem Rap-Song, wie sie den Stadtteil erleben.

Es ist ein Beitrag zu einem ungewöhnlichen Projekt, das gerade vom Zakk und der Filmwerkstatt ausgerichtet wird. Im "Raplab" erkunden rund 15 Jugendliche ihre Umgebung und schreiben Rap-Songs über ihren Stadtteil. In dieser Woche hat man sich täglich zum Proben getroffen, Ugur und Onur Kepenek und Timo Ziegert von der Gruppe Mental Movement halfen den Teilnehmern, an ihrem Sprechgesang zu feilen. Im Filmclub der Jungen Film-Werkstatt erarbeiteten Jugendliche derweil Video-Installationen zu den Liedern.

Zu Beginn gab es vier Workshops in Jugendzentren in den Gegenden, um die sich das Projekt besonders dreht: Rath, Eller, Flingern-Süd und Oberbilk. "Wir wollten Stadtteile aussuchen, die nicht so im Fokus stehen", sagt Robert Hillmanns, der im Zakk für interkulturelle Projekte zuständig ist und das "Raplab" leitet. Gemeinsam mit den Jugendlichen suchte man nach Inspiration. Ob die Teilnehmer den Stadtteil am Ende positiv oder negativ schildern, bleibt ihnen überlassen.

Eine Vorgabe hat das Zakk aber gemacht: keine aufgeblasenen Geschichten über dicke Karren, bewaffnete Gangs und andere Gangster-Rap-Klischees, sondern eine echte Auseinandersetzung mit dem Lebensumfeld. Im Song aus Eller kommt trotzdem eine Schießerei vor. Teodora beteuert aber, dass es die wirklich gegeben hat. "Ausgerechnet in der Nacht, bevor wir mit dem Song begonnen haben."

Davon abgesehen kommt der Stadtteil aber gut weg. Die Geschichte des Songs: Vincent aus Gerresheim ist in der Bahn zu weit gefahren ("Meine Stimmung ist im Keller, bin in Eller") und trifft nun die beiden jungen Anwohner. Die erzählen ihm auch von den Nachteilen des Stadtteils ("Hier achtet man nicht auf sein Outfit, eher achtet man drauf, dass das Fahrrad nicht geklaut wird"), am Ende einigt man sich aber darauf, dass es insgesamt gar nicht schlecht ist in Eller: "Du brauchst die Menschen nur zu mögen und jeder liebt dich."

Felix, 20, der als "Fil, der Protagonist" schon einige Hip-Hop-Erfahrung hat, hat sich derweil Oberbilk vorgenommen - und befasst sich mit einem Thema, das viele dort bewegt: die Sorge davor, dass der Stadtteil zu angesagt wird und die jetzigen Anwohner dadurch verdrängt werden. Eine Entwicklung, die der Student kritisiert: "Wenn du jemand liebst, dann willst du ihn nicht ändern. Du wirst ihn nicht er-setzen, sondern setzt ihm ein Denkmal." Noch eine Woche haben die Jugendlichen Zeit dafür zu sorgen, dass ihr Text sicher sitzt, die Videos geschnitten sind - und das Lampenfieber nicht zu hoch ist. "Wir wollen, dass bei dem Projekt ein sichtbares Ergebnis herauskommt", sagt Projektleiter Hillmanns. Das geschieht auf gar nicht mal so kleiner Bühne: Zum Abschluss gibt es ein Konzert im Zakk.

(arl)
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