Flingern Im "Beethoven" bleibt alles anders

Flingern · Die neuen Betreiber des ehemaligen Szene-Ladens in Flingern versichern, die Dinge behutsam zu ändern. Der Name jedenfalls bleibt. Und die Möhren-Ingwer-Suppe auch.

 Die neuen Betreiber (v.l.) Kerstin Rapp-Schwan, Enrico Wilner und Martin Rapp sowie die frühere Betreiberin des Beethoven, Dörte Makula.

Die neuen Betreiber (v.l.) Kerstin Rapp-Schwan, Enrico Wilner und Martin Rapp sowie die frühere Betreiberin des Beethoven, Dörte Makula.

Foto: Anne Orthen

Es gibt einen Artikel über das "Beethoven" in einem Szenemagazin aus dem Jahr 1998. Dörte Makula hat ihn mitgebracht - als Andenken, als Erklärung - und zeigt ihn mit einem gewissen Stolz. Damals war das "Beethoven" ein Szeneladen, und die Düsseldorfer rieben sich sowieso noch verwundert die Augen, wenn irgendwo in Flingern ein neues Lokal entstand.

Makula schildert in dem Artikel ihre Pläne, erstmal bis ins Jahr 2000 wollten sie und Elke Oberheidt den Laden betreiben, dann weiterschauen. Man plante damals in Flingern nicht auf Dauer, gerade jene Unbeschwertheit, Planlosigkeit machte ja den Zauber des Nachtlebens hier aus: Irgendwelche Kunst- oder Alternativleute verwandelten mit wenigen Mitteln, viel Engagement, Improvisation und ein paar unkonventionellen Ideen eine urbane Wüste in einen Szenebezirk. Ateliers, Theater, Läden und eben Kneipen entstanden. Knapp 20 Jahre später sitzt Dörte Makula nun hier, um einen Schlussstrich zu ziehen. Am gleichen Tisch mit den neuen Betreibern des Beethoven: Kerstin Rapp-Schwan und Martin Rapp.

Sie sind "Die Schwans", zumindest nennt man sie so, weil sie die gleichnamigen Restaurants in Derendorf, der Altstadt, Pempelfort und Neuss betreiben. Ihr Geschäftsführer, der auch am Beethoven beteiligt ist und den Laden führen wird, ist auch da: Enrico Wilner bringt Möhren-Ingwer-Suppe in Espressotassen, ein "Klassiker" im Beethoven, der auch mit der Übernahme erhalten bleibe. Dörte Makula sagt, dass sie nun eine Hundeschule in Mettmann macht, dass sie das immer vorgehabt habe, dass ihr die Neuerungen im Beethoven gefallen.

Behutsam müsse man an solch einem Standort vorgehen, sagt Martin Rapp. Deshalb bleibt auch der Name erhalten, deshalb die Suppe, deshalb lasse man sich Zeit mit der neuen Karte. Ein bisschen was haben sie allerdings schon geändert: So gibt es zum Beispiel einen Wickeltisch, "und der ist direkt neben der Herrentoilette", sagt Kerstin Rapp-Schwan. Es gibt auch schon die Schwan-Tapeten an den Wänden, um den ganzen Laden ein bisschen wärmer zu machen. Wilner stellt Burger auf den Tisch, weil "Burger können wir", sagt Kerstin Rapp-Schwan. Und weil sie besonders gut Frühstück können, soll das Angebot auch erweitert werden, Buffet am Sonntag, vielleicht auch in der Woche, man müsse eben sehen, wie es angenommen wird. Draußen sitzen die Leute in der Sonne, trinken Kaffee, essen Eier, Kuchen. Auf der gezimmerten Bank, die bis vor kurzem noch verrottet war, nun aber wieder weiß strahlt und von einem Künstler gestaltet worden ist. Blumen stehen in kleinen Zinkeimerchen, die Bestuhlung aus Bierbänken ist auch neu in schwedenrot lackiert und strahlt immer noch den Charme des Improvisierten aus. Es ist gut gemacht.

Die Schwans sind Systemgastronomen, Kerstin Rapp-Schwans Eltern betrieben schon mehrere Restaurants einer Steakhouse-Kette, in den Restaurants des Paares gibt es natürlich eine Kinderkarte, Burger und der Kaffee werde "von Hand an den besten italienischen Siebträgermaschinen zubereitet", heißt es in der Eigenwerbung. "Man braucht heute ein System", sagt Martin Rapp, alleine schon um alle Auflagen zu erfüllen. Das "Beethoven" werde davon profitieren, es geben auch niemanden, der sich darüber beklagt, nicht unter den Gästen, nicht unter dem Personal, das komplett übernommen werde. Oder besser gesagt, dass übernommen worden ist, denn bereits seit Januar haben die Schwans das Sagen hier. So richtig ist das niemandem aufgefallen.

(RP)
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