Flingern Ganz so wie früher - nur besser

Flingern · Stefania Klein und Ricardo Blaßfeld haben an der Birkenstraße das Vintage-Café "Abgebrüht" eröffnet. Hier herrscht der nostalgische Charme der 50er Jahre. Gegenüber könnte bald ein Geschäft nur für Vintage-Möbel hinzukommen.

 An der Birkenstraße herrscht bei Stefania Klein und Ricardo Blaßfeld der Charme der 50er Jahre.

An der Birkenstraße herrscht bei Stefania Klein und Ricardo Blaßfeld der Charme der 50er Jahre.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Stefania Klein und Ricardo Blaßfeld kennen sich seit zehn Jahren, beide kommen aus Dresden. In Düsseldorf kreuzten sich ihre Wege wieder. Er war inzwischen Banker, sie beendete gerade ihr Studium als Kulturmanagerin. So richtig zufrieden war vor allem Blaßfeld nicht mit seinem Job, er wollte vielmehr sein Hobby zum Beruf machen. Das reicht in die Vergangenheit zurück und ist eng mit den 50er Jahren verbunden: die Musik, die Kultur, das Klassische und Elegante, nicht zuletzt die Möbel. "Irgendwann hat es mich auf einem Flohmarkt erwischt, plötzlich standen in meiner Wohnung nur noch Nierentische und Cocktailsessel", erzählt der Finanzmathematiker rückblickend.

Der Plan, seinem alten Leben den Rücken zu kehren und ein Geschäft für Vintage-Möbel zu eröffnen, war schnell geboren, im April vergangenen Jahres ließ er dem Wunschdenken Taten folgen und eröffnete an der Hüttenstraße den Laden "Vergissmeinnicht". Das Wiedersehen mit Stefania Klein stellte sich dabei gleich in mehrfacher Hinsicht als fruchtbar heraus, denn "Fräulein Klein", wie sie sich gerne nennt, ist der vielleicht noch größere 50er-Jahre-Fan. "Ich habe bei Ricardo schon im Geschäft ausgeholfen, und wir waren einer Meinung, dass wir diese Vintage-Idee noch weiter ausbauen und ein Café eröffnen wollen. Diese Möglichkeiten gab es an der Hüttenstraße aber nicht", berichtet die 25-Jährige.

Also machten sich beide auf die Suche nach einer neuen Immobilie - und wurden an der Birkenstraße in Flingern fündig. "Da wurde gerade eine früher wohl ziemlich berüchtigte Spielhölle mit angeschlossener Kneipe entrümpelt. Wir sahen aus wie Sau, der Entrümpler, den wir angesprochen haben, auch, wie sich herausstellte, war es der Vermieter. Wir wurden uns schnell einig", erzählt Ricardo Blaßfeld.

Seit Anfang März hat das neue Vintage-Café "Abgebrüht" geöffnet. "Hausgemachter Kuchen, frisch gepresste Säfte, selbst gebackene Waffeln und vor allem aufgebrühter Kaffee in schönen Tassen und dazu feines Silberbesteck", umschreibt Fräulein Klein, was den Gast erwartet. "Wer schnell einen Kaffee hinunterkippen will, ist hier falsch, wir lassen uns Zeit", betont die 25-Jährige, die Gemütlichkeit predigt und mit einem Augenzwinkern sogar eine gewisse Spießigkeit allemal für akzeptabel hält. "Alles soll ganz so wie früher wirken - nur besser", sagt sie bestimmt. Einziges Zugeständnis an die Gegenwart ist der Flatscreen-Fernseher. "Dort läuft aber nur 50er Jahre Werbung - aus der BRD und der DDR", so Blaßfeld.

Das Duo würde in Zukunft gerne das Konzept noch mehr in Richtung Weinbar entwickeln, auch Events seien geplant: Anfang Mai ist Aperol-Bingo angesagt, wobei Variationen des Likörs das Spiel versüßen sollen. Im Juni folgt ein Glamour-Quiz. Und sobald das augenblicklich noch störende Gerüst am Haus entfernt ist, soll eine kleine Terrasse auf der Birkenstraße aufgebaut werden, im Sommer werde im Innenhof schließlich der große "Sonnengarten" eröffnet, gerät Fräulein Klein schon jetzt ins Schwärmen. Wie sehr die beiden Neu-Gastonomen hinter ihrer Idee stehen, verdeutlichen die Öffnungszeiten: "9 bis 22 Uhr, sieben Tage die Woche, später sicher auch mal bis Mitternacht", sagt die 25-Jährige, die schwört, dass sie durchaus noch eine Privatwohnung besitze.

Die Möbel spielen noch eine untergeordnete Rolle, alles ist zu kaufen, ja, aber insgeheim denken Stefania Klein und Ricardo Blaßfeld bereits einen Schritt weiter. "Gegenüber ist ein Geschäft freigeworden, dort könnten wir einen eigenen Store nur für Vintage-Möbel und Accessoires aufmachen", erzählt der ehemalige Banker, der die Träumereien einfach nicht lassen kann.

(RP)
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