Flingern Demokratische Kunst in Flingern

Flingern · Die Galerie "Take a Butcher's" zeigt Streetart und Urban Art in Flingern. Die Betreiber wollen jedoch nicht nur ausstellen und verkaufen, sondern in erster Linie Kunst für jeden zugänglich machen.

 Axel Abstoß und Heike Bosch mit Mischling Spot wollen es gemütlich haben in ihrer Galerie, die sie für jedes Publikum öffnen.

Axel Abstoß und Heike Bosch mit Mischling Spot wollen es gemütlich haben in ihrer Galerie, die sie für jedes Publikum öffnen.

Foto: andreas bretz

Wer die Galerieräume von "Take a Butcher's" sieht, bekommt das Gefühl, ein Wohnzimmer zu betreten. Neben der Tür lädt ein großes Sofa zum Verweilen ein, und Mischlingsrüde Spot begrüßt jeden Besucher aufgeregt am Eingang. Auch einen Kaffee gibt es auf Wunsch. Mit dieser Atmosphäre wollen sich die Betreiber Heike Bosch und Axel Abstoß bewusst von der mitunter elitären Kunstkultur abgrenzen. "Streetart ist etwas sehr Demokratisches", erzählt Axel Abstoß.

Im vergangenen Sommer hat sich das Paar nach jahrelangen Planungen seinen Traum erfüllt und eine Galerie eröffnet. Schon vorher waren die beiden von Streetart und Urban Art begeistert. Im Gegensatz zu anderen Kunstrichtungen begegnet einem Streetart in der Regel nicht als Gemälde in Museen, sondern als Graffiti auf den Straßen. Ob an Häuserwänden in Städten oder auf Brücken entlang von Autobahnen. "Jedes Mal, wenn ich die A3 entlangfahre, schaue ich gespannt auf die Kunstwerke an der Fahrbahn", erzählt Heike Bosch. Das macht auch den großen Unterschied zu anderen Stilrichtungen aus, da Streetart sehr dynamisch ist. "Was heute gesprayt wurde, ist morgen vielleicht schon wieder weg", meint Bosch.

Diese Dynamik wird besonders in der aktuellen Ausstellung deutlich. Dort stellen sie Skizzen der beiden renommierten britischen Künstlerinnen "CBloxx" und "Aylo" vor, die unter dem Namen "Nomad Clan" bekannt sind. Unter den Skizzen hängt jeweils ein kleines Foto des Graffito, das auf Basis des jeweiligen Entwurfes entstanden ist. So sind die Skizzen vollendetes Kunstwerk und unfertige Vorlage zugleich.

Die beiden Betreiber wollen ihre Kunst jedoch nicht nur einem ausgewählten Publikum präsentieren, sondern für jeden zugänglich machen. "Wir wollen nicht elitär sein", sagt Heike Bosch. Aus diesem Grund steht auch das große Sofa in der Galerie. Jeder, der mag, soll vorbeischauen und gerne auf einen Kaffee bleiben. Egal ob Kenner der Szene oder einfach nur neugieriger Passant. Genau darauf spielt auch der Name der Galerie an. "Take a Butcher's" hat nicht, wie von vielen fälschlicherweise gedacht, etwas mit "butcher", dem englischen Wort für Metzger, zu tun. Stattdessen handelt es sich dabei um eine Redensart, die so viel wie "Wirf einen Blick darauf" bedeutet. Das hält die beiden Betreiber jedoch nicht davon ab, mit diesem Missverständnis zu spielen. So steht in einer Ecke der Galerie ein Schlachthocker mit Schlachtbeil.

Die wenig elitäre Kultur der Galerie spiegelt sich auch in den Preisen wider. Neben Werken für mehrere tausend Euro gibt es auch schon Originale für unter hundert Euro zu erwerben. "Kunst soll nicht nur jedem zugänglich, sondern auch für jeden erschwinglich sein" sagt Axel Abstoß.

Für den Unterhalt der Galerie sind die beiden Betreiber auf regelmäßige Verkäufe angewiesen, um Fixkosten wie beispielsweise die Miete zu decken. "Aktuell müssen wir die Galerie noch subventionieren und nebenbei arbeiten", berichtet Heike Bosch. Während Bosch in der IT-Branche angestellt ist, verdient Axel Abstoß sein Geld als freier Werbetexter. Das hat den Vorteil, dass er bequem von der Galerie aus arbeiten und diese nebenbei betreuen kann.

Zudem müssen sich die beiden trotz Ausstellungen angesehener Künstler erst noch einen Namen in der facettenreichen Düsseldorfer Kunstszene machen. Nicht zuletzt deshalb steht zur nächsten Ausstellungseröffnung am 21. April eine große Aktion an. Dann will der britische Sprayer "Rocket01" persönlich zur Premiere kommen, um eine Wand zu besprayen. Dafür sucht das Galeristenpaar aktuell jedoch noch einen geeigneten Ort. Groß und öffentlich sichtbar sollte die Wand sein. "Wir freuen uns über jeden Vorschlag", sagt Heike Bosch.

(RP)
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