Flingern Experiment misslungen?

Flingern · Die Sperrung des Höherwegs sollte die Anwohner eigentlich vom Durchgangsverkehr entlasten. Diese sehen das Vorhaben jedoch als gescheitert an.

 Wer auf die Kreuzung von Höherweg und Kettwiger Straße zufährt, darf nur noch links oder rechts abbiegen.

Wer auf die Kreuzung von Höherweg und Kettwiger Straße zufährt, darf nur noch links oder rechts abbiegen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Rudolf Kostdorf hat fast jeden Tag den gleichen Weg. Von seiner Wohnung in der Ruhrtalstraße geht er über den Höherweg, überquert dabei die Kettwiger Straße, biegt dann irgendwann rechts ab auf die Langerstraße, um an der Ecke Gerresheimer Straße im Café Drrüsch einen Salat zu essen. Meistens mit Thunfisch. Kostdorf kennt sich aus im Quartier, weiß, wer gerade wo baut, und läuft man mit ihm seinen Weg, kann man beinahe sicher sein, dass ihn jemand kennt.

Kostdorf sagt, dass kaum jemand wirklich begeistert von der Idee war, den Höherweg hinter der Kettwiger Straße für den Verkehr zu sperren. Und auch die Zählungen, die das Amt für Verkehrsmanagement und das Ingenieurbüro IGS durchgeführt hatten, hätten ja ein eindeutiges Ergebnis geliefert: So kam die Zählung zu dem Ergebnis, dass die Straßen nicht über Gebühr belastet sind. Insgesamt ergab die Auswertung einen Durchgangsverkehr von 405 Fahrten am Mittag und 609 Fahrten am Abend, was einem Anteil am Gesamtverkehrsaufkommen von 25 Prozent entspricht. Im Quartier selbst spiele der Durchgangsverkehr nur "bedingt eine Rolle", hieß es. Doch weil "die objektive Untersuchung und der subjektive Eindruck voneinander abweichen" könnten, wie es ein Mitarbeiter des Amts für Verkehrsmanagement formulierte, wurde das Experiment durchgezogen. Der Höherweg wurde gesperrt, und die Folgen sind "eine Verschlimmbesserung", wie Kostdorf sagt.

Er steht mit seiner Meinung nicht alleine. Besonders die Anwohner des Höherwegs vor der Kettwiger Straße leiden unter der neuen Verkehrssituation. So staut sich der Verkehr morgens und abends - also zu den Stoßzeiten - bis weit hinter den Kreisverkehr. Anwohner ärgern sich, weil sie Umwege in Kauf nehmen müssen, Gewerbetreibende in dem Quartier beklagen, dass sie für ihre Kunden und Anlieferer nicht mehr so gut zu erreichen sind. Zumal Ortskundige einen Umweg fahren, der bei einigen Eltern im Quartier Ängste weckt. So fahren sie über die Mettmanner und die Hubbelrather Straße in das Quartier ein, seit der Höherweg gesperrt ist. Dort liegt direkt die Grundschule.

Für Kostdorf und viele andere Anwohner ist das Experiment auf ganzer Linie gescheitert. Auch von den Überlegungen, zusätzliche Einbahnstraßen im Quartier einzurichten, die für den Durchgangsverkehr unattraktiv sind, hält er wenig. "Eigentlich sollte alles so bleiben, wie es vor der Sperrung war", sagt er.

Die CDU in der Bezirksvertretung 2 hatte die Sperrung im Vorfeld abgelehnt. "Wir sehen schlicht nicht die Notwendigkeit", sagte Harald Neuhaus. Für ihn war das Experiment ein Muster ohne Wert. Er befürchtete, lediglich mehr Verkehr auf einer ohnehin schon stark belasteten Strecke.

Drei Bürgerversammlungen waren der Sperrung vorausgegangen. Besonders SPD-Mann Martin Volkenrath hatte sich dafür stark gemacht, als er Landtagskandidat seiner Partei war. Er und Teile der Bürgerinitiative Flingern wollten so den vermeintlichen massiven Durchgangsverkehr aus dem Wohngebiet raushalten. Eine Auswertung des Experiments durch das Amt für Verkehrsmanagement steht noch aus. Am 7. November soll der Verkehrsversuch jedoch zunächst beendet werden.

(RP)
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