Flingern Ein Waschsalon als Nachbarschaftstreff

Flingern · Der Waschsalon an der Ackerstraße ist im Viertel eine Institution. Zum Stadtteilfest "Flingern at Night" spielt eine Liveband im Laden. Für Ute Behringer-Boutabba ist der Salon seit 22 Jahren ihr Arbeitsplatz.

 Ute Behringer-Boutabba leert auch schon mal eine Waschmaschine, wenn Kunden nicht rechtzeitig zurück sind.

Ute Behringer-Boutabba leert auch schon mal eine Waschmaschine, wenn Kunden nicht rechtzeitig zurück sind.

Foto: stt

Der Waschsalon an der Ackerstraße ist einfach eingerichtet. Die Wände, an denen ein paar Bilder hängen, sind rot und weiß gestrichen. Es gibt neun Trockner und 18 Waschmaschinen, zudem eine kleine Sitzecke, einen Getränkeautomaten und einen kaputten Flipper. Wer will, bekommt auch einen Kaffee. Und obwohl der Salon alles andere als spektakulär ist, ist er für viele weit mehr als nur ein Ort, um Wäsche zu waschen.

Für Ute Behringer-Boutabba ist der SB Waschsalon seit 22 Jahren ihr Arbeitsplatz. Sie reinigt die Maschinen und den Laden, füllt Waschmittel auf und leert die eine oder andere Maschine, wenn der Besitzer nicht rechtzeitig zurück ist. Für sie ist der Salon eine Institution. Hier wurden schon Partys gefeiert, erst vor einigen Wochen die ihrer Mutter. Am 18. Mai werden die Stadtwerke den Laden wieder übernehmen. Dann steht das Stadtteilfest "Flingern at Night" an. "Es ist der Wahnsinn, was dann mit dem Laden passiert. Im letzten Jahr haben sie die Maschinen bunt beleuchtet und auch in diesem Jahr spielt wieder eine Live-Band", sagt Behringer.

Sie hat hier schon viele Menschen kennengelernt. Viele kommen immer am selben Tag, zur selben Zeit. Manche sprechen sich auch ab zum gemeinsamen Waschen. Der Gang zu den Maschinen wird schnell zur Routine. So auch für Frank, der wie andere Kunden seinen Nachnamen nicht nennen möchte. Seine eigene Maschine hat vor vier Monaten den Geist aufgegeben, aber an eine neue denkt er erst einmal nicht: "Eigentlich habe ich mich schon daran gewöhnt, einmal in der Woche herzukommen." Während die Waschmaschine läuft, geht er einen Kaffee trinken oder trifft sich mit Bekannten. Susanne hingegen besitzt zwar eine funktionierende Maschine, hat aber dennoch den Waschsalon für sich entdeckt. Sie lebt in Lüdenscheid, ihr Freund aber an der Ackerstraße. Wenn sie nach Düsseldorf kommt, geht es fast immer gemeinsam in den Salon, dafür bringt sie auch Wäsche von zu Hause mit. "Es ist einfach zeitsparend. Ich wasche mehrere Maschinen auf einmal und der Trockner ist deutlich besser als der, den man so zu Hause hat. Da muss ich dann nichts mehr bügeln." Genauso macht es Gerald. Der 44-Jährige ist unter der Woche beruflich viel unterwegs. Am Samstag gehört es dann für ihn dazu, seine Wäsche zu machen. Zeitgleich macht er dann Besorgungen, geht zur Bank oder ein Eis essen bei Nordmanns gegenüber. Eines aber fehlt ihm: der Sonntag.

Denn bis vor einigen Jahren konnte man auch sonntags waschen, was nicht mehr möglich ist. Schade, wie die meisten finden. Aber auch an einem Samstagvormittag sieht man sie alle: Rentner, Alleinstehende, Paare, Studenten. Letztere sind dabei überraschenderweise eher die Ausnahme. "Viele Studenten fahren zum Waschen zu Mama nach Hause oder haben eine Maschine im Wohnheim", sagt Maik Fastabend, Besitzer von elf Waschsalons, einschließlich dem in Flingern. "Unsere Kunden sind eigentlich zum Großteil Alleinstehende mittleren Alters oder auch Rentner." Für ihn steht fest: Waschsalons kommen so schnell nicht aus der Mode.

(RP)
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