Flingern Ein bisschen wie bei Tante Emma

Flingern · Christina Rau hat den ersten Unverpackt-Laden in Flingern eröffnet. Nudeln, Kaffee und Süßes gibt es in der Flinse.

 Ein Testkauf in der Flinse: Christina Rau erklärt Autorin Nicole Kampe, wie in der Flinse ohne Verpackung eingekauft wird. Ein bisschen Zeit muss da ein Neuling schon mitbringen und gut schätzen können beim Gewicht.

Ein Testkauf in der Flinse: Christina Rau erklärt Autorin Nicole Kampe, wie in der Flinse ohne Verpackung eingekauft wird. Ein bisschen Zeit muss da ein Neuling schon mitbringen und gut schätzen können beim Gewicht.

Foto: Bretz Andreas

Hohe, gläserne Behälter sind am Holzregal rechts vom Eingang montiert, in der oberen Reihe steckt in jedem eine andere Nudelsorte. Mal sind sie geschwungen, mal gedreht, die einen dick, die anderen dünn. Fast wie im Supermarkt - Spirelli, Penne, nur die langen Spaghetti fehlen. Die sind zu unhandlich, um sie mit einer Zange aus dem Gefäß zu greifen, und wie sollen die sperrigen Dinger auch transportiert werden.

 Bevor es losgeht mit dem Einkauf, muss das Gefäß gewogen werden.

Bevor es losgeht mit dem Einkauf, muss das Gefäß gewogen werden.

Foto: Bretz Andreas

Ein Glas ist leer, die Rote-Linsen-Nudeln sind besonders gut bei den Kunden angekommen. Die meisten Produkte werden in 25-Kilo-Papiersäcken geliefert, die in dem kleinen Raum hinten in der Flinse stehen, in dem es nach Gewürzen riecht und nach gerösteten Kaffeebohnen, in dem nicht viel Platz ist und Christina Rau stapeln muss, in dem sie die unwichtigen Dinge ganz oben im Schrank verstaut, wo sie nur mit einer Leiter drankommt. Dort werden die Rote-Linsen-Nudeln wohl nie stehen.

 Penne und Spirelli können sich die Kunden von den großen Gefäßen abfüllen. Beliebt und gleich ausverkauft sind die Rote-Linsen-Nudeln.

Penne und Spirelli können sich die Kunden von den großen Gefäßen abfüllen. Beliebt und gleich ausverkauft sind die Rote-Linsen-Nudeln.

Foto: Bretz Andreas

Wie viel Christina Rau von welchem Produkt bestellen muss, das weiß sie noch nicht. Das wird sie in den nächsten Wochen sehen. Vor ein paar Tagen erst hat sie die Flinse eröffnet an der Lindenstraße, den ersten Laden in Düsseldorf, der ohne Verpackungen auskommen will. Zumindest fast - schließlich müssen Nudeln und Co. irgendwie zum Kunden in den Küchenschrank kommen. Plastiktüten gibt es bei Rau aber nicht, was das Einkaufen ein bisschen anders macht und gleichzeitig auch ein bisschen aufregender.

Immer wieder kommen an diesem Morgen spontan Menschen aus dem Viertel rein, schauen sich um mit großen Augen, bestaunen die Gefäße voller Reis und Linsen. Rot, gelb, grün, braun - farbenfroh sieht die Anordnung aus, fast wie gemalt und fast so schön wie die Süßigkeiten-Abteilung in der Flinse, die voll ist mit Schokolade, Lakritz und getrockneten Früchten. Ein bisschen wie in einem Büdchen, nur hübscher und vielleicht auch gesünder, in runden Gläsern stecken die Leckereien, "als Kind habe ich gerne eine gemischte Tüte gekauft", sagt Christina Rau, die schnell die Menschen anspricht, die erklärt, die vor allem probieren lässt. "Das ist der Vorteil hier", sagt Rau, Fehlkäufe gibt es nicht. Kleine Schälchen hat sie griffbereit, in die sie Maul- und Gojibeeren kippt, für alle, die noch nie Maul- und Gojibeeren gegessen haben.

Weiter hinten in der Flinse steht Christina Raus Schmuckstück. Genaugenommen sind es zwei Schmuckstücke: die Mühle für das Mehl und die Flockenbar. Die Kunden können sich ihre Haferflocken selbst machen, und damit sie sich nicht vertun beim Volumen, hat Christina Rau extra zwei Glasbehälter ausgestellt - in einem liegen bis zur Hälfte ganze Körner, im anderen, fast doppelt so viel, die zerdrückten Flocken. "Das ist die gleiche Menge", sagt Rau, die mit ihrem Unverpackt-Laden etwas beitragen will zum Umweltbewusstsein, zum Schutz. Was nicht heißen soll, dass man nicht spontan bei ihr vorbeischauen kann - Papiertüten kann sie verteilen oder gebrauchte Gläser. Wer es ein bisschen schicker mag, der kann sich auch ein Glasgefäß kaufen, in verschiedenen Größen gibt es sie. Oder man denkt an die Tupperdosen, mitgebrachte Behälter sind unbedingt willkommen, die der Kunde am Eingang wiegt, wenn sie leer sind, wo er sie mit kleinen Zetteln versieht, die das Gewicht anzeigen und die zum Schluss noch mal gewogen werden an der Kasse beim Bezahlen, wenn sie voll sind. Positiv ist die Resonanz gewesen seit der Eröffnung, so manchen Tipp hat es auch gegeben, die Christina Rau alle in einem Heft notiert hat. Kurkuma zum Beispiel haben sich einige gewünscht und weißen Pfeffer, statt einer Zange für die Nudeln empfahl Rau jemand Baumwollhandschuhe. Widerspenstig können nämlich nicht nur Spaghetti sein, sondern auch Spirelli, Penne und Rote-Linsen-Nudeln.

(RP)
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