Neue Vision des Düsseldorfers Hans-Rainer Jonas Der spinnt doch!

Flingern · Hans-Rainer Jonas hat viele verrückte Ideen - die erstaunlicherweise meistens funktionieren. Seine neueste Vision: Er will aus dem Sitz der Staatsanwaltschaft an der Fritz-Roeber-Straße ein Umwelt- und Bürgerzentrum machen.

 Hans-Rainer Jonas vor einem der aufwendig gestalteten Häuser an der Krahestraße.

Hans-Rainer Jonas vor einem der aufwendig gestalteten Häuser an der Krahestraße.

Foto: Andreas Endermann

Er sieht aus wie eine Mischung aus Hardcore-Öko und Alt-68er. Aber was andere von ihm halten, ist Hans-Rainer Jonas ohnehin ziemlich schnuppe. Er hat Ideen, viele Ideen und scheut nicht, diese auch umzusetzen - selbst, wenn andere sagen, er würde spinnen. Oft genug hat der 66-Jährige in der Vergangenheit das Gegenteil bewiesen. Er hat Germanistik und Philosophie studiert, ist Taxi gefahren, hat als Kellner im Ratinger Hof gearbeitet, war Mitbegründer der ersten kooperativen Biovollkorn-Bäckerei und hätte 1977 fast den ersten Bioladen in Düsseldorf eröffnet - was durch eine Inhaftierung wegen Cannabis-Besitzes vereitelt wurde.

Weitere zurückliegende Eckpunkte der Biografie von Jonas aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, zwei Daten sind für diese Geschichte aber unverzichtbar: Bereits 1972 bekam er von seinem Vater die Immobilien Krahestraße 12 bis 20 überschrieben, 1996 übernahm er die Hausverwaltung. "Mein bedingungsloses Grundeinkommen war also gesichert. Ich hätte mich auch auf die faule Haut legen können." Spätestens nach der mörderischen Gasexplosion im Haus Krahestraße 8, bei der ein Jahr später sechs Menschen starben, war sein Aktionismus aber geweckt. "Ich wollte, dass die Krahestraße wie ein kleines ökosoziales Dorf innerhalb von Flingern wird", blickt Jonas zurück.

Für die Fassadengestaltung versuchte er, Hundertwasser zu kriegen, das scheiterte. Aber zusammen mit anderen Künstlern gelang eine einmalige Mosaikgestaltung, die sich detailverliebt bis in die hinterste Ecken der Treppenhäuser fortsetzt. Jonas führte das Fensterrecht ein, das Mieter animiert, die Außenwand rund um die eigenen Fenster selbst zu gestalten. Die Häuser erhielten allesamt FSC-Holzfenster, Wärme kommt von einer Pelletzentralheizung. Auf dem Dach der Krahestraße 20 versorgt eine Photovoltaikanlage die Bewohner mit Strom. Der Nachbarschaftstreff Café du Kräh wurde gegründet, und da Jonas immer noch nicht ausgelastet war, hat er an der Uedesheimer Straße eine 3000 Quadratmeter große Markhalle eröffnet, in der sieben Initiativen ihre regionalen Bioerzeugnisse direkt verkaufen können.

Jetzt hat Hans-Rainer Jonas ein neues Projekt initiiert, und das verfolgt er wie alle seine Projekte mit ganzer Leidenschaft. Er möchte aus dem ehemaligen Arbeitsamt an der Fritz-Roeber-Straße nahe der Altstadt, in dem seit neun Jahren die Staatsanwaltschaft ihren Sitz hat, ein Zentrum für Umweltvereine und andere Bürgerinitiativen machen.

"Die Staatsanwaltschaft wird in einigen Jahren umziehen, dann wird das Haus frei, und es sollte nicht wieder wie das Stadthaus für ein Hotel oder weitere Luxusappartements verscherbelt werden", fordert Jonas, der von Nabu über die Lebensmittelretter bis zum Paritätischen bereits 80 potenzielle Mitstreiter, die den Nachhaltigkeitsgedanken verkörpern, angeschrieben und auch schon die ersten 250 Unterschriften gesammelt hat. "Bisher fehlte der Idee etwas die Dynamik", sagt Jonas. Das wird sich durch ihn nun sicherlich ändern.

(RP)
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