Flingern Das politische Straßenfest des Zakk

Flingern · Wieder einmal regnete es, wie in den Jahren zuvor. Das aber machte den meisten Besuchern nichts aus. Die hatten eine klare Agenda.

 Die Verkäufer Ping Pong und Coco boten auf dem Straßenfest Kleidung an. Normalerweise leben sie in Indien.

Die Verkäufer Ping Pong und Coco boten auf dem Straßenfest Kleidung an. Normalerweise leben sie in Indien.

Foto: Andreas Endermann

Mit Flugblättern laufen die beiden Jungen über das Straßenfest des Zakk, und wenn sie einen der Besucher ansprechen, dann machen sie direkt am Anfang schon klar, nein, sie sind nicht von der AFD, das Flugblatt wendet sich gegen die Partei. Beruhigt und mit sich und der Welt an der Fichtenstraße versöhnt, nehmen die Besucher das Flugblatt. Als würde hier einer auch nur auf die Idee kommen, AFD zu unterschätzen, zu unterstützen, gar zu wählen - das ist eigentlich undenkbar. Denn dieses Straßenfest ist natürlich alternativ, eine Mischung aus Trödel, Musik und nicht zuletzt Politik, traditionell beinahe von schlechtem Wetter begleitet, so auch dieses Mal, was aber laut Schätzungen des Veranstalters etwa 10.000 Menschen nicht daran hinderte, es zu besuchen.

150 Stände bieten klassischen Trödel, Secondhand-Kleidung, Dachbodenentrümplungen, Kellerfunde - die allermeisten Aussteller machen dies nicht gewerblich. So wie Magdalena und Gaby, zwei Freundinnen und Mittsechzigerinnen, die eben einmal im Jahr aus Spaß hier stehen und verkaufen. Sie sind ein wenig misstrauisch Medien gegenüber, weshalb man nicht ihren Nachnahmen nicht nennen soll, aber freundlich und gut gelaunt eben trotz des schlechten Wetters. Dieser Markt sei eben anders als klassische Trödelmärkte auf den Parkplätzen großer Baumärkte etwa. Keine Neuware, keine Gewerbetreibenden, und das Publikum ist entspannt. Man duzt sich, selten wird gefeilscht und einiges wechselt auch umsonst den Eigentümer, wenn der neue es denn wirklich haben will oder glaubhaft macht, dass er es braucht.

Die Linke ist natürlich da, die SPD, TTIP-Gegner, die Antifa hat einen Stand, der eine warnt vor "Big Data", der andere vor neuen Grenzzäunen in Europa und immer wieder machen die Menschen auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam, die wiederum geben kleine Tanzvorführungen oder bewirten mit syrischen Süßspeisen die Besucher.

"Manchen von ihnen mussten wir erst einmal erklären, was denn ein Straßenfest ist", sagt Zakk-Geschäftsführer Jochen Molck. Er ist zufrieden mit der Veranstaltung, die Mischung stimme, und die Stimmung dann eben auch. SPD-Ratsherr Philipp Tacer gesellt sich zu ihm, schön sei das hier, er, der ja für eine rot-rot-grüne Zusammenarbeit sei, fühle sich "richtig wohl", sagt Tacer, eigentlich ist das komplette linke Spektrum in Düsseldorf anwesend, vom Landespolitiker bis zu dem, was man unter dem Begriff außerparlamentarische Opposition zusammenfassen kann. Molck sagt, er hätte es gerne gesehen, wenn die CDU einen Stand aufgebaut hätte, man schließe ja niemanden aus. Und so traf sich die alternative Familie, tauschte Gerüchte aus, feierte, wieder aus dem Urlaub zurück zusein, bei griechischen Spezialitäten, vegetarischen Häppchen, Bio-Waffeln und fair gehandeltem Kaffee. Es gab auch Gegrilltes und Altbier, sei an dieser Stelle gesagt. Ein rundum buntes Fest eben, mit einem toleranten Publikum.

(RP)
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