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Eller Rosen sind zäh, aber sensibel

Eller · Der Bürgergarten hinter dem historischen Rathaus in Eller wird bis heute kaum genutzt. Das soll sich jetzt ändern, auch die Pflege soll von Freiwilligen übernommen werden. Die müssen aber erst einmal den richtigen Rosenschnitt lernen.

 Michael Mössing weiht Leonard Marx, Susanne Ott und Lore Klingen (v.l.) in die Kunst des richtigen Rosenschnitts ein.

Michael Mössing weiht Leonard Marx, Susanne Ott und Lore Klingen (v.l.) in die Kunst des richtigen Rosenschnitts ein.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Er ist ein Schmuckstück, ein naturnahes Kleinod. Nur: Kaum einer kennt ihn, den für alle Ruhesuchenden (zu Bürgerbürozeiten) offenen Rosengarten direkt hinter dem historischen Rathaus am Gertrudisplatz. "In einer guten Woche kommen vielleicht fünf Leute, in einer schlechten null", sagt Michael Mössing, für Eller zuständiger Bezirksleiter beim Gartenamt. Das findet er schade, und deshalb begrüßt Mössing die Initiative von Susanne Ott, die den blühenden Naturort aus seinem Dornröschenschlaf wecken will.

Ott schwelgt in Zukunftsvisionen, wenn sie von Lesungen, Konzerten, Theater, Kreativtagen, Tai Chi, Café oder einem Fest in dem 2002 eröffneten Rosen-, der auch als Hochzeitsgarten bekannt ist, erzählt. "Hochzeitsgarten, weil hier Brautpaare ihre Fotos machen können", erklärt Mössing - was auch immer weniger wahrgenommen werde. Aber damit soll ja jetzt Schluss sein. Und wie soll man eine derart pflegebedürftige Grünoase besser bekannt machen, als die Pflege denen zu überlassen, die sie auch nutzen sollen? "Es ist das erste Projekt dieser Art in Düsseldorf", sagt Ott, die bereits Schlüsselgewalt hat, aber betont: "Alles, was wir hier machen, wird mit dem Gartenamt abgestimmt, und unsere Arbeit wird weiterhin fachlich begleitet."

Das ist auch notwendig, wie der erste Nachmittag nach der "Übergabe" zeigt: Rund ein Dutzend Interessierte sind gekommen, es geht um den richtigen Schnitt von Bonica 82, The Fairy, Rote Woge oder Schneewittchen, alles Rosensorten. Und da kann man so einiges falsch machen, wie Mössing schnell erkennen lässt. Das fängt bereits bei der Schere an, die einen sauberen Schnitt bewerkstelligen soll, aber nicht quetschen darf, denn merke: "Rosen sind zäh, aber sensibel", so der Fachmann vom Gartenamt.

Wann genau man zur Gartenschere greifen muss, hängt von den Witterungsbedingungen ab, zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst, ist aber Pflicht. "2015 hatten wir quasi keinen Winter, da musste man vor März auch nicht aktiv werden", spielt Mössing auf den wichtigeren Rückschnitt im Frühling an. Jetzt, im Herbst, geht es vor allem darum, das zu entfernen, was die Rosen im Winter nicht benötigen - und das beinhaltet neben vertrockneten Stängeln, zum leichten Entsetzen der Blumenfreunde in Eller, auch die Früchte. "Sie schwächen die Pflanze. Die Natur will sich vermehren, doch wenn sie zu viel Energie in das Vermehren investiert, fehlt ihr diese Kraft nachher zum Überleben", lautet die verblüffend einfache Erklärung des Experten. Auch muss der Schnitt gerade sein, sonst wird die Fläche, in die Schädlinge eindringen können, unnötig groß - klingt ebenfalls einleuchtend. Übertriebene Zurückhaltung ist zudem kontraproduktiv. "Was ab muss, muss ab! Rosenschneiden ist immer auch eine Mutprobe", betont Mösssing, der aber einschränkt: "Alles dranlassen, was bei den milden Temperaturen noch was werden kann, sonst habe ich es ja nicht mehr." Eine Nachkontrolle im November ist besser, als jetzt zu radikal vorzugehen.

Abschließend räumt der Fachmann noch mit alten Bauernregeln auf: "Wenn die Forsythien blühen, ist es Zeit für den Rosenschnitt, das ist Quatsch. Seit dem Klimawandel ist man im Gartenbau auf reine Beobachtungsgabe angewiesen." Ihren botanischen Horizont haben die Freiwilligen in Eller somit auf jeden Fall erweitert.

(RP)
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