Eller Gesichter eines Dorfes

Eller · Ausstellung mit Arbeiten von Cornelia Veit im Kulturbahnhof Eller.

 Cornelia Veit (l.) und Ulla Römer-Stratmann vor den Arbeiten, die im Kulturbahnhof Eller zu sehen sind.

Cornelia Veit (l.) und Ulla Römer-Stratmann vor den Arbeiten, die im Kulturbahnhof Eller zu sehen sind.

Foto: Anne Orthen

Gleich mehrere künstlerische Bögen - zeitlich in die 20er Jahre des früheren Jahrhunderts, geografisch in das östliche Westfalen - schlägt die Ausstellung "Gesichter eines Dorfes" von Cornelia Veit im Kulturbahnhof Eller. Aber die Arbeiten verbinden auch Grafik und Mischtechniken, dokumentarische Ansätze mit künstlerischer Interpretation. Die Mitgliederausstellung - Veit ist seit rund 20 Jahren Mitglied im Kulturbahnhof-Verein und seit drei Jahren zudem ehrenamtlich im Vorstand tätig - ist das komplexe Resultat einer glücklichen Verkettung von familiären Bindungen, zufälligen Begegnungen und schicksalhaften Fügungen.

Ein altes Fotoalbum aus dem Nachlass einer Tante aus dem Dorf Sandebeck (bei Steinheim) veranlasste Veit, zunächst tiefer in die Familiengeschichte einzutauchen, eine Recherche, die nach und nach das ganze Dorf mit einschloss. Ein Foto der 1. und 2. Klasse der Grundschule bildete den Ausgangspunkt, die Biografien der Mädchen und Jungen zu erforschen. Es war der Blick der Schüler, der Veit nicht mehr losließ. Große Kinderaugen werden heutzutage meist als verträumt oder staunend interpretiert. Doch die Augen dieser Kinder blicken trotzig, verschlossen bis verschreckt, als hätten sie bereits viel Not und Elend gesehen. "Frühe Traumatisierungen durch den Ersten Weltkrieg kann man in diesen Gesichtern erkennen", so Veit, die ihren Malstil sowohl am Expressionismus eines Otto Dix als auch am Verismus angelehnt hat. Ihre Idee, die Porträts auch auf Frühstücksbrettchen zu malen, erinnert an Joseph Beuys, bei dem sie einst an der Kunstakademie studiert hatte. Die Brettchen nehmen zudem Bezug auf Grabbeigaben im alten Ägypten. Bilder von Grabsteinen auf dem Sandebecker Friedhof setzen den Schlusspunkt der Biografien der einstigen Schüler.

Damit das Dorf kein Opfer der demografischen Entwicklung wird, hat sich die Dorfwerkstatt Sandebeck gegründet, aus der ein ehrenamtlich betriebenes Dorfcafé entstanden ist, von dem aus verschiedene kulturelle Aktionen initiiert werden. "Gerade sind wir von Smart Country Side mit Gold für unsere Ideen zur digitalen Zukunft für das Dorf ausgezeichnet worden", berichtet stolz Ulla Römer-Stratmann von der Dorfwerkstatt Sandebeck.

Die Ausstellung an der Vennhauser Allee 89 ist noch bis zum 15. Oktober dienstags bis sonntags zwischen 15 und 19 Uhr zu sehen.

(RP)
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