Eller "Fuchsjagd"-Insolvenz: Handwerker sind die Verlierer

Eller · Zwischen Ungläubigkeit und Ärger - die Insolvenz des Traditionslokals "Fuchsjagd" in Eller beschäftigt weiterhin die Gläubiger des Verfahrens.

 Auch er ist von der "Fuchsjagd"-Insolvenz betroffen: Prokurist und Schreinermeister Daniel Heller.

Auch er ist von der "Fuchsjagd"-Insolvenz betroffen: Prokurist und Schreinermeister Daniel Heller.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

"Ich bin noch immer aufgebracht", sagt Patrick Schmidt aus Solingen. Der Jungunternehmer zählt zu jenen, die unter der Insolvenz des Traditionslokals "Fuchsjagd" leiden. Der 21-Jährige gründete vor zwei Jahren neben seinem Studium einen Service für den Verleih von Ton-, Licht- und Medientechnik, baut Bühnen- und Traversensysteme und übernimmt als DJ auch die technische Betreuung von Veranstaltungen. Man kann seine Dienstleistung in Anspruch nehmen und mit ihm Partypläne umsetzen. Genau dies tat auch der Geschäftsführer des Brauhauses Fuchsjagd an der Gumbertstraße sowie des Schwesterbetriebs Fuchsjagd am Quadenhof am Gerresheimer Alter Markt. Schmidt illuminierte während der vergangenen Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2014 den Gastgarten des Lokals und sorgte für Bild und Ton der Spielübertragungen. "Eigentlich", sagt Schmidt, "waren das richtig schöne Veranstaltungen. Stimmungsvoll und harmonisch."

Anders als andere Handwerksbetriebe stellte Schmidt während seiner Dienstleistungen jedoch immer wieder so genannte Akontorechnungen, die auch stets beglichen wurden. Dennoch blieb er mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens auf den rund 1300 Euro sitzen. Laut Insolvenzordnung stehen ihm nun noch fünf Prozent der Summe zu. Für den Jungunternehmer ein beachtlicher Verlust, vergleichsweise gering jedoch, betrachtet man die Verluste vieler Handwerker, die am Umbau der Fuchsjagd in Eller beteiligt waren. Insgesamt 13 Gewerke, darunter Dachdecker, Kühl- und Heizungstechniker, Elektriker sowie Bodenbauer und Schreiner tragen mitunter schwer an den weitreichenden Folgen der Insolvenz mit einem Volumen von insgesamt rund 2,5 Millionen Euro Gesamtverbindlichkeiten.

"Der Eigentümer hat sich mit dem Erwerb und dem Umbau der Immobilie verhoben", sagt Georg Kreplin. Der Düsseldorfer Rechtsanwalt ist Insolvenzverwalter des Brauhauses und entwickelte mit einem spezialisierten Team aus Sanierungsberatern grundlegende Restrukturierungsmaßnahmen sowohl der Elleraner Fuchsjagd als auch des Schwesterbetriebs, damit die Gastronomien weitergeführt werden können. Nach einem sogenannten Insolvenzplanverfahren, dem die Gläubiger zustimmen müssen, verwaltet er seither die Finanzen des Unternehmens und leitet, nachdem der Betreiber Insolvenz anmelden musste, den ganzen Gastronomie-Betrieb.

Möglich wird dies durch die Insolvenzordnung. Diese Ordnung regelt hierzulande das Insolvenzverfahren. Dieses dient dazu, mehrere Gläubiger eines zahlungsunfähigen Schuldners gleichmäßig zu befriedigen. "Die Insolvenzquote", so erläutert Jurist Kreplin, "errechnet sich aus dem Verhältnis der Insolvenzmasse zur Summe aller Verbindlichkeiten." Derzeit sieht die Insolvenzordnung eine Ausgleichszahlung von fünf Prozent der offenen Rechnungssumme vor. Ziel des aktuellen Verfahrens ist laut Gesetzgeber aber auch, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. "Das ist politisch so gewollt", erläutert der Rechtsanwalt weiter.

"Die Alternative zu dem umgesetzten Insolvenzplan wäre die Zerschlagung des Unternehmens gewesen", erklärt Marcel Dué, Pressedezernent und Richter am Amtsgericht. Denn reicht das Vermögen des Unternehmens für eine Sanierung im Insolvenzverfahren nicht aus und findet sich auch kein Käufer, bleibt meist nur eine Zerschlagung des Betriebes. "Im schlimmsten Falle kommt es dann zu einer Nullquote", sagt Dué.

Dennoch: Auch wenn das moderne Insolvenzverfahren aktueller Rechtsprechung entspricht - Handwerker wie der 33-jährige Schreinermeister Daniel Heller aus Düsseldorf stehen dem Verfahren kritisch gegenüber.

Auch Heller ist Betroffener der Fuchsjagd-Insolvenz und beklagt einen Verlust von aktuell ungefähr 18.000 Euro. "Als Handwerker müssen wir stets finanziell in Vorleistung treten", sagt Heller und beklagt, dass im Falle einer Insolvenz des Auftraggebers die bis dahin bereits erbrachten finanziellen Aufwendungen verloren sind.

Ein Zustand, der Handwerker in ihrem Arbeitsalltag zunehmend belastet.

(RP)
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