Eller Bilder einer neuen Heimat

Eller · Die jugendlichen Flüchtlinge Hasib und Muhammad haben mit einer Kamera ihre neue Heimat Eller erkundet. Ihre arbeiten sind nun im Welcome Point an der Gumbertstraße ausgestellt.

 Der bestimmte Artikel kommt Muhammad seltsam vor.

Der bestimmte Artikel kommt Muhammad seltsam vor.

Foto: priv

Hasib und Muhammad haben den Nachmittag in der Schule frei bekommen. Sie sitzen im Welcome Point an der Gumbertstraße, die Hände im Schoß, den Blick gesenkt, es ist ihnen sichtlich ein wenig peinlich, die ganze Sache mit der Ausstellung. Noch kein Jahr leben sie in Deutschland, Hasib kommt aus Afghanistan, Muhammad aus Syrien, und doch gibt es schon so etwas wie ein Heimatgefühl. "Alle Menschen hier haben uns geholfen", sagt Muhammad, das habe ihn am meisten beeindruckt. Nicht nur die Betreuer in der Wohngruppe meint er damit, auch die Leute auf der Straße und vor allem eben im Welcome Point, der - zentral gelegen - zu einem Anlaufpunkt für viele Menschen aus Eller geworden ist. Für Flüchtlinge und Alt-Eingesessene, die hier ehrenamtlich arbeiten.

 Hasib (l.) und Muhammad zeigen ihre Lieblingsbilder. Im Hintergrund ihr Mentor, der Fotograf Jupp Peters-Jochum.

Hasib (l.) und Muhammad zeigen ihre Lieblingsbilder. Im Hintergrund ihr Mentor, der Fotograf Jupp Peters-Jochum.

Foto: Andreas Endermann

Einer von ihnen ist der Fotograf Jupp Peters-Jochum. Er hat mit Hilfe gespendeter Kameras einen Fotografie-Kursus gegeben, die beiden Jugendlichen angeleitet und ein Projekt gestartet, das schlicht "Meine neue Heimat" hieß. Die Flüchtlinge sollten das fotografieren, was ihnen an Düsseldorf auffiel. Dabei entstanden Bilder, die nicht nur dokumentarisch den Blick der Jugendlichen auf die Stadt zeigen, sondern auch noch künstlerisch gestaltet sind. "Hasib und Muhammad brauchten nur Minuten, um zu verstehen, welche Möglichkeiten ihnen die Kameras bieten", sagt Peters-Jochum.

Die Auswahl, die diesen Monat in den Räumen des Welcome Points zu sehen ist, zeigt Bilder von Dingen, die für jeden Düsseldorfer zum vertrauten Alltag gehören. Für die Flüchtlinge hingegen war "alles neu und alles irgendwie seltsam", wie Hasib sagt. In Afghanistan gebe es eben keine U-Bahn, keine Kirchen und keine Mülltrennung. Und tatsächlich zeigt das Bild der Mülltonnen etwa - wie sie aufgereiht nebeneinander in gleicher Höhe, mit verschieden farbigen Deckeln stehen - wie seltsam das doch anmuten muss. Und vor allem: Wie glücklich man eigentlich sein müsste, wenn man sich darüber Gedanken machen kann, in welche Tonne welcher Müll gehört.

Für Muhammad und Hasib war nichts vertraut und alles neu, das Feiern und Trinken der Menschen in der Altstadt, die Regelmäßigkeit des öffentlichen Nahverkehrs, doch vor allem die Sicherheit hier. "Ich habe jetzt eine Zukunft. Ich kann studieren und heiraten und bin hoffentlich in der Lage, irgendwann Deutschland etwas zurückzugeben", sagt Hasib. Er will Informatiker werden, Muhammad Medizin studieren.

Für den Welcome Point und die Diakonie, die die Flüchtlinge betreut und in deren Wohngruppe sie leben, ist es nicht das einzige Projekt, in dem sich die mehr als 30 Ehrenamtlichen engagieren. So gibt es etwa einen Online-Sprachkursus für Flüchtlinge, ein Café und Nachmittage, an denen Elleraner und Flüchtlinge gemeinsam kochen. Nicht zuletzt helfen die Ehrenamtlichen natürlich bei Behördengängen, bei Integrationsproblemen und sind ansprechbar. "In Eller ziehen alle an einem Strang. Auch die Vereine und Gewerbetreibenden kümmern sich um die neuen Mitbürger", sagt Diakoniepfarrer Heinz-Werner Frantzmann. Elke Wisse, die den Welcome Point leitet, weiß von unzähligen Begegnungen zu berichten und Freundschaften, die in dem unscheinbaren Ladenlokal entstanden sind. Ein Fest im Herbst soll das weiter unterstützen.

(RP)
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