Eller Besuche gegen die Einsamkeit

Eller · Barbara Dehmel, Diakonin der evangelischen Kirchengemeinde in Eller, will einen Besuchsdienst für Hochbetagte im Stadtbezirk einrichten. Menschen jenseits der 85, die trotzdem noch zu Hause wohnen, würden oft vergessen, sagt sie.

 Seniorin Monika Löb (l.) greift Diakonin Barbara Dehmel (r.) bei Arbeiten im Büro unter die Arme.

Seniorin Monika Löb (l.) greift Diakonin Barbara Dehmel (r.) bei Arbeiten im Büro unter die Arme.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Wenn der Ehepartner stirbt oder die Mobilität eingeschränkt ist, der Betroffene aber seine eigenen vier Wände nicht gegen einen Platz im Pflegheim einzutauschen bereit ist, droht nicht selten die Vereinsamung. Hier setzt ein Projekt der evangelischen Kirchengemeinde Eller an, das Diakonin Barbara Dehmel mit mehreren Kooperationspartnern zurzeit zu initiieren versucht.

Es geht um einen auf Dauer angelegten Besuchsdienst für Hochbetagte, in der Hoffnung, dass zwischen Ehrenamtler und Senior womöglich sogar eine echte Freundschaft entsteht - im Optimalfall, so makaber sich das zunächst anhören mag, bis in den Tod. Wobei die Pflege ausgeklammert ist. Das persönliche Gespräch, gemeinsame Unternehmungen - diese Faktoren sollen im Vordergrund stehen.

"Es ist in unserer mobilen Gesellschaft ja oft auch so, dass die Kinder eben nicht mehr in unmittelbarer Nachbarschaft wohnen und sich kümmern können. Wenn dann neben dem Ehepartner auch noch die Freunde nach und nach sterben, steht der womöglich körperlich beeinträchtigte Hochbetagte plötzlich ganz alleine da. Diese Menschen dürfen wir nicht vergessen", sagt Dehmel, die vorab im Umfeld der Kirchengemeinde bereits bei einigen Senioren jenseits der 85 Jahre angefragt hat, was sie von der Idee halten. "Die Resonanz war eindeutig, der Wunsch nach sozialen Kontakten ist groß."

Die Gemeindepädagogin hofft auf Unterstützung aus der Bezirkskonferenz, in der die Sozialverbände, aber auch ein Pflegedienst, eine Wohnungsbaugesellschaft oder die Polizei für die Arbeit im Quartier vernetzt sind. Mit im Boot sind neben Schloss- und Jakobuskirche in Eller auch die evangelischen Partnergemeinden in Lierenfeld und Vennhausen - womit auch das Einzugsgebiet für das Projekt definiert wäre. "Das sind rund 10.000 Gemeindemitglieder. Unter ihnen werden entsprechend viele Hochbetagte sein, die eventuell ein Interesse an unserem Angebot haben", erklärt Dehmel, die bewusst von "unserem" Projekt spricht. "Das ist nicht ein Alleingang von mir, sondern fußt auf Teamarbeit."

Sie koordiniert zudem den Einsatz von Ehrenamtlichen als Haushaltshilfen durch die Kirchengemeinde, "das ist aber nicht Bestandteil dieses neuen Besuchsdienstes. Hier geht es vor allem um seelsorgerische Aufgaben, um Kommunikation. Alte Menschen hatten oft ein bewegtes Leben und haben dementsprechend viel zu erzählen. Mit ihnen reden zu dürfen, kann für jeden selbst ein Gewinn darstellen." Mindestens zehn Ehrenamtler hofft die Diakonin zunächst für die Idee begeistern zu können. "Besser 20", sagt Monika Löb, die, obwohl selbst nicht mehr die Allerjüngste, Barbara Dehmel im Büro unter die Arme greift.

Nach den Sommerferien fällt am 24. August mit einer Auftaktveranstaltung bei der Markusgemeinde am Sandträgerweg in Vennhausen (17 bis 20 Uhr) der Startschuss für den Besuchsdienst. Es schließen sich zwei Schulungen am 14. und 28. September an (jeweils 17 bis 20 Uhr), die in Kooperation mit der Kirche in Gerresheim durchgeführt werden. "Dabei geht es um Punkte wie das eigene Rollenverständnis, die Gesprächsführung oder die Frage, ob man auch mal Nein sagen darf", erklärt Dehmel.

Der Kirche nahe zu stehen, könne sicher nicht schaden, wenn man diese Aufgabe übernehmen wolle, die Glaubensrichtung sei aber egal, so Dehmel, die sich vorstellen könnte, vor allem Ehrenamtler zwischen Mitte 50 und Mitte 60 mit dem Projekt anzusprechen. "Aber natürlich sind auch Rentner, die eine neue sinnvolle Aufgabe suchen, willkommen." Ihr Büro an der Schlosskirche soll der Anlaufpunkt für alle Interessierten sein.

(RP)
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