Düsseltal Shopping-Tour in der Fleischboutique

Düsseltal · Der Filetshop ist Vergangenheit, die Zukunft gehört der Fleischboutique: Joanna Czaja und Oliver Kleine-Weischede betreiben ihr Geschäft an der Grunerstraße jetzt unter eigener Flagge. Eine zweite Filiale an der Luegallee folgt bald.

 Oliver Kleine-Weischede und Joanna Czaja in ihrem Geschäft an der Grunerstraße. Bald folgt Filiale Nummer zwei in Oberkassel.

Oliver Kleine-Weischede und Joanna Czaja in ihrem Geschäft an der Grunerstraße. Bald folgt Filiale Nummer zwei in Oberkassel.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Es ist nicht so, dass Joanna Czaja und Oliver Kleine-Weischede Vegetarier oder Veganer verabscheuen. Im Gegenteil: Deren Herangehensweise, bewusster auf Ernährung und Qualität zu achten, ist der ihren sogar ganz ähnlich. Nur anders halt. Mit Fleisch.

Es dürfte schwer fallen, in dieser Stadt davon Besseres als in ihrem Shop an der Grunerstraße zu bekommen. Das hat seinen Preis, keine Frage. Vielleicht einfach mal weniger, dafür aber hochwertigeres Fleisch zu essen, diese Botschaft will das Duo vermitteln - und natürlich Geld damit verdienen. Das klappt ganz gut.

Vor drei Jahren hat das Paar den Filetshop an gleicher Stelle eröffnet, eine Franchise-Idee, die wirtschaftlich aber nur bedingt funktioniert habe, sagt Kleine-Weischede. "Die Kunden kamen. Aber außer unseren gab es nur einen weiteren Laden in Dortmund, da hielten sich die beabsichtigten Synergieeffekte in Grenzen", klagt der ehemalige DJ, der früher viel durch die Weltgeschichte gejettet ist und auf diese Weise gutes Essen zu schätzen gelernt hat. Als der Franchisevertrag jetzt abgelaufen war, reifte bei ihm und seiner Partnerin schnell die Erkenntnis, auf eigenes Risiko weiterzumachen. "Wir haben vorher schon alles mit Lieferanten ausgehandelt und uns das entsprechende Know-how angeeignet, dieser Schritt lag also nahe. Außerdem wollten wir uns breiter aufstellen, nicht nur Fleisch aus Deutschland, sondern auch aus den USA, aus Irland oder Australien anbieten", sagt der Geschäftsmann.

Jetzt nehmen sich Kleine-Weischede und Czaja noch mehr Zeit, der natürlichen Hemmschwelle, ihren Laden zu betreten, entgegenzuwirken. "Die großen Portionen, der Preis, das mag erst einmal abschreckend wirken. Wenn wir dem Kunden aber erklären, dass ein Filet am Stück durch vier geteilt gar nicht mehr so viel ist, ihm dezidiert aufzeigen, wie er das genau portioniert und zusätzlich Rezeptvorschläge mitgeben, verliert er die Angst", sagt Joanna Czaja. 1,5 Kilogramm Rinderfilet würden zum Beispiel vier wunderbare Steaks ergeben, und aus Kopf und Spitze lasse sich zusätzlich noch ein Tatar zaubern.

Die große "Filetsophie" erfordert natürlich noch weit mehr Wissen, das von den beiden Fleischexperten in den vergangenen drei Jahren zunehmend perfektioniert wurde. Dry aged Beef zum Beispiel, trocken am Knochen gereiftes Rindfleisch, nehme einen herrlich nussrig-buttrigen Geschmack an, werde mürbe und ganz zart, schwärmt Kleine-Weischede. Relativ neu im Angebot: Australische Flanksteaks (Kilopreis 37 Euro), Fleisch aus dem Bauchlappen des Tieres, dessen Zubereitung zunächst auch die Fleischboutique-Betreiber überforderte. "Wir lernen selbst täglich hinzu", räumt Kleine-Weischede ein. Ebenfalls ein besonderes Geschmackserlebnis: Amerikanische Skirtsteaks (Saumfleisch). Bleibt noch das Nonplusultra für Feinschmecker: Wagyu Rinderfilet aus Kobe. "Ja, es stimmt, die Tiere erhalten in der Tat mit einem Bürstensystem im Stall eine entspannende Massage, und sie bekommen dazu klassische Musik zu hören. Die Rinder sollen sich wohlfühlen, bevor sie auf dem Teller landen", erklärt Kleine-Weischede. Allerdings: "Ein Züchter hat höchstens 30 Tiere, oft weniger", sagt Czaja. Und: "Man kann nicht wirklich viel davon essen und ist danach zwei Tage lang satt." Der Kilopreis: 499 Euro. "Die Japaner wollen zudem nicht, dass jeder Hans Wurst ihr Fleisch vertreibt", fügt Kleine-Weischede hinzu.

Beide betonen, dass ihr Fleisch garantiert frei von Hormonen und Antibiotika sei, die Tiere auch kein genmanipuliertes Futter bekämen. In ihrem Shop gibt es außerdem eine Auswahl an Pfannen, Soßen oder Weinen, auch die angebotenen Grillseminare und Tastings würden sich großer Beleibtheit erfreuen.

Das Konzept funktioniert offenbar, am 1. September öffnet bereits die zweite Filiale der Fleischboutique an der Luegallee 108a in Oberkassel. "Die schmeißt künftig ein Mitarbeiter von uns, der anfangs nur nebenbei Geld verdienen wollte, sich dann aber so von dem Geschäft begeistern ließ, dass für ihn alles andere in den Hintergrund rückte", erzählt Joanna Czaja.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort