Rheinbahn in Düsseltal "Die Linie 708 soll jetzt totgemacht werden!"

Düsseltal · Veränderter Takt, kein Zugverkehr nach 22 Uhr und am Wochenende fährt die Rheinbahn-Linie 708 gar nicht. So hat sie keine Chance, sagen Nutzer. In den kommenden Wochen finden Fahrgast-Befragungen statt.

Die 708 fährt auf Bewährung: In den kommenden Wochen soll untersucht werden, ob ihr Betrieb sich überhaupt lohnt.

Die 708 fährt auf Bewährung: In den kommenden Wochen soll untersucht werden, ob ihr Betrieb sich überhaupt lohnt.

Foto: Andreas Endermann

In den kommenden Wochen will die Rheinbahn erfragen, ob und wie die Linie 708 von den Bürgern genutzt wird, vom Ergebnis wird abhängen, ob sie denn weiter betrieben wird. Die Linie 708 fährt auf Bewährung, so viel ist sicher, doch für Gudrun Floh wäre es schön, wenn sie denn überhaupt führe. Denn seit die Wehrhahnlinie in Betrieb ist, ärgert sich die Frau, die in Düsseltal wohnt, in Wuppertal arbeitet und bisher mit dem Zug dahin gekommen ist, über die Veränderungen im Fahrplan.

"Tatsächlich muss ich wegen der neuen Taktung früher aufstehen", sagt sie. Viel schlimmer allerdings sei, dass die Bahn am Wochenende gar nicht fahre und nach 22 Uhr auch nicht, fügt sie hinzu. Für Frau Floh, die im Schichtdienst arbeitet, ist die Bahn so einfach nicht mehr interessant. "Wahrscheinlich werde ich demnächst öfter wieder mit dem Auto fahren", sagt sie. Eigentlich würde sie lieber auf das Auto verzichten und die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen.

Gudrun Floh ist kein Einzelfall, wie Annelies Böcker weiß. Die CDU-Frau sieht in der Umstellung des Fahrplanes und den daraus resultierenden Verlusten an Fahrgästen ein System. "Die Linie 708 soll jetzt totgemacht werden", sagt sie, dies sei ganz klar. Böcker, die die Linie selbst nutzt, stellt selbst einen Schwund an Fahrgästen fest. Und am Wochenende, da fahre eben niemand, "Kunststück, wenn die Bahn nicht fährt."

Eine "seriöse" Evaluierung der Fahrgastzahlen sei unter diesen Umständen gar nicht möglich, mutmaßt die Politikerin. Mit einer Unterschriftenaktion will sie die Rheinbahn dazu bewegen, den Fahrplan wieder zu ändern. Außerdem will ihre Partei einen Antrag in die kommende Bezirksvertretungs-Sitzung bringen, der den Betrieb der Linie auch nach 22 Uhr fordert. Eine erste Unterschriftensa mmlung war "sehr erfolgreich", sagt sie. In zwei Stunden hätten mehr als 200 Menschen unterschrieben. Für Düsseltal sei der Erhalt besonders wichtig, die Anbindung zum Bahnhof werde nur so gewährleistet, so die Bürger.

Auch Gerd Heimers will die 708 weiterhin nutzen. Der Rentner aus Geldern besucht regelmäßig seine Mutter in Düsseldorf und unterstützt sie bei Einkäufen und der Hausarbeit. "Natürlich würde ich auch noch kommen, wenn die Linie eingestellt wird, aber dann wohl mit dem Auto." Auch er mutmaßt, dass die Linie möglichst unattraktiv gemacht werden soll, damit man sie mit Verweis auf sinkende Nutzerzahlen einstellen kann. Dabei sei ein gut ausgebautes Straßenbahnnetz doch für eine wachsende Stadt wie Düsseldorf besonders wichtig, meint er und fügt augenzwinkernd hinzu: "Oder gibt es hier zu wenig Autos in der Innenstadt?"

Auch bei der Rheinbahn sind Beschwerden über den neuen Fahrplan der Linie 708 angekommen. Dass man die Linie allerdings künstlich abwirtschaftet, weist das Unternehmen von sich. Sprecher Georg Schumacher begründet die Einschränkungen mit zu geringen Kapazitäten. Letztlich müsse man abwarten, was die Zählung bringt. "Und dann entscheidet die Politik, sagt Schumacher.

(RP)
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