Düsseltal Der Weltmeister aus Düsseltal

Düsseltal · Ari Burgers spielt Skat wie wohl nur wenige Menschen. Der 51-jährige hat schon Weltmeistertitel gewonnen und fährt nun nach Las Vegas. Doch im Zooviertel in seiner Stammrunde verliert er auch schon mal einen Grand Hand.

 Ari Burgers in der "Brehmstube". Hier kloppt der Weltmeister seinen Skat und muss auch schon mal Miese in Kauf nehmen.

Ari Burgers in der "Brehmstube". Hier kloppt der Weltmeister seinen Skat und muss auch schon mal Miese in Kauf nehmen.

Foto: Andreas Bretz

"Lieschen vom Ruhrgebiet", heißt es jeden Dienstag um 17.30 Uhr im Zooviertel. Damit beginnen nämlich vier gestandene Männer ihre allwöchentliche Skatrunde in der altehrwürdigen Kneipe im Zooviertel.

Lieschen vom Ruhrgebiet haben die vier, deren ältester Helmuth 88 Jahre alt ist, die Karo Dame getauft. Und wer diese aus dem Haufen mit 32 Spielkarten zieht, muss eine Runde Getränke spendieren. Aber nicht etwa vermutete und zum Skat passende klassische obergärige Getränke einer Düsseldorfer Brauerei. Zur Überraschung gibt es vier Gläser Erdbeerbowle. "Ja wir sind schon etwas bekloppt", erklärt Kneipenwirt Uwe, der bei dem rund fünfstündigen Skatmarathon immer vom Kopfende her mitmischt. "Wir trinken immer Bowle - Frühlings-, Sommer, Herbst- und Winterbowle."

Dass dies nicht die einzige Überraschung bei dieser Spielrunde ist, liegt an Stamm-Mitspieler Ari. Der 51-jährige Ari Burgers nimmt seit vielen Jahren an den Turnieren in diesem Kartenspiel teil und hat so bereits die ganze Welt bereist. Von Florida über die Bahamas bis nach Südamerika hat er schon gespielt und dabei vier Mannschafts-Weltmeistertitel gewonnen. Im vergangenen Jahr war er bei der WM in Paraguay und hat dort nur ganz knapp seinen ersten Einzeltitel verpasst. "Nach den 15 Serien in der Vorrunde war ich Erster der 137 Teilnehmer bei den Männern. Doch dann hatte ich bei den fünf Finalserien kein Kartenglück und bin nur Vierter geworden", erinnert sich der in Flingern geborene Burgers, der sich mit einem WM-Sieg im Mixed schadlos hielt. In zwei Monaten steht für Ari, der hauptberuflich als selbstständiger Fahrlehrer arbeitet, das nächste Skat-Abenteuer bevor.

Dann heißt es für ihn "Viva Las Vegas", denn die glamouröse Wüstenstadt ist die Gastgeberin der 20 Weltmeisterschaften. Dann wird der Europa- und Deutsche Meister Burgers den betagten Holztisch in der Brehmstube mit den Hochglanz-Spieltischen im Flamingo-Hotel und Casino am weltberühmten Las Vegas Strip tauschen. "Ich möchte dort wieder versuchen, Einzel-Weltmeister zu werden", legt er sich fest - ein Titel, der ihm auch 5000 Dollar Preisgeld einbrächte. "Reich werden kann ich mit Skat nicht. Ich bin zufrieden, wenn die Reisekosten hereinkommen. Und das hat bisher immer geklappt."

Angefangen hat alles mit einer Zugreise, die der damals Achtjährige nach Ostfriesland machte. "Da fragten mich Leute, die in meinem Abteil waren: "Kannst Du Skat?" Dass ich da Nein antworten musste, hat mich so geärgert, dass ich meine Mutter bat, mir das Spiel beizubringen. Mein Vater hatte mir vorher schon Schach beigebracht", erinnert sich Burgers.

Von da an ließ er so weit es ging keine Gelegenheit aus, Skat zu spielen - in der Schule, in der Familie, später in der Kneipe, dann in Vereinen. "Üben, üben, üben und einen Fehler, den du gemacht hast, erkennen und nie wieder machen", beschreibt er seinen Weg an die nationale und internationale Spitze im Skat "Mir hilft auch mein fotografisches Gedächtnis, mit dem ich festhalten kann, welche Karten bereits gefallen sind und welche noch im Spiel sind", nennt Burgers, der auch in Internetportalen seinem Hobby frönt, einen weiteren Grund für seinen Erfolg.

Von all dem sind seine Kumpel, mit denen er seit fast 15 Jahren in der Bremstube Woche für Woche zusammensitzt, wenig beeindruckt. "Man bemerkt schon einen Klassenunterschied, wenn seine Karten es zulassen", räumt Kneipier Uwe ein. "Aber wenn Burgers Blatt nicht so gut ist, wird er genauso "Schneider gespielt, wie jeder andere hier". Verliert der Weltmeister, blüht der Flachs am Tisch. Als Burgers gleich in seinem ersten Spiel einen Kreuz-Solo mit 60 Augen verliert und danach auch noch einen Grand Hand in den Sand setzt, ist in der Tischrunde ein süffisantes "Das war schon casinoreif" zu hören. Als ausgerechnet Burgers mit seiner ersten gezogenen Karte das "Lieschen vom Ruhrgebiet" erwischt und damit zur ersten Runde Bowle an diesem Abend verdammt wird, kommt bei seinen Skatfreunden richtige Freude auf. Doch das Verlieren gehört eben auch dazu.

(RP)
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