Serie Düsseldorfer Plätze So war der Spichernplatz schon immer

Düsseldorf · Im Sommer tummeln sich auf dem Derendorfer Wasserspielplatz Kinder mit ihren Eltern. Am anderen Ende sorgen die Geschäfte für Trubel. In den vergangenen Jahrzehnten habe sich kaum etwas verändert, erinnert sich ein Anwohner.

 Die Straßenbahnschienen, die am Spichernplatz entlangführen, prägen das Bild.

Die Straßenbahnschienen, die am Spichernplatz entlangführen, prägen das Bild.

Foto: Andreas Endermann

Wäre der Spichernplatz eine Person, könnte man sich seiner Ausrichtung wahrscheinlich nie wirklich sicher sein. Innerlich ist er gespalten. Der Platz in Derendorf bietet Kindern und ihren Eltern einen abgeschlossenen Rückzugsort mitten in Düsseldorf. Andererseits versucht er gleichzeitig, die Bedürfnisse schnelllebiger Großstädter zu bedienen: Am südwestlichen Ende des Platzes gibt es Kneipen, einen Dönerladen, eine Eisdiele, eine Apotheke, einen Bäcker und einen türkischen Lebensmittelhändler. So sei der Spichernplatz schon immer gewesen, sagt Anwohner Heinz Birmes. Der 66-Jährige lächelt verlegen, schaut seine Frau an. "Wir müssen weiter."

Der Spichernplatz ist dort, wo die Ulmenstraße ihn begrenzt, hektisch und laut. Weil Parkraum kaum vorhanden ist, halten die Autos am Straßenrand und schalten die Warnblinkanlage ein. Alle paar Minuten rumpelt eine Straßenbahn vorbei. Florian Werner hat das Treiben im Blick. Der 24-Jährige steht den ganzen Tag an der Hauptstraße. Er kennt die Gegend. "Besonders schön ist der Spichernplatz nicht", sagt Werner. "Aber hier wohnen viele Familien und junge Paare", sagt er. Das Geschäft läuft gut.

Auch seine Kollegen auf der anderen Straßenseite berichten von vielen Kunden. Noch lieber aber ziehen sie über den Spichernplatz her. "Schön ist er nicht", sagt Serpil Sen von "Deniz Market". "Er ist hässlich", meint Tsitsi aus der Derendorfer Destille. Auch Dieter (70), der sich hier mit seinen Freunden trifft, rät, lieber zum nahe gelegenen Frankenplatz zu gehen. Da sei mehr los. "Es sollte eine öffentliche Toilette geben", findet Anwohnerin Helga Walter. Eine Elterninitiative mache sich dafür stark. "Wo sollen denn die Kinder im Sommer sonst hin?", fragt die 87-Jährige. In die Geschäfte jedenfalls nicht. Überall machen Schilder deutlich: Auf unser stilles Örtchen dürfen nur unsere Kunden.

Auf dem Spielplatz stehend, wirkt die Welt hinter dem hüfthohen Zaun irgendwie leiser. Der Spielplatz ist sauber, die Geräte wirken recht neu und gut erhalten. Im Sandkasten ist tatsächlich nur Sand. Seit 50 Jahren wohne sie hier nebenan, berichtet eine Anwohnerin. "Von meinem Fenster aus kann ich den Spielplatz sehen", sagt die 74-Jährige. Im Sommer sei der Teufel los. Nur nach Einbruch der Dunkelheit sei der Platz tot. Alexandra Zgrzeibniak (32) und ihr dreijähriger Sohn Marvin, die beim Bäcker noch schnell ein Brot kaufen, bestätigen: "Im Sommer ist es hier für Kinder toll." Aus der Pumpe läuft das Wasser, die Kleinen spielen, kühlen sich ab und die Mütter quatschen. Häufig kommen sie aus dem Familienzentrum an der Metzer Straße.

Am anderen Ende des Spielplatzes gibt es noch eine Installation für Jugendliche: ein hoch umzäuntes Basketballspielfeld. Der Kinder- und Jugendtreff an der Ulmenstraße 65 kümmere sich darum, steht auf einem verschmierten Schild am Eingang. Immer eine Woche nach dem Weltkindertag im September gibt der Jugendclub auf dem Spichernplatz ein Sommerfest. Die Helfer bauen eine Bühne auf, es gibt Musik, Bastelstände und Spiele. "Das ist eine tolle Atmosphäre", meint Rita Kühn (42), Inhaberin des Feinkostgeschäfts "Olive - Feines für die Sinne" gegenüber vom Basketballfeld. Ihr gefällt die Lage am Spichernplatz. "Der Mischmasch der Menschen ist gut." Wahrscheinlich hat sich der Platz deswegen in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert.

(RP)
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