Derendorf Kirche bleibt verhüllt wie Christo-Werk

Derendorf · Die Sanierungsarbeiten an der Herz-Jesu-Kirche werden frühestens im kommenden Herbst abgeschlossen sein.

 Die Herz-Jesu-Kirche war zwischen 1905 und 1907 im neugotischen Stil erbaut worden und verlor 1945 bei einem Sturm den Turmhelm.

Die Herz-Jesu-Kirche war zwischen 1905 und 1907 im neugotischen Stil erbaut worden und verlor 1945 bei einem Sturm den Turmhelm.

Foto: Andreas Bretz

Wie der Turm der mehr als 100 Jahre alten Herz-Jesu-Kirche an der Rossstraße hinter den vielen Metern an Planen und den vielen Baugerüst-Teilen aussieht, lässt sich kaum noch erahnen. Seit mehreren Jahren ist das Baudenkmal verhüllt wie ein Christo-Kunstwerk. Und das bleibt es entgegen ursprünglicher Planungen auch weiterhin, wie Kirchenvorstand Peter Schmitz sagt.

Denn im Zuge der umfangreichen Sanierung des Kirchturms muss nun auch der Glockenturm instandgesetzt werden. "Der Glockenstuhl ist bereits demontiert worden, die Glocken stehen schon unten", sagt Schmitz. Schäden gebe es unter anderem an der Decke, die nun ausgebessert werden müsste. Zu den Kosten, die aus Kirchensteuermitteln vom Erzbistum Köln finanziert werden, wollte er sich nicht äußern.

Die Arbeiten reihen sich ein in eine lange Liste von Ausbesserungen. 2001 war die zwischen 1905 und 1907 erbaute Kirche wegen Einsturzgefahr sogar für vier Jahre geschlossen worden. Wie sehr Umwelteinflüsse dem Turm der neugotischen Kirche über die Jahre im dicht bebauten Wohnviertel und an der belebten Rossstraße zugesetzt hatten, musste man dann im Dezember 2010 feststellen: Beim adventlichen "Turmblasen" fanden die Musiker in der Turmgalerie mehrere Steine, die aus dem mehr als 100 Jahre alten Kirchengebäude herausgefallen zu sein schien. Zu Schaden kam aber niemand.

Die erste Bestandsaufnahme eines Steinmetzes kam zu dem Ergebnis, dass sich Zier-Elemente aus Naturstein gelockert hatten. Ein Neusser Architekturbüro, das den Zustand des Turms daraufhin analysierte, kam zu dem Schluss, dass die Schäden sogar noch umfangreicher waren als angenommen: Neben maroden Stellen in den Zier-Elementen des Oktogons erwiesen sich auch die wichtigen Stützbogen als erheblich beschädigt. Auch die vier Fialen, die schlanken verzierten Säulen, waren erheblich einsturzgefährdet. Der Grund: Sie bestehen zum Teil aus Tuffstein. Und der war über die Jahrzehnte hinweg durch Witterungseinflüsse porös und brüchig geworden. Ein erschwerendes Problem: Ausgerechnet der Sockel der Fialen bestand aus Tuff. Auch das Mauerwerk im Innern erwies sich als schadhaft, weil jahrzehntelang Regenwasser zwischen die äußere Zierverkleidung und das stabilisierende Mauerwerk gedrungen war.

Schon wenige Monate später begann man mit den Arbeiten. Dafür wurde der Turm der Kirche, die nach Plänen des Architekten Josef Kleesattel erbaut worden war, von oben bis unten eingerüstet. In 80 Metern Höhe bearbeiteten Steinmetze Gesteinsbrocken aus Tuff oder Muschelkalk.

Im Herbst kommenden Jahres, davon geht Kirchenvorstand Peter Schmitz aus, werden die aktuellen Arbeiten am Glockenturm abgeschlossen sein. Erst danach werde man sich nach und nach von Planen und Baugerüst trennen können, werde die Herz-Jesu-Kirche nicht mehr wie ein Kunstwerk von Christo aussehen.

(semi)
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