Derendorf/Mörsenbroich Die Damenreiterinnen bleiben exklusiv

Derendorf/Mörsenbroich · Beim Festzug präsentierten sich auch die beiden Damen-Corps der Derendorfer St.-Sebastianus-Schützen.

 Das Damenreitercorps besteht seit 1974 und ist neben dem Amazonencorps eine der zwei weiblichen Kompanien in Derendorf. Für die Gründung des Amazonencorps im Jahr 1960 änderte der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaft extra seine Statuten.

Das Damenreitercorps besteht seit 1974 und ist neben dem Amazonencorps eine der zwei weiblichen Kompanien in Derendorf. Für die Gründung des Amazonencorps im Jahr 1960 änderte der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaft extra seine Statuten.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Reiter, Pferde und Kutschen gehören zu einem Schützenfest wie der Hase zu Ostern. Dennoch gibt es eine Tradition im Schützenwesen, die es noch nicht so lange gibt, wie man annehmen könnte: Weibliche Mitglieder und Schützenkompanien sind erst seit 1960 zugelassen. Mit der Gründung des Derendorfer Amazonencorps wurde aus einer reinen Männerveranstaltung ein Fest für Jedermann.

Annemie Koelmann ist nicht nur Gründungsmitglied des Amazonencorps, sondern auch des 1974 entstandenen Damenreitercorps. "Frauen sind früher immer mitgelaufen, durften aber nicht aktiv an den Schützenveranstaltungen teilnehmen", erinnert sich die 73-Jährige. Da Frauen als Mitglieder damals nicht erlaubt waren, musste also eine eigene Kompanie her: Das Amazonencorps. Das hatte bald aber so viele Mitglieder, dass Koelmann das Regiment um das Damenreitercorps erweitern musste. Mittlerweile sitzt sie als dessen Ehrenvorsitzende beim Festumzug nicht mehr im Sattel, sondern in einer Kutsche.

Beinahe hätten die beiden weiblichen Reiterkompanien ihre Pferde im Stall lassen müssen. "Wäre es noch heißer, dann hätten wir nicht reiten können", sagt Claudia Schmidt, Rittmeisterin des Amazonencorps. Denn an derart hohe Temperaturen am Festwochenende kann sich bei den Derendorfer Schützen niemand erinnern. Die Feuerwehr und viele Wasserkanister sorgen dafür, dass die Pferde bei mehr als 30 Grad auf der Straße genügend trinken. Neben Hitze können aber auch Straßenlärm und Martinshörner eine Belastung für die Reittiere sein. "Man kann nicht jedes Pferd für Umzüge nehmen", sagt Heinz Witting, dessen Reitstall die Kompanien seit mehr als 20 Jahren mit Pferden versorgt. Er trainiert die Friesen, Hannoveraner und die riesigen rheinischen Kaltblüter, auf denen die Herolde sitzen. "Das ist eine Tradition aus dem Mittelalter, da saßen die Ritter auch auf großen, schweren Pferden", sagt Witting.

Für die fünfjährige Nele, das jüngste Mitglied des Amazonencorps wären die wohl etwas zu groß - obwohl sie keine Angst vor den Tieren hätte. Sie reitet stattdessen auf einem 1,50 Meter großen Pony, das beim Umzug an der Leine geführt wird. Ihre Mutter Melanie Siebert ist wie ihre Tochter zum ersten Mal mit dabei. "Das ist schon ein Mädchentraum von Nele, auf einem Pferd zu sitzen", sagt Siebert. Allein reiten darf beim Amazonencorps nur, wer mindestens fünf Jahre Reiterfahrung hat.

Die Exklusivität dieser Kompanien wollen Koelmann und Petra Kainz (Damenreitercorps) erhalten: "Wir wollen keine weiteren Damenkompanien." Ein Bedarf danach bestehe auch laut Schützenchef Heinz-Willi Lang nicht: "Frauen gehörten bei uns immer dazu. Sie können auch Regimentsköniginnen werden." Die hat es bisher noch nicht gegeben, Frauen stritten aber schon um die Königswürde mit.

(RP)
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