Derendorf Bischof besucht Flüchtlinge

Derendorf · In einer Flüchtlingsunterkunft, die vom SKFM betreut wird, informierte sich Weihbischof Schwaderlapp gestern über die Situation der 160 dort lebenden Männer. Nicht über die Menschen zu reden, sondern mit ihnen, findet er wichtig.

 Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (r.) sprach mit Bewohnern einer Zeltunterkunft über ihre Situation.

Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (r.) sprach mit Bewohnern einer Zeltunterkunft über ihre Situation.

Foto: Andreas Bretz

Ein Händeschütteln und ein freundliches Lächeln und der Weihbischof ist schnell mit den Männern im Gespräch. Ein paar Brocken Deutsch können alle schon. "Hallo", "vielen Dank". Aber wenn die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft anfangen, über sich persönlich zu erzählen, dann springt Übersetzerin Nedhal Murmeta ein. Das Warten auf ihre Aufenthaltsgenehmigung belastet alle. Dazu sorgen sich viele um ihre Familien in Syrien, die dort unter ständigem Beschuss leben.

Ein junger Mann soll nach Österreich abgeschoben werden, ist aber wegen seiner Krankheit auf die Hilfe seiner Familie angewiesen, die in Deutschland lebt. Ein anderer Mann hat seit vier Monaten die Aufenthaltsgenehmigung. Seine Frau und die vier Kinder sitzen in einem Zeltlager im Libanon ohne Pässe. Für neue fehlt ihm das Geld. Der Weihbischof hört zu und fragt nach. 2000 Euro verlangt die Botschaft für die Pässe. Jedes Gespräch in der Unterkunft offenbart ein Schicksal.

Tag für Tag versuchen die Mitarbeiterinnen des SKFM mit Übersetzerin Nedhal Murmeta die Bewohner bei ihren Schwierigkeiten zu unterstützen. "Sie merken, dass wir sie als eigenständige und einzigartige Persönlichkeit wahrnehmen und schätzen", sagt Cordula Gnoß-Manhillen. Für die Koordinatorin der Flüchtlingshilfe beim SKFM und ihre Kollegin Gabriele Hellendahl ist das eine Erklärung dafür, warum es in der Unterkunft - trotz der vielen Menschen auf engem Raum und ihrer Probleme - so friedlich und ruhig ist. "Bei Beratungsgesprächen habe ich immer Süßigkeiten auf dem Tisch", sagt sie. Zwei, drei Tage später werde sie dann im Gegenzug auf einen Tee eingeladen. "Man gibt etwas und bekommt auch etwas zurück."

Zwar leben die 160 Männer zwischen 18 und 60 Jahren erst seit dem 7. Januar in der Zeltunterkunft in Derendorf. Doch die meisten waren zuvor schon etliche Monate in Düsseldorf. "Einige von ihnen waren in einer Turnhalle untergebracht, zusammen mit Frauen und Kindern. Dort gab es überhaupt keine Privatsphäre", erklärt Cordula Gnoß-Manhillen. Nun in dem großen weißen Zelt gibt es Zwischenwände und abgezirkelte kleine Räume, die sich vier Männer teilen. Pfarrer Michael Dederichs, der als Dechant des Dekanats Mitte-Heerdt den Besuch von Schwaderlapp begleitet hat, registriert die offenen Deckenräume - von Nachtruhe könne demnach nur bedingt die Rede sein.

Der Weihbischof erkundigt sich, wie die Männer den Tag verbringen. Einige gehen zum Deutschunterricht, immer wieder fallen Behördengänge an. "Gibt es auch Begegnungen zwischen den Bewohnern und Nachbarn?", möchte Schwaderlapp wissen. Zu einem Begegnungstreff in den Räumen des SKFM kommen Ehrenamtler, vereinzelt mal auch Nachbarn, berichtet Gnoß-Manhillen. Dort wird Billard gespielt. Auch gemeinsames Fußballspielen ist geplant. Außerdem im Sommer ein Begegnungsfest, bei dem die Bewohner etwas beisteuern. Wenn es steigt, möchte der Weihbischof gerne dabei sein. "Sich als Mensch zu begegnen, ist das A und O."

(RP)
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