"Bottle Schickeria" in Düsseldorf Trinken für Fortgeschrittene, Teil 2

Bilk · Die "Bottle Schickeria" in Bilk soll Treffpunkt für Cocktail-Freunde werden und die Bar-Kultur in Düsseldorf etablieren.

 Inhaber Orlando Fernetti hat in seinem Geschäft "Bottle Schickeria" vieles selbst gemacht.

Inhaber Orlando Fernetti hat in seinem Geschäft "Bottle Schickeria" vieles selbst gemacht.

Foto: Andreas Endermann

Orlando Fernetti könnte es ja so machen wie andere in seinem Geschäft. Abends mixen, bis in die Nacht, lange schlafen, was frühstücken, wieder mixen, ausgehen. Es gibt viele, die dieses Leben führen, und wahrscheinlich ist es kein schlechtes Leben.

Doch Fernetti ist ein unsteter Geist mit vielen Ideen und - was wohl entscheidend ist - noch mehr Energie, sie umzusetzen. Hinzu kommt eine Unangepasstheit, ohne die er wohl gar nicht das machen würde, was er eben macht: Menschen das Trinken lehren.

Das hört sich natürlich im ersten Moment komisch an, weil Trinken gemeinhin ja nichts ist, dass man lernen muss. Und doch gibt es dieses fortgeschrittene Trinken ja als neu- und wiederentdeckten Trend des Nachtlebens, als Gegenstrom zu Phänomenen wie Flatrate-Saufen oder der schulterklopfigen, leicht abgestandenen Gemütlichkeit der Eckkneipe.

Orlando Fernetti betreibt die Bar Alexandra, die unter Cocktailtrinkern inzwischen einen mehr als respektablen Ruf hat. Nun hat er außerdem noch in Sichtweite seiner Bar ein Geschäft eröffnet, das er "Bottle Schickeria" genannt hat. Der Name ist an der Bar entstanden, ein Gast hatte ihn am Boden eines Gin and Tonic, eines Mai Tais oder Kir Royal entdeckt - so genau weiß Fernetti das nicht mehr, aber er bekam ihn als Geschenk.

Die "Bottle Schickeria" besteht aus Regalen voller Flaschen, erlesene Spirituosen, Gin, Rum, Whiskey und deren Freunde. Es gibt Flaschen wie die Tanqueray Malacca Limited Edition, ein Gin, der gemixt mit Tonic auf die malaiische Halbinsel in der Kolonialzeit versetzt. Oder den Plantation Pinapple Rum, der als Bestandteil einer Colada wohl jeden Bilker Balkon zum Strand von Waikiki werden lässt.

In den Regalen liegt aber auch weißer Zucker aus Zuckerrohr, weil Fernetti natürlich weiß, dass kein Brasilianer braunen Zucker in seine Caipirinha schütten würde, und natürlich gibt es den passenden Cachaça, einen Schnaps, der nach Zuckerrohr schmeckt. "Es geht mir darum, Wissen weiterzugeben", sagt Fernetti, der in seinem Geschäft auch Tastings und Seminare anbieten will, ein Konzept, das er schon erfolgreich in der Bar Alexandra umsetzt.

Er hat vieles selbst gemacht, die Böden, die Regale, den Anstrich, sein Vermieter ist ihm auch entgegengekommen, und ein Getränkekonzern hat seine neueste Errungenschaft gesponsort, einen riesigen Tisch aus Epoxidharz, in dem eine Baumscheibe und verschieden Flaschen eingegossen sind. Hier will er Seminare abhalten, Tastings veranstalten, das Ganze braucht aber noch Zeit.

"Wir betreiben Pflegearbeit", sagt Fernetti, was bedeutet, er führt Aufgeschlossene an die Barkultur heran, er lässt ihnen Zeit, neue Geschmacksvarianten zu entdecken. Führt sie ein in die Welt der Whiskeys zum Beispiel, entwickelt ihren Geschmack von den leichten japanischen Sorten bis hin zum rauchigen, ölartigen Destillat von schottischen Inseln, das nach Tang und See und schlechtem Wetter schmeckt.

Und er ist an den Klassikern orientiert. Robert Potthoff aus der Ellington Bar sei ihm da ein Vorbild, sagt Fernetti. Er selbst ist über den Umweg des Maschinenbaus in die Barkultur gekommen. Freunde von ihm arbeiteten in der Gastronomie, er half aus, wenn Not am Mann war. Arbeitete in der Bar am Kaiserteich, als die zu den besten Trinkstätten der Republik gehörte.

Als er vor sechs Jahren die Alexander-Bar in dem Teil Bilks eröffnete, der immer noch ein bisschen ungeschminkt wirkt, war das nicht leicht. Dennoch hat sich die Bar inzwischen unter den Freunden der Barkultur etabliert. Nun wünscht sich Fernetti, dass das auch mit der Bottle Schickeria gelingt.

(RP)
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