Bilk Senioren erkunden gemeinsam Schulgarten

Bilk · Elisabeth Gerchen pflückt eine reife Himbeere vom Strauch, probiert zaghaft und schließt ihre Augen. "Kindheitserinnerungen", sagt die 83-Jährige und genießt dann schweigend die süße Beere. Sprichwörtlich groß geworden sei sie im Garten ihres Großvaters, und hier, im Zentralschulgarten am Räuscherweg in Bilk, kämen ihr diese Erinnerungen erneut in den Sinn.

 Andrea Becker vom Förderverein Historischer Schulgarten zeigte den Senioren unter anderem den Küchen- und Würzkräutergarten.

Andrea Becker vom Förderverein Historischer Schulgarten zeigte den Senioren unter anderem den Küchen- und Würzkräutergarten.

Foto: Andreas Bretz

Mit weiteren interessierten Senioren besuchte Gerchen eine Führung durch den rund 35.000 Quadratmeter großen, bereits 1913 gegründeten Garten und ließ sich dort von Andrea Becker (59) die Pflanzungen zeigen. "Nicht nur für Kinder ist der Gang entlang der Himbeerhecke ein Highlight", sagt Becker, die Mitglied des Fördervereins des Historischen Schulgartens ist. "Auch Erwachsene sind immer wieder von der unerwarteten Größe und der Vielfalt der Pflanzen begeistert." Und so zeigt sie den Senioren außer den unzähligen Mispel-, Quitten-, Pfirsich- und Apfelbäumen auch den Küchen- und Würzkräutergarten. Dort wächst Salbei neben Bohnenkraut, Sommerthymian neben Estragon, Minze neben Wilder Rauke. Vorsichtig zerreiben einige Besucher einzelne Pflanzenblätter zwischen ihren Fingern und inhalieren den Duft. "Der Zentralschulgarten ist ein Ort für alle Sinne", schwärmt auch Petra Tacke-Hilger (58), zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins.

Ursprünglich auf einer ehemaligen Schuttdeponie angelegt, schuf Christoph Steinmeyer, einst Rektor der evangelischen Volksschule an der Aachener Straße, vor mehr als 100 Jahren mit seinen Schülern die Gartenanlage. Im Zuge der Industrialisierung bemerkte der Pädagoge eine Entfremdung des Stadtmenschen von der Natur. Sein Ziel war es, den Kindern die Pflanzen- und Tierwelt auf dem einst nur 105 Quadratmeter großen Gelände erneut näherzubringen.

Während der Garten im Ersten Weltkrieg vor allem für Anbau von Kartoffeln und Gemüse genutzt wurde, diente er den Schülern in den Ferien auch als Ersatz für Landaufenthalte. Noch heute wird die Anlage jährlich von bis zu 5000 Schülern besucht. Das grüne Klassenzimmer hilft in den Fächern Biologie und Sachkunde und lehrt Düsseldorfer Großstadtkinder zum Beispiel, wie Obst- und Gemüseanbau durch Aussaat und Stecklinge gelingt.

(sdr)
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