Bilk/Volmerswerth Schafe "mähen" Bilker Obstplantagen

Bilk/Volmerswerth · Zur Pflege der alten Streuobstwiesen setzt der Förderverein des Schulgartens am Räuscherweg Dorperschafe ein.

 Klaus Groß (67), Vorstandsmitglied des Fördervereins Historischer Schulgarten am Räuscherweg, und Veni (5) gehen auf Tuchfühlung mit Schafen, die auf den Obstbaumwiesen grasen. Ein bisschen Futter macht's möglich.

Klaus Groß (67), Vorstandsmitglied des Fördervereins Historischer Schulgarten am Räuscherweg, und Veni (5) gehen auf Tuchfühlung mit Schafen, die auf den Obstbaumwiesen grasen. Ein bisschen Futter macht's möglich.

Foto: Andreas Bretz

"Sie sehen nicht nur witzig aus, sie pflegen unsere Obstbaumwiesen auch auf ganz besondere Weise", sagt Klaus Groß (67), Vorstandsmitglied des Fördervereins Historischer Schulgarten am Räuscherweg. Seit einigen Tagen grasen nun erneut Heidschnucken und schwarz-weiß gescheckte Dorperschafe auf den alten Plantagen unter den Apfel- und Birnbäumen, den Quitten- und Pflaumenbäumen des Zentralschulgartens in Volmerswerth und halten so den Bewuchs niedrig. Dazwischen, übermütig springend, ihre Jungen. "Ganz so, wie es seit Jahrhunderten in der Landwirtschaft gemacht wird", erklärt Groß den Ansatz, die Streuobstwiesen auf eine natürliche und bewährte Art "mähen" zu lassen.

Auf die Idee, Schafe für die Pflege der Weiden einzusetzen, kamen die Vereinsmitglieder vor über zwei Jahren. Da jedoch keines der rund 100 Fördermitglieder des vor 20 Jahren gegründeten Vereins Erfahrung mit der fachgerechten Pflege der Tiere besitzt - Klauen- und Fellpflege gehören ebenso zur Schafshege wie die regelmäßige Untersuchung durch einen Tierarzt - erkundigten sie sich kurzerhand nach einer Möglichkeit, Schafe zu mieten. Und wurden in Dormagen fündig: Ein dort ansässiger Schäfer bringt im April die für die Fläche angemessene Zahl an Tieren und holt diese Ende Oktober wieder ab. Die Pflege obliegt dabei dem qualifizierten Tierzüchter aus dem Rhein-Kreis Neuss.

Neben den Schafen bietet der bereits 1913 gegründete Zentralschulgarten unzähligen weiteren Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. Auf dem rund 35.000 Quadratmeter großen Gelände wird zum Beispiel auch Honig von den dort heimischen Bienenvölkern geerntet, ein Biotop beherbergt zudem viele Fischarten und unzählige Amphibien.

Auf einer ehemaligen Schuttdeponie angelegt, schuf Christoph Steinmeyer, einst Rektor der evangelischen Volksschule an der Aachener Straße, vor über 100 Jahren gemeinsam mit seinen Schülern eine blühende Gartenanlage. Im Zuge der Industrialisierung bemerkte der Pädagoge eine Entfremdung des Stadtmenschen von der Natur. Sein Ziel war es, den Kindern und Jugendlichen in der Stadt die Pflanzen- und Tierwelt auf dem ursprünglich nur 105 Quadratmeter großen Gelände erneut näher zu bringen.

Während der Garten im Ersten Weltkrieg hauptsächlich für den Anbau von Kartoffeln und Gemüse genutzt wurde, diente er den Schülern in den Ferien aber auch als Ersatz für Landaufenthalte. Und noch heute unterstützt der Schulgarten in den Fächern Biologie und Sachkunde, lehrt Düsseldorfer Großstadtkindern, wie eine Vermehrung durch Aussaat und Stecklinge gelingt.

"Der Schulgarten ist essenziell für den Schulunterricht", sagt Petra Tacke-Hilger (58), zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins. "Nicht nur, weil er Kindern bei der Unterscheidung zwischen Zier und Nutzpflanzen hilft."

Jährlich besuchen rund 5000 Jungen und Mädchen aus über 300 Schulklassen das grüne Klassenzimmer in ihrem Unterricht. Hinzu kommen nachmittags Gruppen aus den Offenen Ganztagsschulen, etwa der Bonifatius- und der Florenz-Schule sowie der Grundschule Helmoltzstraße. Sowohl in den beiden Unterrichtshallen als auch den jeweils 135 Quadratmeter großen Gewächshäusern finden dann Führungen statt, lernen die Schüler etwa die Bestimmung heimischer Laubbäume oder das Pressen von Apfelsaft aus dem Obst der Streuobstwiesen hautnah kennen.

Bewirtschaftet von derzeit drei Gärtnern, findet sich in Volmerswerth ein nicht geahntes Naturparadies, das als Schulgarten in bundesdeutschen Großstädten einzigartig ist. Um die Anlage auch in Zukunft durch Vereinsmittel unterstützen zu können, veranstaltet der Förderverein jeweils Frühjahrs- und Herbstfeste sowie einen Glühweintreff mit Weihnachtsbaumverkauf. Die auf den Veranstaltungen erzielten Erlöse erbrachten in den vergangenen Jahren rund 58.000 Euro, die dem Erhalt und der Pflege des Zentralschulgartens zugute kamen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort