Verkehrsprobleme in Düsseldorf Lkw-Maut soll Entlastung auf dem Südring bringen

Düsseldorf · Für Anwohner sind Lärm und schlechte Luft an der Düsseldorfer Bundesstraße Südring seit Jahren unerträglich. Die Politik hofft nun, dass durch eine Maut vor allem der Schwerlastverkehr wegfällt. Sonst sieht die Stadt aber keinen Handlungsbedarf.

 Laut Stadt haben jüngste Messungen ergeben, dass der Grenzwert von 40 Mikrogramm für Stickstoffdioxid am Südring unterschritten wird.

Laut Stadt haben jüngste Messungen ergeben, dass der Grenzwert von 40 Mikrogramm für Stickstoffdioxid am Südring unterschritten wird.

Foto: Anne Orthen

Seit mehr als 40 Jahren lebt Rolf Sammeck in Bilk, immer ein paar Schritte entfernt vom Südring. Die Straße sei auch in den 70ern schon gut befahren gewesen. "Aber in den vergangenen zehn Jahren hat der Verkehr drastisch zugenommen", meint der 66-Jährige, der auf die mehr als 300.000 Fahrzeuge verweist, die in Düsseldorf zugelassen sind, "dazu kommen noch die Pendler", sagt Sammeck.

Schlimmer aber sei der Schwerlastverkehr, der früher keine andere Möglichkeit hatte, als über den Südring zu fahren. "Vor 30, 35 Jahren", meint er. Viele aber nutzten auch heute noch die Verbindung, trotz A46 und Fleher Brücke.

Die Hoffnungen der Betroffenen ruhen jetzt auf dem Maut-System für Lkw, das am 1. Juli auf alle Bundesstraßen ausgeweitet wird. Denn Lärm und schlechte Luft können viele Bürger nicht mehr ertragen. Alle paar Minuten rattere auch in der Nacht ein Brummifahrer vorbei, meint Sammeck, seit Jahren kämpfe er für eine Verbesserung, auch als Mitglied in einer Bürgerinitiative. Das aber habe er aufgegeben, weil der Kampf ein aussichtsloser sei.

Die Luft ist immer noch schlecht

"Es ist viel versprochen worden", sagt Rolf Sammeck, "schon 2011 wurde uns Flüsterasphalt zugesichert." Weil die Fahrbahn damals aber nicht grundlegend erneuerungsbedürftig gewesen sei, soll das Vorhaben wieder gestoppt worden sein. Sammeck hat viele Unterlagen zu Hause, in denen er nachlesen kann, wer was wann gesagt hat, "manches ist auch widersprüchlich", sagt der 66-Jährige. Wie die Ergebnisse der Verkehrszählung: "Erst hieß es, dass die Kapazität des Südrings erschöpft und der Anteil des Schwerlastverkehrs deutlich gestiegen ist", so Sammeck. Kein halbes Jahr später soll die umfangreiche Untersuchung gezeigt haben, dass auch beim Schwerlastverkehr Rückgänge zu verzeichnen sind.

Dazu kommt die schlechte Luft, die Rolf Sammeck seit Jahren beklagt. Fenster könne er im Sommer kaum öffnen. Die Stickstoffdioxid-Messstation, die am Südring installiert worden ist, gibt ihm recht. Dort lag der Wert 2016 bei 49,37 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter, der gesetzliche Mittelwert liegt bei höchstens 40 Mikrogramm.

Stadt geht davon aus, dass Bezirksregierung kein Handlungsbedarf sieht

Handlungsbedarf sieht die Stadt aber keinen: Bei den aktuellsten Zahlen, die das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen veröffentlicht hat, "liegt der Südring bei 39 Mikrogramm pro Kubikmeter", sagt ein Stadtsprecher, damit knapp unterhalb des Grenzwertes. "Ob die Bezirksregierung im Entwurf des kommenden Luftreinhalteplanes Aussagen zu Straßenabschnitten trifft, die knapp unterhalb des Grenzwertes liegen, können wir nicht sagen", heißt es weiter. Der Entwurf werde Mitte des Jahres erwartet. "Wir gehen aber davon aus, dass auch dort kein Handlungsbedarf gesehen wird, zumal es sich ja um abnehmende Werte handelt", sagt der Stadtsprecher.

CDU und Grüne halten dagegen

Das sieht CDU-Ratsmitglied Stefan Wiedon anders, einen kreativen Ansatz von der Verwaltung habe es aber nie gegeben für die Probleme auf dem Südring, meint er. "Der Versuch mit dem Tempolimit war nicht wirklich einer, weil die Ampeln nicht getaktet sind", sagt der Politiker, überhaupt hätte er lieber auf der gesamten Strecke eine einheitliche Geschwindigkeitsbegrenzung gesehen. 50, 60, 70, 80 - "so lang ist der Südring auch nicht", sagt Wiedon.

Unterstützung bekommt er von Dietmar Wolf (Grüne), zweiter stellvertretender Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk 3, "wird das Tempo reduziert, ist der Durchfluss besser", sagt Wolf, der weiter 50 fordern wird auf der gesamten Strecke in den verschiedenen Gremien Düsseldorfs. Weil nicht nur die Bilker betroffen sind vom Lärm der Bundesstraße, "zwischen Südbrücke und Kreuzung Völklinger Straße liegt noch der Ortsteil Hamm", sagt Wolf, der vom Lärm der Bundesstraße heftig betroffen ist.

Flüsterasphalt wird 2018 fertig

Immerhin hat die Bezirksvertretung 3 "solange Druck gemacht, damit der Asphalt über vier Jahre in mehreren Abschnitten ausgetauscht wird", sagt Bezirksbürgermeister Marko Siegesmund (SPD). 2017 ist von der Volmerswerther Straße bis zur Aachener Straße Flüsterasphalt aufgetragen worden, für 2018 ist geplant, den Abschnitt Kinkelstraße bis Volmerswerther Straße mit Flüsterasphalt auszubauen. "Die Mittel stammen aus dem Lärmschutzprogramm des Umweltamtes", sagt der Stadtsprecher.

Lkw ganz aussperren wird niemand können, ist der Südring doch für viele der Weg zum Hafen, "wo wir fleißig bauen", sagt der Bezirksbürgermeister. Am liebsten wäre ihm, wenn die Anbindung über die Neusser Seite erfolgen könnte, "vielleicht über eine Brücke. Und wir müssen prüfen, ob Lkw, die nicht nach Düsseldorf wollen, über die Bundesstraße ausweichen", sagt Siegesmund, der nun auch viele Hoffnungen in das Maut-System für Lkw setzt, "das in Kürze auf alle Bundesstraßen ausgeweitet wird".

(RP)
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