Bilk Alleinerziehende in Bilk werden aktiv

Bilk · Das Projekt "Familie leben" unterstützt Alleinerziehende durch praktische Hilfen und vernetzt sie untereinander. Vor allem Frauen nehmen die Ratschläge der Helfer gerne an.

 Sie feierten mit (v.r.): Iris Poweleit, Verena Wiltzer mit Sohn Ben (2), Doro Blome-Müller, Rosa Stork, Beate Wildhagen, Sabine Reyscher und Monika Reckman.

Sie feierten mit (v.r.): Iris Poweleit, Verena Wiltzer mit Sohn Ben (2), Doro Blome-Müller, Rosa Stork, Beate Wildhagen, Sabine Reyscher und Monika Reckman.

Foto: Andreas Bretz

Das Leben läuft selten wie geplant - und es gibt viele Gründe, die dazu führen können, dass ein Elternteil mit den Kindern allein zurückbleibt. Um ihnen Unterstützung anzubieten, hat die Stadt zusammen mit der Evangelischen Familienbildung (efa), der Arbeiterwohlfahrt (AWO), der ASG Familienbildungsstätte und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) das Projekt "Familie leben - Alleinerziehende im Stadtteil werden aktiv" entwickelt. Dessen zehnter Geburtstag wurde im Stadtteilzentrum Bilk gefeiert.

Der sperrige Name ist gut durchdacht. Man habe sich von dem damals sehr populären Konzept der Elternschule unterscheiden wollen, erklärt Burkhard Hintzsche, der als Sozialdezernent der Stadt das Projekt mitgegründet hat. "Wir wollen den Eltern, die zu uns kommen, nicht suggerieren, dass wir ihnen die Erziehung ihrer Kinder nicht zutrauen", sagt er. Obwohl in Düsseldorf jede vierte Familie eine "Ein-Eltern-Familie" ist, hätten Alleinerziehende oft genug mit den Vorurteilen ihrer Mitmenschen zu kämpfen. Ihnen soll das Angebot daher den Rücken stärken. Durch praktische Hilfe, aber auch durch Kontakt zu anderen Alleinerziehenden.

Als Iris Poweleit vor vier Jahren auf diese Möglichkeit aufmerksam wurde, befand sie sich in einer Notsituation. Gerade erst hatte die damals 40-Jährige Zwillinge bekommen, Frühchen, deren Vater sie nur wenige Tage nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus sitzenließ. Sie, die sich Kinder zuvor nur in einer Partnerschaft hatte vorstellen können, stand plötzlich alleine da. "Ich musste mir erst eingestehen, dass ich Hilfe brauchte", sagt Poweleit. Bei Sabine Reyscher von der efa schüttete sie ihr Herz aus - und bekam die Unterstützung, die sie benötigte. Zunächst bei der Neuorganisation ihres Lebens, später durch die Vernetzung mit anderen Alleinerziehenden in ihrem Stadtteil. "Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Angebote institutionsübergreifend funktionieren", sagt Sabine Reyscher. So sei es einfacher, auf Einzelfälle einzugehen und gezielt weiterzuhelfen. Dass dies gelungen ist, zeigt die Entwicklung. 2006 wurden mit den ersten Durchgängen 38 Erwachsene erreicht, 2015 waren es schon 217, die mit ihren Kindern an offenen Treffs, Gesprächsrunden und Bildungswochenenden teilnahmen. Der Anteil der Mütter ist dabei ungleich höher als der Väter. Auch Verena Wiltzer nutzt die Angebote. "Für mich ist es schlimm, nach Hause zu kommen und niemanden zum Reden zu haben", sagt die dreifache Mutter. Ihren Jüngsten, Ben, trägt sie auf dem Arm, er ist erst zwei Jahre alt. Ihr Alltag ist nicht leicht, aber durch die Treffen weiß sie, dass sie nicht alleine ist. "Es tut unheimlich gut, mit anderen Müttern sprechen und lachen zu können", sagt die 43-Jährige. Auch Iris Poweleit ist wieder obenauf. Sie kann stolz auf sich sein. Gerade hat sie ein Haus gekauft und plant ihren Wiedereinstieg bei Lufthansa. Ihre Kinder liebt sie über alles. Trotzdem beschreibt sie ihre erste Zeit als Mutter als die schwerste Erfahrung ihres Lebens. "Ohne das Netzwerk hätte ich das nicht geschafft", sagt sie.

(RP)
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