Benrath Weder Pappel noch Weide, es ist eine Palme

Benrath · Unbekannte haben die Insel im Schlossweiher mit einer künstlichen Palme bepflanzt - passend zum ersten Besuch der Gutachter.

 Grüner Farbklecks vor rosa Hintergrund. Die Plastik-Wedel der Palme leuchten schon aus der Ferne. Ein echter Hingucker.

Grüner Farbklecks vor rosa Hintergrund. Die Plastik-Wedel der Palme leuchten schon aus der Ferne. Ein echter Hingucker.

Foto: G�nter von Ameln

Die Sache ist jetzt wohl entschieden und damit die Diskussion um die Inselbepflanzung auf dem Schlossweiher beendet. Es gibt keine Kombination aus Pappel und Weide - wie auf der Grabinsel des Philosophen Jean-Jacques Rousseaus im Park von Ermenonville. Und es gibt keine Trauerweide als Solitär, wie es sich die Benrather wünschen. Dennoch ist es ein Solitär. Seit gestern steht eine Palme auf der Insel.

Der Hausherr, der wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Schloss und Park Benrath, Stefan Schweizer, hat sich sehr gefreut über den neuen Baum aus Plastik: "Das war ein wunderschöner Willkommensgruß für den Gutachter." Dieser ist gestern zum ersten Mal nach Benrath gekommen ist, um zu untersuchen wie es um die Insel bestellt ist.

Wie die Palme dahingekommen ist? Keiner weiß es genau. Vermutlich haben Unbekannte in einer Nacht- und Nebelaktion,besser gesagt in einee Nacht- und Regenaktion, sich aufgemacht zur Insel. Die Polizei rätselt. Es könnte eine Fahrt mit einem Bötchen gewesen sein. Aber die heimlichen Gärtner könnten auch mit Anglerhosen zur Insel gelangt sein. Dies vermutet ein Polizeisprecher.

Fest steht, dass eine Plastik-Palme mit grellgrünen Palmwedeln von der Insel leuchet und zum Hinüberschwimmen einlädt. "Ein schönes Bild", sagt Gartenamtsleiterin Doris Törkel. Der Klimawandel sei in Benrath damit vollzogen Die Pflege für den tropischen Plastik-Baum sei sehr extensiv. Damit gebe es nun eine dritte Variante zur Bepflanzung der Insel.

Justizkreise heißt es, dass es sich beim Aufstellen der Palme um eine Ordnungswidrigkeit handeln könnte. Dem widerspreche allerdings, dass nirgends ein Schild stünde "Betreten der Insel verboten", heißt es. Aber eine Straftat käme nicht in Betracht, da es sich nicht um eine umweltgefährdende Abfallbeseitigung nach 326 StGB handelt. Dem widerspricht Polizeisprecher André Hartwich. Sollte die Palme gestohlen worden sein, handelt es sich um eine kriminelle Handlung - um Diebstahl, auch eine Unterschlagung sei nicht ausgeschlossen.

Da die Grünen in ihrem Prüfauftrag zur Wiederaufforstung der Weiher-Insel auch den Vorschlag gemacht haben, über die Pflanzung einer Palme nachzudenken, liegt der Gedanke nah, dass Grünen-Sprecher Ernst Welski vielleicht etwas mit der Sache zu tun habe. Ihm sei derzeit schon der Wind zu kalt, so dass er nie und nimmer ins kalte Wasser gestiegen sei, sagt Welski mit einem Augenzwinkern. Er hatte von der Straßenbahn aus schon früh die neue Bepflanzung gesichtet und war sich sicher, dass dies ein Denkanstoß sein soll, an den Klimawandel zu denken. Er hat gleich noch einen Aspekt parat: "Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, dass die Insel leer ist. Vielleicht ist das auch eine Alternative" .

Zu den Verfechtern der leeren Insel gehört übrigens auch der ehemalige Bezirksvorsteher Heinz-Leo Schuth. Auch er war gestern mit der Bahn am Weiher vorbei gefahren und sagt über die Palme: "Ein bunter Klecks."

Der Benrather Künstler Hardy Döhrn bringt einen anderen Aspekt in die Palmen-Debatte: "Wir sind ja im Düsseldorfer Süden und Süden gleich Palme. Passt doch." Vor allem mit dem Hinblick auf die derzeitige jecke Zeit amüsiert er sich prächtig über die Aktion. Einem RP-Leser, der sich gestern in der Redaktion meldete, ist die Palme allerdings nicht genug: "Wir brauchen jetzt auch noch ein paar Liegestühle und ein Bötchen, was uns zur Insel bringt. Das findet auch Renate Rönnau, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Benrath (AGB). Sie zeigt sich begeistert von der neuen Inselbepflanzung. "Dies ist aber auch ein Fingerzeig, dass die Diskussion um die Insel noch nicht abgeschlossen ist."

Die Vorsitzende der Heimatgemeinschaft Groß Benrath, Marianne Holle, die sich vehement nur für die Bepflanzung einer Trauerweide einsetzt, war im ersten Moment entsetzt. Dann aber musste die ehemalige Lehrerin lachen. "Ich finde das toll", sagt sie, aber Aschermittwoche müsse ihres Erachtens die Palme beseitigt sein.

"Ein echter Hingucker", meint Buchhändler Ulrich Ohm und zeigt sich begeistert. Richtig hübsch findet er die Insel nun. "Einfach herrlich", sagt er, doch dann äußert er sein Bedauern: "Schade, dass mir nicht die Idee zu dieser Aktion gekommen ist."

Ob Jonges-Mitglied Michael Schaar nun aufhört, für eine neue Weide zu sammeln? Auch er nahm die Aktion gestern humorig: "Das nenn' ich mal neue Bäume für Düsseldorf. Wagte hier der Denkmalschutz ein Experiment?", fragt er und kommt zu dem Schluss: "Wo ist hier noch Platz für eine Pappel. Zwei Bäume sind genug !"

(RP)
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