Benrath Verdiente Ehrung für Marianne Holle

Benrath · Die pensionierte Lehrerin hat sich für die Förderung hochbegabter Schüler eingesetzt. Aber auch das Brauchtum liegt ihr am Herzen. So organisierte sie Mundartprojekte und ist Vorsitzende der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath. Für dieses Amt kandidiert sie wieder.

 Marianne Holle hat diese Woche das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Fürs Foto hat sie es sich ans Revers gehängt.

Marianne Holle hat diese Woche das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Fürs Foto hat sie es sich ans Revers gehängt.

Foto: Anne Orthen

Auslöser war damals ein kleiner Junge in der Mathematik-Stunde. Desinteressiert schaute er nur durch die Gegend. "Warum machst du nicht mit", fragte ihn Marianne Holle. "Ich mag Sie sehr gerne, aber der Unterricht ist so langweilig", erklärte der damals Neunjährige.

Die Pädagogin stutzte kurz, setzte sich aber am Abend noch an den Schreibtisch und erarbeitete ein erweitertes Mathematik-Programm. Ihr Schüler nahm es begeistert auf, half anderen Klassenkameraden. Er war hochbegabt. Für die Lehrerin für Grund- und Hauptschulen war dies der Anlass, sich intensiv mit der Förderung begabter Kinder in Düsseldorf zu beschäftigen.

So ist es ihrem beharrlichen Wirken zu verdanken, dass 2002 in Düsseldorf ein "Competence Center Begabtenförderung" (CCB) als feste Einrichtung geschaffen wurde. Aus diesem und anderen Gründen zeichnete sie Oberbürgermeister Thomas Geisel am Mittwoch im Jan-Wellem-Saal mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus.

Es war eine schöne Feierstunde, sagt Holle. Die ehemalige Konrektorin an zwei Hauptschulen und zuletzt Rektorin an der Bonifatius-Schule in Bilk konnte zahlreiche Bekannte und Freunde bei dieser Feierstunde begrüßen, darunter viele ehemalige Ratskollegen und CDU-Parteifreunde sowie den ehemaligen Kulturstaatssekretär Heinrich Grosse-Brockhoff.

Sie alle hatten sich auch diesen zweiten Termin frei gehalten, denn krankheitsbedingt musste die Ehrung, die eigentlich für April vorgesehen war, verschoben werden. "Ich habe auch heute für Sie Zeit", sagte beispielsweise Schuldezernent Burkhard Hintzsche schmunzelnd. "Und auch mein ehemaliger Schüler war dabei", sagt Holle: SPD-Bundestagsabgeordneter Andreas Rimkus. Schon früh hat sich die Pädagogin politisch engagiert. Von 1976 bis 1989 war sie Mitglied in der Bezirksvertretung 3. Als sie angefragt wurde, für den Rat zu kandidieren, wollte sie anfangs nicht. "Dann dachte ich, es wäre doch gut, zu kandidieren um etwas für die Kinder zu tun", sagt sie. Also gehörte sie von 1989 bis 2004 für die CDU dem Rat der Stadt an und war unter anderem im Kulturausschuss, im Jugendhilfeausschuss sowie vor allem im Schulausschuss aktiv. Dort setzte die streitbare Politikerin, die auch Sprecherin ihrer Fraktion im Schulausschuss war, Akzente. Hier lag ihr vor allem die Förderung begabter Kinder und Jugendlicher am Herzen.

Sie hat sich seit dieser Zeit intensiv mit der Begabtenförderung beschäftigt - in allen Schulformen. Und irgendwann war sie soweit, einen Antrag an die Verwaltung zu stellen, ein Modell zur Förderung begabter Schüler zu entwickeln. Als in der Schulausschuss-Sitzung dann ihr Antrag zur Abstimmung kam, da sei sie ganz schön nervös gewesen, "weil ich nicht wusste, wie sich die SPD entscheidet", sagt sie rückblickend.

Die Abstimmung erfolgte einstimmig - und war für Marianne Holle ein voller Erfolg. Das Ergebnis war nach mehren Jahren die Einrichtung des "Competence Center Begabtenförderung" (CCB), und es gab den "Arbeitskreis Begabtenförderung" (AKB), den Marianne Holle bis 2004 leitete - ehrenamtlich, versteht sich. "Es ist so wichtig, dass Lehrer und Eltern gemeinsam über den weiteren Bildungsweg ihrer Kinder reden", berichtet sie.

Auch ist sie stolz, dass sich das CCB am Bertha-von-Suttner-Platz gehalten hat", sagt sie und blickt auf die Urkunde, die Bundespräsident Gauck eigenhändig unterschrieben hat. Sie liegt noch griffbereit in ihrer Benrather Wohnung, daneben das Kästchen mit dem Verdienstkreuz und der Anstecknadel. "Es gibt sogar eine Beschreibung, wie was zu tragen ist", sagt Marianne Holle, die übrigens auch den "Ehrenring" des Rates der Landeshauptstadt Düsseldorf erhalten hat.

Obwohl bei ihr zuhause hochdeutsch gesprochen wurde, Marianne Holle wuchs in Bilk aus, setzt sie sich für die Pflege der Mundart ein. Schon zu ihrer Zeit als Rektorin führte sie zahlreiche Mundart-Projekte mit Grundschulkindern ein und versuchte so, deren Heimatverbundenheit zu stärken. Anlässlich der 800-Jahr-Feier der Stadt hat sie wieder mal eine Arbeitsgruppe initiiert. "Die Kinder mit ihren Vorträgen und Liedern auf Düsseldorfer Platt waren so gut, dass sie sogar im Fernsehen aufgetreten sind", erinnert sie sich. Holle ist dem Brauchtum eng verbunden, ist Gründungsmitglied der Benrather Schlossnarren und bei den "Düsseldorfer Weitern". Seit 2012 ist sie Vorsitzende der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath. Dort stellt sie sich am 2. September zur Wiederwahl.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort