Benrath/Urdenbach Urdenbacher Kämpe wird immer beliebter

Benrath/Urdenbach · Zwischen Ende Mai und Mitte September befragte Boris Braun mit seinem Team der Kölner Uni Spaziergänger im Bereich des Altrheins in der Urdenbacher Kämpe. 37.000 Menschen besuchten in dieser Zeit das Naturschutzgebiet.

 Etwa 50 Interessierte kamen zur Vorstellung der Befragungs-Ergebnisse ins Naturkundemuseum.

Etwa 50 Interessierte kamen zur Vorstellung der Befragungs-Ergebnisse ins Naturkundemuseum.

Foto: günter von ameln

Ungewohnte Bilder: Balken- und Tortengrafiken, Prozentzahlen und andere statistischen Elemente beherrschten einen Vortrag zur Bewertung der Urdenbacher Kämpe - romantische Naturmotive blieben außen vor. Trotzdem: Boris Braun vom geografischen Institut der Universität Köln verstand es, vor rund 50 Gästen im Benrather Naturkundemuseum die empirischen Erhebungen fesselnd und interessant zu präsentieren.

Gemeinsam mit seinen Studenten führte er von Ende Mai bis Mitte September rund 800 Interviews mit Besuchern des Altrhein-Gebietes; parallel dazu übernahm ein Zählautomat die Erfassung des Besucher-Aufkommens. Das Ergebnis spricht für sich. Nicht weniger als 37.000 Menschen nutzten während dieser Zeit das Naturschutzgebiet, 6.800 hatten einen Hund dabei. "Das ist schon eine ziemliche Belastung", kommentierte Braun, der selbst in Urdenbach lebt. Auenbegleiterin Ingeborg Lackinger-Karger, die sich den Vortrag anhörte, sah das ebenfalls kritisch: "Die Anwohner gehen an Schönwetter-Wochenenden nicht mehr in die Kämpe, weil es inzwischen komplett überlaufen ist."

Boris Braun führte aus, dass Menschen aus größerer Entfernung das Gebiet zunehmend als Tourismusziel entdecken, angezogen durch den Rhein und Schloss Benrath. Naturschonend sei der Tourismus jedoch nicht; die meisten Leute von außerhalb kämen mit dem Auto und die Parkplätze seien überlastet. "Mit nur zwei Haltestellen ist die öffentliche Verkehrsanbindung sehr ungünstig", stellte Braun fest.

Das Interesse sei im Blick auf die Altersgruppen differenziert: "Ältere Leute kommen weit mehr in die Kämpe als Jüngere", erklärte er anhand einer Grafik. Die wies 46 Prozent Besucher zwischen 45 und 65 Jahre aus, hingegen nur neun Prozent zwischen 19 und 30 Jahre.

Das Zusammentreffen von Joggern, Spaziergängen, Radfahrern und Hundebesitzern berge auf jeden Fall Konfliktpotenzial. "Je nachdem wie man unterwegs ist, stört das den anderen", stimmte ein Gast amüsiert zu. Auch die Qualität der Wege war diskussionswürdig. "Mit dem Rollator oder dem Kinderwagen kommt man an bestimmten Orten nicht weiter und muss denselben Weg wieder zurück", klagte eine gehbehinderte ältere Dame. "Wir wollen die Wegedecke nicht zu gut machen", gab Elke Löpke von der Biologischen Station Haus Bürgel zu bedenken. Es sei zu befürchten, dass dann viele Radfahrer nur noch schneller führen.

Wer meint, modernde Baumstämme oder gen Himmel gestreckte kahle Äste von abgestorbenen Bäumen störten die Natursuchenden, der täuscht sich. 77 Prozent der Befragten finden es gut, dass der Mensch hier nicht eingreift. Das freute Biologin Elke Löpke: "Es überrascht und beruhigt mich. Denn an einer Stelle stehen eine Reihe Birken im Wasser, die sterben bald ab, und wir hatten schon Sorge, dass es deswegen Ärger gibt."

Boris Braun zog am Ende der Veranstaltung ein positives Fazit der Befragung. Zwar gebe es hier und da noch Nachbesserungsbedarf; alles in allem seien die Befragten aber zufrieden.

(bgw)
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