Benrath Stadtbibliothek seit 50 Jahren in Orangerie

Benrath · Bei einem Fest mit mehr als 100 Gästen wurde auch noch einmal an die Anfänge der Bücherei erinnert.

Die guten alten gedruckten Seiten, in Bücher gebunden, eingereiht in lange Regale, dazu das historische Domizil, obendrein die Aussicht in den Schlosspark Benrath - das alles mag nostalgisch anmuten. Auf den zweiten Blick wird klar, wie sehr sich das Bibliothekswesen in Jahrzehnten gewandelt hat. Am Freitagabend feierte die Benrather Stadtbibliothek ihr 50-jähriges Bestehen unter dem Dach der Orangerie. Mehr als 100 Gratulanten finden sich ein, lobende Grußworte, MundArt-Kabarett und gebührende Komplimente bestimmen das Fest. In einem sind sich die "Geburtstags"-Gäste einig: Diese Bibliothek ist die schönste in Düsseldorf. Und: Sie hat sich von einer gemessenen Ausleihe zu einem lebendigen Ort entwickelt.

"Die Bücherei ist das Herzstück des kulturellen Lebens im Düsseldorfer Süden", lobt Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Graf. Der Düsseldorfer Bibliothekschef Norbert Kamp zeichnet auf, welcher Wandel dahinter steckt. Früher hatten die Leser keinen freien Zugriff auf die Bücher, das änderte sich 1966 mit dem Umzug in die Orangerie", erklärt Kamp. Zuvor - im Westflügel des Benrather Schlosses - wurde der Lesestoff über eine Theke gereicht, daher der Begriff "Thekenbücherei". Kinder und Jugendliche mussten sich quasi "herauflesen", meint Kamp belustigt. Um manches Mal zu hören "das ist noch nix für dich".

Das änderte sich bereits mit dem Umzug in die Orangerie. Und seit 2003 - nach der letzten umfassenden Renovierung - haben junge Leser ihre Freestyle-Abteilung mit eigenem Bestand. Eine zweite "Revolution" lösten vor 30 Jahren die elektronischen Medien aus. Sie fegten die vertrauten "Zettelkästen" fort und verbesserten den Service. "Heute können sie rund um die Uhr von jedem Ort der Welt ihr Buch bei uns ausleihen", erklärt Kamp. Büchereileiterin Christel Mewes hat in einer Ausstellung Historisches und Zeitgenössisches zusammengetragen. Großformatige Fotografien geben Einblicke in das Jahr 1966 - vor dem Umzug. Sie zeigen eindrucksvoll den desolaten baulichen Zustand der Orangerie "Wer hätte gedacht, dass ein solches Schmuckstück daraus wird", meint Mewes nicht ohne Stolz.

Bis die langen Bücherreihen in der Orangerie ihr Domizil fanden, haben sie nicht weniger als zehn Mal den Standort gewechselt. Die Anfänge lassen heute ungläubig staunen. Im Jahr 1904 holten sich Leser ihre Bücher in einer Benrather Gaststätte ab. Der Bestand füllte damals nicht mehr als zwei Schränke. "Wir haben heute in Benrath 36.000 Medien", verrät Norbert Kamp.

Neben der typischen Ausleihe ziehen Ausstellungen, Konzerte, Vorträge und literarische Reihen wie die Montagsprosa zahlreiche Gäste an. Die gedruckten Seiten haben an Faszination aber nicht verloren, denn mit 280.000 Ausleihen im Jahr 2015 gehört Benrath zu den stärksten Standorten in Düsseldorf. "Ich persönlich bevorzuge das gedruckte Buch", gesteht Bibliothekschef Norbert Kamp.

(RP)
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