Benrath Schloss-Uhr schlägt wieder im Takt

Benrath · Die Uhr am Nordgiebel von Schloss Benrath aus dem Jahr 1771 stand seit vielen Jahren still. Jetzt zeigen die Glocken mit ihrem Klang wieder die Viertelstunden an. Restauriert hat sie Christian Schnurbus.

 Uhrmacher Christian Schnurbus hat das Uhrwerk auseinandergenommen, um es reparieren zu können.

Uhrmacher Christian Schnurbus hat das Uhrwerk auseinandergenommen, um es reparieren zu können.

Foto: Anne Orthen

Mitten am Hauptgebäude von Schloss Benrath präsentiert ein Engel die Zeit; die Putte lupft den Vorhang an der großen Uhr am Corps de Logis. Sie hat nur einen Stundenzeiger, stammt aus dem Jahr 1771 und war viele Jahre außer Betrieb. Jetzt schlagen die zwei Originalglocken wieder, die versteckt hinter dem Giebel liegen. Zu jeder Viertelstunde: Einmal, zweimal, dreimal, viermal und zur vollen Stunde dann beide Glocken. Diese Glocken ergänzen den Stundenzeiger, da es keinen für die Minuten gibt. Etwas Übung braucht man, um die genauue Zeit abzulesen und dabei genau dem Geläut zu lauschen.

 Die Turmuhr hat nur einen Zeiger, der die Stunden anzeigt.

Die Turmuhr hat nur einen Zeiger, der die Stunden anzeigt.

Foto: schnurbus

Bald schon können sich die Besucher wieder an der alten Uhr erfreuen, die Christian Schnurbus (31), Uhrmachermeister und Restaurator für antike Uhren, gerade instand gesetzt hat.

"Die Uhr besteht noch zu 80 Prozent aus Originalteilen", sagt er. Das habe ihn und Uhrmachermeister Thomas Deckert sehr überrascht, aber auch gefreut. "Wir haben am Uhrwerk die Jahreszahl 1771 entdeckt", sagt er. Einfach war die Reparatur nicht, denn das Uhrwerk war stark verklebt. Eine dicke Ölschicht musste erstmal weg. Mit ölverschmierten Händen erinnert die Arbeit des Uhrmacher dabei fast mehr an eine Autowerkstatt. Rund 150 Teile hat Christian Schnurbus bearbeitet: "Das sind große Teile und wir hatten die Sorge, dass sie beim Auseinanderbauen Schaden nehmen". Fast wäre der große Stundenzeiger an der Fassade runtergefallen; ihn hielt nur noch ein rostiger Stahlstift. Orientierung lieferten Punkte, die im Material eingeschlagen sind und bei der Positionierung und dem Zusammenbau des Uhrwerks halfen. Große Gewichte liefern die Energie für die Uhr. Sie läuft acht Tage, dann muss sie aufgezogen werden. Es gibt einen extra Schacht, in dem die Gewichte verschwinden. Auch das große Uhrwerk selbst ist nicht direkt hinter der Uhr, sondern in einem Nebenraum untergebracht. Für das genaue Einstellen sind Tricks und Kniffe notwendig, da es im Innenraum kein Ziffernblatt zur Orientierung gibt. Die Uhr kann nur im Viertelstundentakt genau eingestellt werden.

Die über 250 Jahre alte Uhr stammt vermutlich aus der Werkstatt des Mannheimer Uhrmachermeisters Johann Jakob Möllinger. Sie ist wenig im Einsatz gewesen, davon zeugen die Räder des Uhrwerks, die in einem guten Zustand waren. "Das Schloss war nicht immer bewohnt", sagt Eva-Maria Gruben, Sammlungsleiterin.

Restaurator Christian Schnurbus wird zukünftig die Uhr ehrenamtlich aufziehen, damit sie die genaue Zeit anzeigt. "Das erspart mir das Fitnessstudio", sagt er. Über 200 Kurbelumdrehungen sind notwendig, um die 70 Kilogramm schweren Gewichte zu positionieren. Die Finanzierung der Restaurierung hat die Vereinigung Freunde Schloss und Park Benrath übernommen.

(sime)
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