Benrath/Unterbilk Politik will Dürer-Kolleg weiter nutzen

Benrath/Unterbilk · An die "fürstliche Schule am Fürstenwall", wie ein Journalist 1954 über die Eröffnung der Handwerkerberufsschule in Unterbilk schrieb, erinnert heute zwar kaum noch etwas. Doch viele Menschen im Stadtteil hängen an der Adresse Fürstenwall 100 als Schulstandort, auch wenn das Gebäude so marode ist, dass man nach dem Umzug des Albrecht-Dürer-Berufskollegs (so heißt die Berufsschule seit 1970) nach Benrath erstmal eine Total-Sanierung vornehmen müsste.

 Die Stadt will das Gebäude, in dem sich aktuell das Haupthaus des Dürer-Kollegs befindet, verkaufen. Stadteilpolitiker sehen das anders.

Die Stadt will das Gebäude, in dem sich aktuell das Haupthaus des Dürer-Kollegs befindet, verkaufen. Stadteilpolitiker sehen das anders.

Foto: Engelmann

Doch wenn es nach den Plänen der Ampel-Koalition geht, wird das in Teilen mehr als 100 Jahre alte Gebäude verkauft, um damit einen Teil der Kosten für den Neubau, die auf 70 Millionen Euro beziffert werden, zu finanzieren. Ganz andere Vorstellungen hat man im Stadtbezirk 3. So machen sich die CDU und SPD dafür stark, dass das Gebäude in Unterbilk, in dem mit rund 3000 Schülern eine der wichtigsten Berufsschulen der Stadt untergebracht ist, ein Ort des Lernens und Lehrens bleibt. Die lange Schultradition am Fürstenwall sollte erhalten werden, nicht zuletzt, weil viele Prominente dort die Schulbank drückten, meinen die Politiker. So besuchte etwa Heinrich Spoerl (1887-1955) zwischen 1893 und 1905 die Oberrealschule, die damals am Fürstenwall untergebracht war (heute: Geschwister-Scholl-Gymnasium, das an der Redinghovenstraße liegt). Einer der ersten Abiturienten dieser Schule war ein weiterer wichtiger Sohn der Stadt: Hugo Henkel (1881-1952), der Chemiker, der das Waschmittel Persil erfand und damit eine Revolution in deutschen Waschküchen auslöste. In dem Berufskolleg, das heute an der Adresse untergebracht ist, kann man sich unter anderem zum Bauzeichner, Betonbauer und Zahntechniker ausbilden lassen.

Doch auch aus anderen Gründen halten die beiden regierenden Parteien im bevölkerungsreichsten Stadtbezirk an einem Schulstandort am Fürstenwall 100 fest. "Die zentrale Lage und Anbindung ist für eine Schule von Vorteil, zudem gibt es im wachsenden Stadtbezirk 3 einen Bedarf an weiteren Schulräumen", meint der CDU-Politiker und Bezirksbürgermeister Walter Schmidt. Die mehr als 90 Räume in dem Gebäude seien am ehesten für eine Schule geeignet.

Anders sehen das die Grünen im Bezirk. Sie teilen die Meinung, dass die historische Fassade erhalten werden sollte und auch eine Wohnnutzung nicht infrage komme, würden das Gebäude aber am Liebsten künftig als einen "kreativen Treffpunkt für unterschiedliche Kulturen und Künstler nutzen, ähnlich wie im Bürgerhaus in Bilk mit seinen vielen Ateliers, Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen", sagt Grünen-Politiker Dietmar Wolf.

Nach dem Beschluss des Stadtrates, dass der Neubau des Kollegs nach Benrath soll, können nun die Detailplanungen aufgenommen werden. Die CDU war in der Sitzung mit ihren Anträgen gescheitert. Unter anderem wollten sie einen Architektenwettbewerb für die dort geplante Wohnbebauung haben. Dem stimmte die Ampel aus SPD, Grünen und FDP nicht zu. Doch die Fraktionsvorsitzenden Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und Markus Raub (SPD) machten deutlich, dass auch sie sich einen Wettbewerb vorstellen können.

(RP)
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