Benrath Paulsmühle vor dem Verkehrskollaps?

Benrath · Viele Anwohner waren der Einladung der Initiative "Lebenswerte Paulsmühle" gefolgt. Sie wünschen sich, dass das Wohngebiet am Dürer-Kolleg nicht kommt. Denn schon durch das Kolleg wird es mehr Verkehr geben.

 Schon jetzt wird es auf der Telleringstraße eng. Nach einer Berechnung von Verkehrsplanern sollen nach Fertigstellung aller drei Großprojekte pro Tag rund 3400 mehr Fahrzeuge unterwegs sein.

Schon jetzt wird es auf der Telleringstraße eng. Nach einer Berechnung von Verkehrsplanern sollen nach Fertigstellung aller drei Großprojekte pro Tag rund 3400 mehr Fahrzeuge unterwegs sein.

Foto: Anne Orthen

Die Anwohner in der Paulsmühle sind davon überzeugt, dass die drei aktuell geplanten Großprojekte das Wohnviertel im Osten Benraths an den Rand des Verkehrskollapses oder sogar darüber hinaus bringen werden. In dem Stadtteil wird aktuell das Albrecht-Dürer-Berufskolleg gebaut, zudem sind zwei Wohngebiete mit insgesamt rund 750 Wohnungen geplant. Und so war der Unmut bei den rund 250 Paulsmühlern groß, die am Donnerstagabend der Einladung der Bürgerinitiative "Lebenswerte Pausmühle" in den Bunker gefolgt waren. Für Entlastung der bestehenden Verkehrsinfrastruktur, da sind sich deren Mitglieder sicher, hätte nur der Bau einer neuen Straße durchs Viertel gesorgt, die parallel zu den Eisenbahnschienen geführt hätte und an der Forststraße rausgekommen wäre. Doch dieser Zug ist im wahrsten Wortsinn abgefahren, da dadurch, dass Benrath nun doch den Halt des Schnellzuges RRX bekommt, ein zusätzliches Gleis gebaut werden muss und deshalb kein Platz mehr ist.

 Auf das Podium hatte die Initiative Vertreter aus der Bezirksvertretung 9 gebeten.

Auf das Podium hatte die Initiative Vertreter aus der Bezirksvertretung 9 gebeten.

Foto: Andrea Röhrig

Weder die Bewohner des Viertels noch die Verkehrsplaner oder die Stadtteilpolitiker haben für das Problem des Verkehrszuwachses durch die Großprojekte derzeit eine Lösung parat. Zwei mögliche Einbahnstraßen-Varianten sorgen nur für eine Verlagerung des Verkehrs innerhalb des Viertels. Und so fiel ein Vorschlag von Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Graf (CDU) bei den Anwesenden auf fruchtbaren Boden: Das Wohngebiet, das zur Gegenfinanzierung des Dürer-Kollegs dienen soll, sollte besser gar nicht erst gebaut werden. Umgehend legte die Initiative Unterschriftenlisten aus, in denen sie nun fordert, dort statt neuer Wohnungen einen Park oder einen Ort für Begegnungen zu realisieren.

Nach dem Zeitplan der Verwaltung soll in der ersten Hälfte 2018 die Öffentlichkeitsbeteiligung für die Aufstellung eines neuen Bebauungsplanes für dieses Wohngebiet neben dem Dürer-Kolleg starten. Ob es für den Stopp dieser Planungen im Stadtrat eine Mehrheit geben wird, ist fraglich. So warb der stellvertretende Bezirksbürgermeister Udo Skalnik (SPD) in der Versammlung dafür, dass die 30.000 Neu-Düsseldorfer bezahlbaren Wohnraum benötigten und wegen des Fehlens großer Freiflächen die Stadtteile verdichtet werden müssten. Und so soll ja auch noch auf der Brache an der Hildener Straße in den nächsten Jahren ein weiteres Neubaugebiet entstehen.

Am Freitag, 8. Dezember, soll die Bezirksvertretung (BV) 9 eigentlich entscheiden, welches Verkehrskonzept sie für die Paulsmühle präferiert, denn davon hängt der Ausbau der Kreuzung Kleinstraße/Forststraße ab. Am Mittwoch vorher setzen sich die BV-Fraktionen jede für sich zusammen und stimmen ihre Meinung ab. Zumindest den Kreuzungsausbau muss die BV noch 2017 beschließen, da diese Maßnahme 2018 umgesetzt werden soll. Da drängt insofern die Zeit, als dass das Dürer-Kolleg nach den Sommerferien 2018 in den Betrieb geht.

Die Bauarbeiten der Stadttochter Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR) sind im Zeitplan; die Übergabe des Schulgebäudes ist für den 1. April geplant, sagte IDR-Chef Ekkehard Vinçon. Die Parkgarage neben der Sporthalle soll im Mai fertig werden. Dort entstehen 248 Stellplätze für Lehrer und Schüler. Da die IDR auch die Parkgarage an die Stadt übergeben werde, liege die Bewirtschaftung in der Hand der Stadt, sagte Vinçon weiter. Dort konnte man gestern nicht klären, ob man Parkgebühren erheben werde.

Ist das Parken kostenpflichtig, dann, so sind sich die Anwohner sicher, werden noch mehr Schüler und Lehrer im Viertel für zusätzlichen Parkdruck und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen sorgen. Da an einem Kolleg nicht alle Schüler täglich vor Ort sind, wird mit einer Zahl von um die 1000 pro Tag gerechnet. Wie viele von ihnen tatsächlich am neuen Standort mit dem Auto kommen werden, weiß derzeit niemand.

Eine Verbesserung für die Bewohner würde schon mal die Einführung des Anwohnerparkens (30 Euro pro Jahr) darstellen. Eine Anwohnerin vom Mönchgraben berichtete unserer Redaktion, dass inzwischen ihre Garage ständig zugeparkt werde. Oft seien das Bahnpendler, die auf dem Park&Ride-Parkplatz keinen Platz mehr fänden, sagte sie. Dieses Problem wird sich weiter verschärfen, da im Zuge des RRX-Ausbaus der P&R-Parkplatz in der Nähe der Hildener Straße verkleinert wird. Wohin also mit alle den fahrenden sowie zu parkenden Autos?

Im Neubauprojekt Mühlenviertel auf der BEA-Brache mit seinen 364 Wohnungen werden nur 302 Tiefgaragenplätze gebaut. Das sind sogar mehr als der neue Stellplatzschlüssel der Stadt bei Projekten vorsieht, die gut an den ÖPNV angeschlossen sind.

Immerhin bei einem Problem, das sie angehen können, wollen die Bezirksvertreter helfen. Sie wollen prüfen lassen, ob man auf der Einsiedelstraße nahe der Grundschule einen Zebrastreifen aufbringen lässt. Ein Verwaltungsmitarbeiter sicherte nach der Versammlung der Initiative zu, dass man sich in Kürze noch einmal zusammensetzen und nach Lösungen suchen werde, berichtete Elke Nowak von der Initiative. Unter anderem gibt es eine Einbahnstraßenmodifizierung, die den Verkehr bis zum Kolleg in zwei Richtungen laufen lassen könnte.

(rö)
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