Benrath Mit Arbeit kommt keine Langeweile auf

Benrath · Sechs junge Männer aus der Flüchtlingsunterkunft an der Benrodestraße engagieren sich für ihre Mitbewohner und verdienen sich damit ein kleines Taschengeld.

 Dominic und Ali tragen eine neue Matratze über den Flur der Unterkunft an der Benrodestraße. Dort putzen sie auch und bekommen dafür Taschengeld.

Dominic und Ali tragen eine neue Matratze über den Flur der Unterkunft an der Benrodestraße. Dort putzen sie auch und bekommen dafür Taschengeld.

Foto: Olaf Staschik

Laub fegen, einen Schrank aufbauen, eine neue Matratze ins Zimmer tragen - Dominic ist immer gerne zur Stelle, wenn ihn jemand braucht. Und das von Anfang an. Seit Mitte Juni wohnt der junge Mann aus Ghana in der Flüchtlingsunterkunft an der Benrodestraße in Benrath. "Nicht jeder hat die Küche gereinigt, nachdem er sie genutzt hat. Also habe ich sie öfter mal geputzt", sagt er.

Sein Engagement fiel dem Heimleiter auf. Inzwischen ist aus Dominics freiwilliger Hilfe ein richtiger Job geworden. Gemeinsam mit fünf Kollegen hält er die Unterkunft sauber. 1,05 Euro pro Stunde erhalten die Männer für ihre Arbeit.

"Wir begrüßen solche Maßnahmen. Sie geben den Menschen in den Unterkünften eine Tagesstruktur und erleichtern die Integration - auch später ins Arbeitsleben", sagt Sebastian Vogt vom Caritasverband Düsseldorf. Dass einige Bewohner die Gemeinschaftsräume verunreinigt zurücklassen, kann viele Gründe haben. Es fange damit, dass die Küchen in Deutschland ganz anders ausgestattet sind als in den Heimatländern der Bewohner und sie gar nicht wissen, wie die Geräte zu pflegen sind. Und auch vermeintliche Selbstverständlichkeiten können zum Problem werden. "In den südlichen Ländern sind zum Beispiel Stehtoiletten üblich. Einige Neuankömmlinge wissen anfangs gar nicht, wie sie unsere Toilettenschüsseln benutzen sollen und stellen sich darauf", berichtet Vogt. Solche Fälle gehören in der Benrodestraße inzwischen der Vergangenheit an. Die meisten wohnen schon seit mehreren Monaten dort, die Fluktuation ist relativ gering.

Dominic hat in seiner Heimat als Mechaniker gearbeitet, sein Freund Ali, ebenfalls aus Ghana, war Modedesigner. Diese Berufe würden sie gerne wieder aufnehmen. Dass sie nun vorerst als Putzkräfte arbeiten, stört sie aber nicht - im Gegenteil. "Wir arbeiten fünf Stunden am Tag, dazu kommen zwei Deutschkurse pro Woche. Uns wird auf jeden Fall nicht langweilig", sagt Ali. "Außerdem wissen die anderen Bewohner zu schätzen, was wir für die Gemeinschaft tun. Das ist schön."

Ihr Asylverfahren läuft bereits. Ob sie in Deutschland bleiben dürfen, wissen sie noch nicht. "Viele Deutsche denken, Ghana sei ein sicheres Land. Das ist nicht so. Wir hatten leider alle gute Gründe, unsere Heimat zu verlassen", erklärt Dominic. Ihre persönlichen Geschichten haben sie den Mitarbeitern auf dem Amt erzählt, in der Zeitung möchten sie sie lieber nicht sehen.

Da das Gesetz geändert wurde, dürfen Asylbewerber neuerdings bereits nach drei Monaten ein Praktikum absolvieren. Sebastian Vogt hofft, dass die Düsseldorfer Unternehmen dafür offen sind. "Allein an der Benrodestraße haben wir viele qualifizierte Bewohner, darunter einen Arzt, einen Architekten, einen Bauzeichner und einen Erziehungswissenschaftler. Dieses Potenzial sollte die Wirtschaft nutzen."

Auch Ali, Dominic und ihre Kollegen würden sich über eine Chance freuen. Dass sie bereit sind, anzupacken, beweisen sie jetzt schon jeden Tag in der Unterkunft an der Benrodestraße.

(arm)
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