Benrath "Geplante Bebauung ist zu massiv"

Benrath · Die Entscheidung für den Entwurf eines Stuttgarter Architektenbüros war knapp. Wohl ein Ausschlag gab das mit Abstand größte Wohnungsangebot des Entwurfs: Bis zu 110 Einheiten könnten an der Hospitalstraße entstehen.

 Die höchsten Gebäude entstehen entlang der Benrodestraße (oben rechts) und sind für das Wohnprojekt gedacht.

Die höchsten Gebäude entstehen entlang der Benrodestraße (oben rechts) und sind für das Wohnprojekt gedacht.

Foto: Aldinger Architekten

Den Enthusiasmus der städtischen Baudezernentin Cornelia Zuschke über den Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs für die Bebauung des Areals rund um das alte Benrather Krankenhaus konnten und wollten die Mitglieder der Bezirksvertretung (BV) 9 in ihrer Sitzung nicht teilen. Seniorenrats-Mitglied Heidrun Hoppe sprach gar davon, dass die sechs Mehrfamilienhäuser nach Bürogebäuden aussähen. Sie war bis November Vorsitzende des Vereins "Gemeinsam leben am Schloss", der auf dem Areal ein Mehrgenerationenprojekt ins Laufen bringen will.

 Im Laufe des Jahres werden hier die Bagger anrollen. Das alte Krankenhaus wird bis auf die unter Denkmalschutz stehende Kapelle abgerissen.

Im Laufe des Jahres werden hier die Bagger anrollen. Das alte Krankenhaus wird bis auf die unter Denkmalschutz stehende Kapelle abgerissen.

Foto: Staschik

Dirk Angerhausen, Sprecher der CDU in der BV 9, findet die Häuser "sehr massiv". Die Jury, die aus 21 Mitgliedern bestand - darunter Vertreter der Verwaltung, der Bezirkspolitik sowie Architekten - hatte sich für den Entwurf des Stuttgarter Büros Aldinger und Landschaftsarchitekten Koeber ausgesprochen. Allerdings war es nach Informationen unserer Redaktion mit einer Stimme Vorsprung denkbar knapp. Zudem haben die Planer, die für ihren Entwurf ünbrigens ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro bekomme, eine Menge Hausaufgaben bekommen, die sie bis zu den Sommerferien erledigt haben müssen. Unter anderem sollen die Architekten die Fassadengestaltung samt der zu verwendenden Materialen überarbeiten.

Doch letztlich, so lautet die Vermutung von FDP-Ratsherr Thomas Niccolin, der in der BV als berateneden Mitglied sitzt, habe bei der Entscheidung für diesen Entwurf doch wohl nicht die Gestaltung gesprochen, sondern die Zahl der ermöglichten Wohnungen. 110 sind es bei den Schwaben. Und tatsächlich weisen die beiden, die es nur auf Rang drei und zwei geschafft haben, eine geringere Bruttogeschossfläche auf: 11.000 sind es beim Sieger, beim Zweitplatzierten 7000 und beim Drittplatzierten 8000 Quadratmeter.

Auf rund der Hälfte der Fläche soll das Mehrgenerationenwohnprojekt zum Zuge kommen. Den Rest will die Wohnungsbautochter der Stadt, die SWD, der das Gelände gehört, mit frei finanzierten Wohneinheiten bebauen. Dafür bekommen die sechs Einzelhäuser bis zu fünf Geschosse. Allerdings werden sie nicht höher sein als die Nachbarbebauung. Eine Mitarbeiterin des Planungsamtes wies darauf hin, dass die Fristhöhen überall eingehalten seien. Kritisch angemerkt wurde in der Sitzung von CDU-Ratsfrau Bettina Wiedbrauk, die beratendes Mitglied in der BV ist, dass den von den Stuttgarter Architekten verwendeten Flachdächern der Bezug fehle zu der Bebauung rundherum. Immerhin hatte in der selben Sitzung die BV 9 auch den Satzungsbeschluss auf dem Tisch, der nun dafür sorgt, dass das Benrather Rathausviertel mit seinen schönen Villen aus der Jahrhundertwende Denkmalbereichssatzung ist.

Morgen setzen sich die Sprecherinnen der Wohngruppe des Vereins mit SDW-Vorstand Jürgen Heddergott zu sprechen. Auch da geht es noch einmal um Änderungswünsche: "Bei keinem der sechs Entwürfe hatten wir den Aha-Effekt; es hätten alle nachgearbeitet werden müssen. Der Siegerentwurf ist aus unserer Sicht noch am nächsten drangekommen. Zudem lassen sich in diesen Änderungen noch gut mit einbringen", sagte Wohngruppen-Sprecherin Brigitte Krall. Heddergott lässt sich in der Pressemitteilung der Stadt mit den Worten zitieren: "Der Wettbewerb hat auch aufgezeigt, wie schwierig die Integration der Kapelle und die Einfügung in die Nachbarschaft sind. Das Gewinnerteam setzt beide wichtige Anforderungen sehr gut um."

Unsicherheit herrschte in der BV darüber, ob das Gremium auch im weiteren Verfahren involviert bleibt. Laut Gemeindeordnung wird diese bei der Erteilung von Baugenehmigungen immer dann auch befragt, wenn es um wesntliche städeutbauliche Projekte in einem Stadtbezirk geht. Dass es sich das bei dem Areal um das alte Hospital so verhält, liegt für die BV-Mitglieder auf der Hand. Warum hätte es sonst sogar einen Architektenwettbewerb gegeben.

(RP)
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