Benrath Eine Waldwanderung durch das Schloss

Benrath · Die Fotoausstellung "Bäume, Licht und Wald" im Museum für Gartenkunst gleicht- wenn auch nur auf das Visuelle beschränkt - einem abwechslungsreichen Spaziergang.

 Fotokünstlerin Simone Nieweg zeigt im Museum für Gartenkunst großformatige Fotografien aus der Natur.

Fotokünstlerin Simone Nieweg zeigt im Museum für Gartenkunst großformatige Fotografien aus der Natur.

Foto: Anne Orthen

Zum ersten Mal hat sich die Stiftung Schloss und Park Benrath an dem stadtweiten Ausstellungskonzept von "Photo Weekend", das Museen wie Galerien integriert, beteiligt. Und das gleich mit überragendem Erfolg: Denn den musikalisch-literarischen Auftakt der Ausstellung von "Bäume, Licht, Wald" mit Fotografien von Simone Nieweg im Kuppelsaal mussten zahlreiche Gäste vom Vestibül aus verfolgen. So zeigte sich auch Stefan Schweizer, Wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung, der über drei Epochen deutscher Romantik und die Gefährdung der Wälder Menschen zur Fotokunst Niewegs überleitete, von der Publikumsresonanz sichtlich beeindruckt.

Die 1962 in Bielefeld geborene Fotokünstlerin war 1989 Meisterschülerin der Düsseldorfer Fotografie-Ikonen an der Kunstakademie Bernd und Hilla Becher. Wer das Werk der Bechers kennt, fragt sich zunächst, wie man von Industriebauten auf den Wald als themenstiftendes Motiv kommen kann. Vermutlich ist es aber der akribisch dokumentierende Aspekt, der als künstlerische Klammer fungiert. Hier der industrielle Wandel, der manchen Förderturm oder Gasometer obsolet gemacht hat und nachträglich ästhetisch idealisiert wird, dort der als Folge der Industrialisierung gefährdete Wald, den es in seiner lebenswichtigen Existenz zu bewahren gilt.

Als musikalischen Programmpunkt der Ausstellungseröffnung spielte Tobias Koch die dreiteiligen Waldszenen (op. 82) von Robert Schumann. Der renommierte Pianist und Schumann-Spezialist beherrschte virtuos die klangliche Umsetzung romantisierter Seelenzustände im Wald zwischen temperamentvoller Hochstimmung und düsterer Niedergeschlagenheit. Schauspieler Felix Banholzer hatte sich des drei Sequenzen unterteilten Gedichts "Waldeinsamkeit" von Heinrich Heine angenommen.

Die Ausstellung "Bäume, Licht, Wald" mit 30 Fotoarbeiten von Simone Nieweg im Museum für Gartenkunst im Ostflügel des Schloss-Ensembles gleicht - wenn auch nur auf das Visuelle beschränkt - einer abwechselungsreichen Waldwanderung. Auf die spezifischen Waldgerüche und -geräusche muss der Betrachter zwar verzichten. Aber was ihm vor Augen geführt wird, ist grüne Vielfalt, die die Künstlerin mit fast übernatürlichem Sinn für den idealen Lichteinfall und der technischen Akkuratesse einer Künstlerin, die auch das dazugehörige Handwerk gelernt hat, auf dem Bild festhält. Da ist das in unterschiedlichen Grüntönen schimmernde Waldstück im Oberbergischen oder die Silberesche, bei Aachen aufgenommen, die als Solitär vor dem Wald mit "natürlichem Selbstbewusstsein" ihre Andersartigkeit präsentiert. Die Ausstellung ist bis zum 24. April zu sehen.

(RP)
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