Benrath Ein neues Leben für Mohammed

Benrath · Der Junge aus Afghanistan hat durch Sana-Chefarzt Alexander Olk und dem Sanitätshaus West eine Perspektive erhalten. Wegen einer schweren Erkrankung wurde dem Zehnjährigen das Bein amputiert. Jetzt trägt er eine Prothese.

 Mohammed kommt mit seiner Prothese schon gut klar. Chefarzt Alexander Olk (v.l.) hat den Zehnjährigen operiert, die Prothese ist vom "Sanitätshaus West" (Marcus Müller) gestiftet worden. Rechts Friedendorf-Mitarbeiterin Marina Demirciyan.

Mohammed kommt mit seiner Prothese schon gut klar. Chefarzt Alexander Olk (v.l.) hat den Zehnjährigen operiert, die Prothese ist vom "Sanitätshaus West" (Marcus Müller) gestiftet worden. Rechts Friedendorf-Mitarbeiterin Marina Demirciyan.

Foto: Olaf Staschik

Mohammed Yacoob darf bald wieder nach Hause. In Afghanistan warten Mutter, Vater sowie seine zwei Schwestern und vier Brüder auf die Rückkehr des Zehnjährigen. Vor einem halben Jahr kam der Junge auf Initiative des Friedensdorfes nach Deutschland. Jedes Jahr bringt die Organisation mehrere hundert Kinder nach Deutschland, damit sie hier medizinisch versorgt werden - darunter im Sommer auch Mohammed. Durch eine Mangelernährung hatte sich im Körper des Kindes eine Entzündung ausgebreitet, die vor allem die Knochen im Oberschenkel befallen hatten. Als er in Deutschland ankam, war das kranke Bein bereits zehn Zentimeter kürzer als das gesunde.

Im ersten Krankenhaus wagten sich die Ärzte nicht richtig ran. Doch auch dort hieß es, dass man wohl nicht drumherumkommen werde, das Bein abzunehmen. Auch die Zweit-Meinung von Alexander Olk, Chefarzt der Unfallchirurgie im Benrather Sana-Krankenhaus ergab den gleichen Befund. Und er war es auch, der die schwierige Operation mit seinem Team durchführte. Natürlich habe man sich auch darüber beraten, ob das Bein noch zu retten gewesen sei, sagt der Mediziner: Doch das hätte 20 bis 30 weitere Operationen nach sich gezogen, und das ohne die Gewissheit, ob nicht am Ende doch amputiert werden muss.

Mohammed selbst habe die Entscheidung gefällt, was mit seinem Bein passieren soll, sagt die ihn begleitende Mitarbeiterin des Friedensdorfes, Marina Demirciyan. Eine Ehrenamtlerin habe es ihm in seiner Muttersprache erläutert. Nicht eben einfach für ein zehnjähriges Kind. Im Vorfeld hatte die Initiative ihn mit anderen Friedensdorf-Kindern zusammengebracht, denen bereits ein Gliedmaß abgenommen wurde und die jetzt mit einer Prothese leben. "Er war und ist sehr tapfer", sagt Olk, der mit seinem Patienten und dem Gesundungsprozess sehr zufrieden ist. Inzwischen ist Mohammed auf seiner Prothese auch schon flink unterwegs. Vom 28. August bis zum 26. September lag der Zehnjährige im Sana in einem Einzelzimmer. "Er war schnell der Liebling unseres Pflegepersonals", sagt Olk schmunzelnd und auch Mohammed, der schon ein bisschen Deutsch gelernt hat, lächelt schüchtern.

Für Olk war es die erste Zusammenarbeit mit dem Friedensdorf. Über einen Kollegen habe er erfahren, dass der Verein immer wieder Krankenhäuser und Ärzte sucht, die die aus Krisengebieten eingeflogenen Kinder - am besten kostenfrei - behandelt. Er habe von seinem Arbeitgeber sofort Grünes Licht bekommen, erzählt Olk, der die Kooperation gerne weiter führen möchte. Allerdings würde er sich wünschen, dass er beim nächsten Patienten nicht amputieren muss. "Das ist schon wirklich schlimm, vor allem für einen Zehnjährigen."

Und auch das Sanitätshaus West, dessen Mitarbeiter für den jungen Afghanen kostenfrei die eine Prothese angefertigt und angepasst haben, will gerne weiter helfen, "wenn es für uns machbar ist", wie es Marcus Müller, einer der beiden Geschäftsführer, beschreibt. 30 Mitarbeiter arbeiten beim Sanitätshaus West an drei Standorten, der größte ist in Benrath an der Börchemstraße.

Wäre der Junge ein normaler Kassenpatient, könnte die Firma rund 8000 Euro abrechnen. So gibt es eine Spendenquittung und den Hinweis der Friedendorf-Mitarbeiterin, dass man bei weiteren Hilfsaktionen die Möglichkeit habe, wenigstens einen Teil zu refinanzieren. Doch so weit denkt Müller noch nicht. Er freut sich, dass Mohammed mit seiner Prothese so flink auf den Beinen ist.

(RP)
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