Benrath Ein Juwel feiert Geburtstag

Benrath · Das Benrather Rathaus wird in diesem Jahr 110 Jahre alt. Das Gebäude an der Benrodestraße ist neben dem Schloss wohl das bekannteste und bedeutendste Benraths.

 Blick auf einen Kleinod: das Benrather Rathaus, wie es heute aussieht.

Blick auf einen Kleinod: das Benrather Rathaus, wie es heute aussieht.

Foto: Anne Orthen

"Das Gebäude wird auf Grund seiner qualitätsvollen Gestaltung mit Formen der deutschen Frührenaissance, seiner Bedeutung für die Geschichte und Entwicklung des Stadtteils Benrath und des weitestgehend aus dem frühen 20. Jahrhundert erhaltenen städtebaulichen Zusammenhanges in die Denkmalliste eingetragen." So lautete im Jahre 1984 die Begründung für die Eintragung des Benrather Rathauses als Baudenkmal in die Denkmalschutzliste.

Damit bleibt ihm ein Schicksal erspart, wie es seine beiden Vorgängerbauten aus dem 19. Jahrhundert erlebt haben: Das erste Benrather Rathaus, genutzt von 1866 bis 1890, stand an der Ecke Hildener /Paulistraße und wurde 1933 abgerissen, das zweite, genutzt von 1890 bis 1907, an der Urdenbacher Allee/Hildener Straße, wurde 1960 abgerissen.

Das nunmehr dritte Benrather Rathaus an der Benrodestraße ist neben dem Schloss wohl das bekannteste und bedeutendste Gebäude Benraths. In diesem Jahr wird es 110 Jahre alt. Dies sollte für Benrath ein Grund sein, dieses Datum nicht "sang- und klanglos" vorübergehen zu lassen.

Die Weltkriege und die Nachkriegszeiten hat das heutige Rathaus unversehrt überstanden. Erbaut wurde es ab August 1905 auf einem 5000 Quadratmeter großen Grundstück, das der Gemeinde Benrath 1903 zwischen der Marbacher Straße und der Benrodestraße als Geschenk angeboten wurde. Damals, das heißt vor der Eingemeindung Benraths nach Düsseldorf im Jahre 1929, hießen diese Straßen noch Schiller- und Gartenstraße. Die Schenkgeber dieses Grundstücks waren die Firma Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz, die Eheleute Johann Goergens aus Benrath sowie Carl Pritschau aus Düren. Im April 1905 nahm Benrath diese Schenkung an. Einen Monat später forderte die Gemeinde drei Baufirmen auf, Pläne für den Neubau eines Rathauses in Benrath vorzulegen. Sieger in diesem Wettbewerb war der Architekt Walter Furthmann. Dieser hatte im Jahre 1900 schon das Hildener Rathaus erbaut und gehört zu den bedeutendsten rheinischen Architekten des frühen 20. Jahrhunderts. Später, nahezu 40 Jahre lang, war er der Hausarchitekt der Firma Henkel.

Ende 1906 war der neue Rathausbau fertig und konnte im Januar 1907 von der Verwaltung bezogen werden. Im März 1907 wurde das Gebäude feierlich eingeweiht. Die bei der Eröffnungsfeier gehaltenen Reden liegen sämtlich in unserem Heimatarchiv vor. So sagte der damalige Bürgermeister Julius Melies eingangs seiner Rede: "Der heutige Tag ist für die Bürgermeisterei Benrath ein Ehrentag. Die Einweihung dieses stattlichen Verwaltungsgebäudes ist ein hervorragender Merkstein in ihrer Geschichte." Sehen wir uns das Gebäude etwas näher an, so ergibt sich, dass Furthmann hier Formen des damals populären neugotischen Stils mit Elementen der Renaissance gewählt hat. Mit diesem historischen Bauen mit seiner Mischung unterschiedlicher Stilformen wollte Furthmann bewusst den Eindruck von Alter und Tradition hervorrufen. Der Innenausbau lehnt sich dagegen an den Jugendstil als Ausdruck des damaligen neuen Form- und Kunstempfindens an.

Das Rathaus, wie wir es heute vor uns sehen, ist allerdings nicht mehr in allen Einzelheiten das Rathaus Furthmanns. So ist zum einen der markante Turmaufsatz verloren gegangen. Auch waren ursprünglich die Räume farbig ausgemalt. Wie dies damals ausgesehen hat, kann der heutige Besucher im Erdgeschoss des Rathauses sehen. Hier hat man Musterflächen geschaffen, die über das damalige Farbkonzept Auskunft geben. So kann jedermann urteilen, welcher Form er den Vorzug gibt: der jetzigen oder der ursprünglichen. Bei künftigen Renovierungen sollen die Musterflächen als Vorbild dienen, diese Originalfarbigkeit wiederherzustellen.

(RP)
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